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Bei MückenstichenErst wärmen, dann kühlen

Lesezeit 3 Minuten

Dr. Magnus Heier ist Neurologe und Wissenschaftsautor

Der Mückenstich juckt! Und es wird immer schlimmer! Und wenn man kratzt, ist es zwar ein paar Minuten besser, aber danach wird es noch schlimmer als vorher. Was also tun? Auch wenn es überraschend klingt: Kratzen hilft tatsächlich. Der Schmerz durch das Kratzen überdeckt den Juckreiz – wahrscheinlich durch eine neuronale Hemmung der „weniger wichtigen“ Juckrezeptoren. Der Körper konzentriert sich auf die wichtigen Schmerzsignale und ignoriert das Jucken. Aber die Linderung wirkt eben nur kurz, das Jucken kommt zurück. Und mit etwas Pech entzündet sich der Mückenstich und schwillt an – und die Mischung aus Schmerz und Jucken geht überhaupt nicht mehr weg. Kratzen ist also keine Lösung.

Aber warum juckt es überhaupt? Das Problem ist, dass der Körper auf Fremdeiweiße, die beim Stich mit dem Speichel in die Haut gelangen, mit einer Immunreaktion reagiert: Er schüttet den Signalstoff Histamin aus und die Zellen reagieren wie bei einer lokalen Entzündung: Die Haut wird besser durchblutet, sie erwärmt und rötet sich und schwillt an. Schon ein normaler Mückenstich kann zu einer großen Beule werden.

Erst Hitze, dann Kälte

Das kann man aber verhindern: Durch Hitze und durch Kälte – in dieser Reihenfolge. Eine kurze Erhitzung der Stichstelle, etwa durch warmes Wasser, soll die Eiweiße im Speichel der Mücke zerstören. Danach aber sollte man kühlen. Denn der Entzündungsprozess verlangsamt sich, wenn man kühle Tücher oder Eis auflegt (wobei man Eis nicht direkt auf die Haut auflegen sollte, weil das wie bei einer Verbrennung die Haut zerstören kann).

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Kühlung hilft übrigens auch bei anderen lokalen Entzündungen wie etwa Sonnenbrand. Es wird weniger Histamin ausgeschüttet. Alternativ oder zusätzlich kann man die Ausschüttung auch durch Gele oder Crèmes vermindern – durch sogenannte Antihistaminika, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Sie greifen direkt in den immunologischen Prozess ein und vermindern die Entzündung.

Ob Spucke sinnvoll, sinnlos oder gar gefährlich ist – darüber streiten die Experten. Unstrittig ist, dass Speichel, der langsam verdunstet, den Stich kühlt. Unstrittig ist auch, dass der Speichel Substanzen enthält, die Keime bekämpfen und die Entzündung bremsen. Einerseits. Andererseits ist Speichel aber alles andere als steril: Er enthält eine große Vielfalt an Keimen, die – sollten sie in eine Wunde gelangen – teilweise sogar schwere Infektionen auslösen können. Im Zweifel ist sauberes Wasser besser als Speichel.