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Wie Start-up Gründerinnen Hürden überwinden

Lesezeit 4 Minuten

Berlin – Ob Websites, Marketing, Nanotechnologie oder Unternehmens-Software: Miriam Janke ist es gewohnt, in unterschiedlichen Branchen mitzumischen. Die 24-Jährige hat schon mit 20 alleine eine Marketingagentur aufgebaut.

lediglich knapp 18 Prozent der Gründungen von Frauen aus.

, Juniorprofessorin für Female Entrepreneurship an der Universität Oldenburg, ist ein Grund dafür, dass das Ideal eines erfolgreichen Gründers lange sehr maskulin geprägt war. Das werde aber allmählich aufgebrochen.

Diesen Wandel erlebt auch Miriam Janke. Trotzdem passiere es immer noch, dass sie für eine Assistentin gehalten werde oder Männer ein Meeting mit einem privaten Treffen verwechseln.

Generationen müssen zusammenarbeiten

Sie gehöre zur Generation Z, sagt Janke. Damit einher gehe für sie, für bestimmte Werte und Ideale einzutreten: etwa Diversität, Nachhaltigkeit, Flexibilität, digitales Arbeiten und die Abkehr von Stereotypen. Um das zu erreichen, müssten verschiedene Generationen zusammenarbeiten, sagt sie. Damit hat sie gute Erfahrungen. Ihr Mitgründer etwa ist 36 älter als sie, im Management des Start-ups arbeiten Menschen unterschiedlicher Altersstufen.

Stephanie Birkner sieht den Schlüssel dafür, dass Mädchen Selbstbewusstein und unternehmerische Neugier entwickeln, in Erziehung und Bildung. „Frauen denken oft, sie müssten alles hundertzwanzigprozentig können. Das braucht es nicht.” Wichtig sei, die Bedarfe an Technologien zu erkennen, in eine Lösung zu übersetzen und dann Sparringspartner zu finden.

vom Bundesverband Deutsche Startups von 2020 gibt es hierbei immer noch deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gründungsteams. Vor allem auf Venture-Capital-Investitionen und Business-Angels, also vermögende Privatpersonen, die Geld, Zeit oder ihr Know-how in junge Unternehmen investieren, griffen Männerteams wesentlich häufiger zurück als Frauen.

Inzwischen habe die Forschung gezeigt, warum Ideen von Frauen weniger gefördert wurden, sagt Stephanie Birkner. Oft seien Männern bei Pitch-Veranstaltungen andere Fragen gestellt worden. Während sie eher ihre positiven Zukunftsvisionen ausbreiten konnten, wurden Frauen eher zu negativ behafteten Themen wie Risikovermeidung befragt.

Wichtig sei, frühzeitig mit der eigenen Idee sichtbar zu werden, ins Gespräch zu kommen und mit dem Netzwerkaufbau anzufangen, um an Investitionen zu kommen. „Wenn meine Idee im Gedächtnis bleibt, fangen andere an, für mich mit zu denken, wer ein hilfreicher Kontakt sein könnte”, sagt Birkner. So können auch abseits von Events erste Investitionsgespräche angebahnt werden.

Initiativen wollen weibliche Gründungen fördern

„Vermehrt gründen sich auch Initiativen, die sich explizit die Förderung von weiblichen Gründungen auf die Fahnen schreiben”, sagt Birkner. Auch hier gelte es möglichst früh ins Gespräch zu kommen, auch wenn noch keine Finanzierungsrunde ansteht.

Laut Birkner ist es außerdem wichtig, sich nicht gleich entmutigen zu lassen. „Eine Finanzierungsabsage ist nicht gleichbedeutend damit, dass das Gründungsvorhaben nicht gut oder sogar zum Scheitern verurteilt ist. Es passt vielleicht einfach nur nicht in die Finanzierungsstrategie.”

Situation für Gründerinnen hat sich verbessert

Insgesamt habe sich die Situation für Frauen in der ersten Phase der Gründung verbessert, fasst Birkner zusammen. Investoren, Banken und Gründungsberatungen seien viel offener für Ideen von Frauen. Es sei spürbar, dass sich Gründerinnen, die es selbst eher noch schwer hatten, für junge Gründerinnen einsetzen. „Die erste Investitionsrunde ist etwas leichter geworden - von für alle gleichen Finanzierungschancen sind wir jedoch noch entfernt.”

Wenn es ums Skalieren geht und der Umsatz gesteigert werden soll, stießen Gründerinnen nach wie vor an Probleme. „Das liegt unter anderem daran, dass die Geschäftsmodelle von Unternehmerinnen häufig eine andere Idee von Wertversprechen haben”, sagt Birkner. Sie seien nicht darauf ausgelegt, schnell viel Geld zu machen und dann mit dem Exit auszusteigen.

Stattdessen gehe es häufiger darum, langfristig Arbeitsplätze in einer Region aufzubauen und soziale oder ökologische Ziele zu verfolgen. „Es entsteht eine neue Form von Wirtschaft, für die es eine eigene Sprache, eigene Kategorien und Konzepte braucht.”

Ein Schritt in die richtige Richtung wäre die Veränderung von Bewertungskategorien bei Juryentscheidungen, sagt Birkner. Wichtig sei auch die zeitliche Flexibilisierung von Förderprogrammen, damit Menschen in verschiedenen Lebenssituationen teilnehmen können.

Und: sich von alten Vorstellungen zu Unternehmeridealen zu lösen. „In Deutschland denken viele immer noch, erfolgreich ist nur, wer hart ist”, so Birkner. „Das braucht es nicht. Ich darf lachen, meine Aufgaben dürfen mir leicht fallen und ich kann trotzdem eine sehr erfolgreiche Unternehmerin sein.”

© dpa-infocom, dpa:220830-99-566929/4 (dpa/tmn)