Buchmesse 2022Mit royalem Glanz zurück zur Normalität
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Frankfurt/Main – Mit Ausstellern aus 95 Ländern ist die Buchmesse so international wie vor der Pandemie. Zur Eröffnung kommt ein Königspaar. Und die Besucher dürfen früher aufs Gelände.
Der Vorverkauf brummt fast wie vor der Pandemie, Corona-Auflagen gibt es kaum, die internationalen Promis sind zurück: Darf sich Frankfurt auf eine Buchmesse wie früher freuen? Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, glaubt man Buchmessen-Direktor Juergen Boos: Nach „zwei sehr schweren Jahren“ werde die Buchmesse in diesem Jahr endlich wieder größtenteils physisch stattfinden. Die Branche sehne sich nach Kontakt.
Impfpass-Kontrolle, Besucher-Obergrenzen - Stand jetzt wird es auf der Buchmesse keine Beschränkungen dieser Art geben. „Wir haben die Genehmigung, diese Messe ohne Auflagen durchzuführen“, sagte Boos bei der Programmvorstellung im September. Dennoch werde man alles tun, eine sichere Messe zu ermöglichen. So sollen zum Beispiel die breiten Gänge beibehalten werden, um Gedränge zu vermeiden.
Der Zeitpunkt, zu dem das Lesepublikum nach den Fachbesuchertagen auf die Messe darf, hat sich in den vergangenen Jahren stetig nach vorn verschoben. In diesem Jahr dürfen Bücherliebhaber erstmals schon am Freitagmorgen aufs Gelände - und dann auch schon Bücher kaufen. Mittwoch und Donnerstag sind die Messehallen weiterhin Fachbesuchern vorbehalten.
Rund eine Woche vor Beginn der Messe am 19. Oktober hatten sich 4000 Aussteller aus 95 Ländern angemeldet. Der Vorverkauf laufe gut, sagte eine Sprecherin, ohne Zahlen zu nennen. Boos hatte im Sommer angedeutet, die Zahlen näherten sich fast schon wieder dem Niveau vor Corona. Im letzten Jahr vor der Pandemie hatten mehr als 300 000 Menschen die Buchmesse besucht. 2021 zählte die Messe nur 70 000 Besucher, weitere 130 000 nutzen die digitalen Angebote.
Royaler Glanz in Frankfurt
Zur Eröffnung am 18. Oktober bringen König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien royalen Glanz nach Frankfurt. Ihr Land ist in diesem Jahr Ehrengast der Buchmesse. Auch die Liste der Autorinnen und Autoren ist wieder internationaler. Zu den prominentesten Namen zählt Donna Leon, die keinen neuen Krimi vorstellt, sondern über ihr Leben und ihre Arbeit berichtet.
Hinter den Kulissen hat das Thema Sicherheit 2022 noch eine andere Note bekommen: Als der von Islamisten bedrohte Schriftsteller Salman Rushdie im August in den USA auf einer Bühne angegriffen und schwer verletzt wurde, dürften bei der Buchmesse die Alarmglocken geklingelt haben. Rushdie war schon mehrfach in Frankfurt zu Gast, zuletzt 2015, und zwar auf seinen eigenen Wunsch hin stets ohne Personenschutz.
Buchmesse als Spiegel der Gesellschaft
Frankfurt sei „die größte internationale Kulturmesse der Welt“, sagt Boos, „Handelsplattform und Diskussionsraum zugleich“. So spiegeln sich wie in jedem Jahr auch diesmal die Debatten der Welt auf dem Messegelände. Der Gemeinschaftsstand russischer Verlage wurde wegen der Nähe der Organisatoren zum Putin-Regime ausgeladen - ukrainische Verlage dürfen sich auf einem 100-Quadratmeter-Stand mit Bühne präsentieren. Der Buchmessen-Samstag steht ganz im Zeichen ukrainischer Autoren. Die Buchmesse endet am 23. Oktober mit der Verleihung des Friedenspreises an den Ukrainer Serhij Zhadan.
Im vergangenen Jahr hatten Boykott-Aufrufe die Messe überschattet. Die Messe etablierte nun ein „Awareness-Team“, bei dem sich Besucher melden können, die sich - zum Beispiel wegen ihre Hautfarbe oder sexuellen Identität - auf der Messe beleidigt, ausgegrenzt oder bedroht fühlen. Kritik hatte es im vergangenen Jahr auch an der Anwesenheit rechter Verlage gegeben. Die Buchmesse bleibt bei ihrer Linie: „Es geht um die Freiheit des Wortes“, sagt Boos. „Alles, was in Deutschland nicht verboten ist, kann in Frankfurt stattfinden.“ (dpa)