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Historie, VerboteWas steckt hinter dem Hype um die Liebesschlösser?

Lesezeit 3 Minuten

Hier brachte die Schlösser-Last das Geländer zum Einsturz: Die Ponts des Arts in Paris. Im Hintergrund: Das Institut de France.

Wo hängen Liebesschlösser?

Auf der ganzen Welt hängen Paare inzwischen Liebesschlösser an öffentlichen Orten auf, meist an Brücken, Laternen oder speziell dafür geschaffenen Vorrichtungen, wie an Steinen mit Ösen. Einer der bekanntesten Orte ist die Brücke Pont des Arts in Paris. Dort brach vor kurzem ein Teil des Geländers unter dem Gewicht der Schlösser zusammen. In Deutschland hängen die meisten Schlösser an der Hohenzollernbrücke in Köln. Aber auch in anderen Städten, wie Hamburg, Lübeck, Hannover, Berlin, Dresden, Leipzig, Neuss, Bonn, Frankfurt oder München haben sich Verliebte mit Schlössern verewigt.

Woher kommt der Brauch?

Ihren Ursprung haben die Liebesschlösser im Italien. In Rom sollen junge Menschen das Ende von Soldatendienst und Studium damit gefeiert haben, dass sie die Schlösser ihrer Spinde an einer Brücke befestigten und die Schlüssel in den Fluss warfen. Autor Federico Moccia griff diesen Brauch in seinem 2006 erschienenen Roman „Ho voglia di te“ („Ich steh’ auf dich“) auf: Zwei Figuren bringen in dem Buch ein Schloss an der Milvischen Brücke in Rom an, um ihre Liebe „per sempre“ („für immer“) zu besiegeln.

Sind Liebesschlösser erlaubt?

„In den meisten Städten ist es nicht von vorne herein verboten, Liebesschlösser aufzuhängen“, sagt Agneta Psczolla vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB). Viele Städte wollten keine Spielverderber sein. Ist das Aufhängen von Liebesschlössern Sachbeschädigung? Dazu gibt es laut Psczolla noch keine richterliche Entscheidung. Außerdem ist nicht klar, ob wirklich das Strafrecht gelten würde oder eher das Ordnungsrecht.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wann Liebesschlösser entfernt werden.

Wann werden die Schlösser entfernt?

„Wenn die Liebesschlösser zum Sicherheitsrisiko für Passanten werden, müssen sie abmontiert werden“, sagt Agneta Psczolla vom DStGB. Brücken beispielsweise werden regelmäßig auf ihre Statik hin kontrolliert. Diese darf von dem Gewicht der Schlösser nicht beeinträchtigt werden. Renovier-Arbeiten können auch ein Grund sein, die Schlösser zu entfernen. Außerdem darf keine Verletzungsgefahr bestehen. „In Bonn mussten die Schlösser an der Konrad-Adenauer-Brücke abmontiert werden, da sie zu stark in den Fußgängerbereich hineingereicht haben“, erklärt Psczolla.

Was ist schön an Liebesschlössern, was nicht?

Während das Anbringen eines Liebesschlosses für die einen pure Romantik versprüht, ist die Sitte für andere ein leeres Ritual.

„Wehender Wind, flatternde Haare und ganz viel Liebe. Paare aus aller Welt möchten sich ihre Liebe garantieren lassen durch Liebesschlösser, die sie für ewig an Brückengeländern befestigen. Ein letztes Mal zuschließen und dann verschwindet der Schlüssel im unendlichen Strom des Wassers, für immer und ewig.“ So schwärmt Natalia Amandi aus Berlin, Betreiberin der Internetseite liebesschloss.info, von dem Brauch.

Arno Frank hält auf taz.de dagegen: „Wenn die metastasierende Totalität tonnenschwerer Treueschwüre eine Frage aufwirft, dann eher die nach der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen […] Schon Nietzsche wusste: „Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“, und zwar deshalb, weil es kaum etwas Flüchtigeres gibt als die Lust. Mit dem Ritual um die Liebesschlösser erfährt die Lust ein öffentliches Upgrade zur Liebe. Was beweglich war, sitzt fest.“

Sehen Sie in der Bildergalerie einige der schönsten Orte für Liebesschlösser in Deutschland.