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Pompöser Staatsbesuch in IndienTrump und Melania wie Popstars gefeiert

Lesezeit 5 Minuten
Trump Melania afp

Donald Trump und seine First Lady Melania Trump (r.) vor dem Taj Mahal.

Ahmedabad – Zehntausende Inder jubeln dem US-Präsidenten ekstatisch zu. Mit festlicher Musik zieht Donald Trump im riesigen Cricket-Stadion in der westlichen Stadt Ahmedabad ein, immer wieder bricht frenetischer Jubel aus. An der Seite des indischen Premierministers Narendra Modi werden der US-Präsident und First Lady Melania Trump begrüßt, als wären sie indische Nationalhelden. Trump scheint das Spektakel sichtlich zu genießen: Ein Stadion mit mehr als 100.000 begeisterten Fans, das schafft er zuhause nicht mal bei seinen großen Wahlkampfveranstaltungen.

„Zwei starke Nationen, eine große Freundschaft“ prangte schon auf Plakaten, die Trump auf seiner Fahrt vom Flughafen zum Stadion begrüßten. „Stärkere Freundschaft, bessere Zukunft“, hieß es auf anderen. Doch all der Pomp und die festliche Stimmung konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Trump mit seinem Besuch auch strategische Absichten verfolgte. Die US-Regierung will auf die Expansionspolitik der kommunistischen Führung Chinas kontern. Dafür setzt Trump wie seine Vorgänger auf die Atommacht Indien - die mit 1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsreichste Demokratie der Welt.

Trump Melania afp

Donald Trump und seine First Lady Melania Trump (r.) vor dem Taj Mahal.

USA und Indien mögen China nicht

Das Unbehagen beim Blick auf die Volksrepublik verbindet Indien und die USA: Neu Delhi fühlt sich von der zunehmenden chinesischen Präsenz in Nachbarländern in seiner traditionellen Einflusssphäre wie Sri Lanka, Bangladesch, Myanmar und Nepal bedroht. Auch Chinas enge Beziehungen zu Indiens nordwestlichem Nachbarn und Erzrivalen Pakistan sorgen für Irritationen. Zudem haben die zwei asiatischen Giganten auch seit langem andauernde Grenzstreitigkeiten im Himalaya.

Trump verreist eigentlich nur ungern international. Um den engen Verbündeten Deutschland beispielsweise macht er seit nunmehr drei Jahren einen Bogen - dort würde er allerdings auch nicht mit einem solchen Enthusiasmus empfangen wie nun in Indien, wo die USA und Trump mehrheitlich sehr positiv betrachtet werden. Zudem verbindet Trump und Modi vieles: Sowohl der Hindunationalist als auch der ungewöhnliche Republikaner stören sich nicht daran, als Populisten bezeichnet zu werden. Beide stellen sich seit langem als politische Außenseiter dar, die ein verkrustetes System erneuern wollen.

Beide stehen etablierten Medien häufig skeptisch gegenüber. Sie regieren lieber über Twitter - dort hat Modi 53 Millionen Follower, Trump sogar knapp 73 Millionen. Unbequeme Neuigkeiten kanzeln sie gerne als „fake news“ ab. Kritiker werfen allerdings beiden vor, einen Hang zu autoritärem Handeln zu haben und damit den Rechtsstaat zu untergraben. Nun bringt sie auch Chinas Expansionsdrang zusammen, etwa im Bereich des Indischen Ozeans und des westlichen Pazifiks.

Trump Stadion Indien

100.000 Inder kamen ins Sardar Patel Stadion, um Donald Trump zu sehen. 

USA verkaufen Waffen an Indien

Die USA würden Indien dabei unterstützen, die Freiheit im Indopazifik-Raum „für unsere Kinder und viele, viele Generationen danach“ zu verteidigen, versprach Trump. Die USA als Indiens wichtigster Militärpartner freuten sich darauf, Indien die weltweit „besten und am meisten gefürchteten Waffen“ zu verkaufen, sagte er.

China wiederum ärgert es, dass Indien den Dalai Lama, das spirituelle Oberhaupt der Tibeter, unterstützt. Die Volksrepublik sieht in ihm einen Separatisten, der Chinas absoluten Anspruch auf die riesige Himalaya-Provinz Tibet gefährdet. Peking nutzt indessen seine wirtschaftliche Überlegenheit, um sich mit der Finanzierung von Projekten etwa in Pakistan und in Myanmar einen direkten Zugang zum Indischen Ozean und zum Golf von Bengalen zu sichern. In dem für die Seefahrt bedeutenden Sri Lanka etwa hat China viel Geld in einen neuen Hafen investiert. Manche Inder befürchten daher, dass dieser später auch für militärische Zwecke genutzt werden könnte.

Große PR-Tour von Donald Trump durch Indien

Auch für Modi ist Trumps pompös ausgerichteter Besuch ein großer PR-Erfolg. Der Hindunationalist stand innenpolitisch zuletzt stark unter Druck - wegen einer schwächelnden Wirtschaft und anhaltender Massenproteste gegen ein Einbürgerungsgesetz, das Kritikern zufolge eine gezielte Diskriminierung von Muslimen vorsieht und damit gegen Indiens säkulare Verfassung verstößt. Muslime machen rund 14 Prozent der indischen Bevölkerung aus, rund 80 Prozent sind Hindus.

Trump wolle das umstrittene Gesetz auch bei politischen Gesprächen am Dienstag in der Hauptstadt Neu Delhi thematisieren, hieß es aus US-Regierungskreisen. Er wolle an Indiens demokratische Traditionen appellieren und für Toleranz und die Erhaltung der Religionsfreiheit werben, hieß es weiter. Öffentlich sagte er am Montag nichts dazu. Vor dem Besuch kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, dass eine anti-muslimische Stimmung die Politik Trumps und Modis durchdringe. Was beide verbinde, seien Diskriminierung und Anfeindungen gegen Flüchtlinge und Asylsuchende.

Indien setzt auf neue Zölle und Protektionismus

Von Trumps Besuch wurden keine nennenswerten politischen Abkommen oder Vereinbarungen neuer Geschäfte erwartet. Die Hoffnungen auf ein Handelsabkommen hatten sich zuletzt zerschlagen, weil Indien angesichts der schwächelnden Wirtschaft lieber auf neue Zölle und Protektionismus setzt. Doch die US-Regierung wolle die Verhandlungen zu einem „fantastischen“ Handelsabkommen weiterführen, um von Indiens „unglaublichem Potenzial“ zu profitieren, sagte Trump.

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Trump kommt die Reise auch für den heimischen Wahlkampf gelegen, denn im November wird in den USA gewählt. Dort leben drei bis vier Millionen Amerikaner indischer Abstammung, die als besonders wohlhabende und gut ausgebildete Minderheit gelten - und deren Stimmen hätte Trump gerne. Er lobte sie als „wirklich eindrucksvolle Menschen“. „Danke für den Beitrag eurer Kultur und Tradition an mein geliebtes Land“, sagte Trump. Zudem kann er die fröhlichen und farbenfrohen Bilder im Wahlkampf gut als Beweis dafür nutzen, dass er sich auch im nicht-weißen Ausland als Staatsmann großer Beliebtheit erfreut. (dpa)