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Gefährlicher Hashtag#thinspiration- Der Weg zur Magersucht

Lesezeit 3 Minuten

Das Model Isabelle Caro hat ihren Magerwahn eingesehen und macht Werbung gegen ihre Sucht. Doch leider zu spät: Sie starb im November 2010.

Die meisten Jugendlichen besitzen heut zu Tage ein Smartphone. Damit kann man eine Menge anstellen: Im Internet surfen, Apps herunterladen, spielen, Musik hören, Bahnverbindungen raussuchen und generell hat man die Möglichkeit, mit Menschen zu kommunizieren. Seien es Schulkameraden, Freunde, Geschäftspartner oder Familienmitglieder.

Smartphones ermöglichen den sozialen Kontakt. Man kann sich austauschen und Tipps geben.

Doch diese Chance wird auch missbraucht. Personen mit fragwürdigen Bedürfnissen finden durch das World Wide Web zueinander.

Hinter dem Hashtag #thinspiration verbirgt sich beispielsweise solch eine gefährliche Neigung.

Das Wort „thinspiration“ stammt aus dem Englischen und setzt sich aus „thin“ und „Inspiration“ zusammen. Es bedeutet, dass man sich Anregungen und Tipps fürs Dünnsein holt.

Leute, die den Hashtag nutzen, präsentieren beispielsweise Selbstporträts, Fotos von anderen Personen oder verlinken zu einem Blog. Manchmal steht auch nur ein Zitat da: „Kate Moss is my thinspiration".

Ein höchst gefährlicher Trend

Besonders Frauen folgen diesem Trend und posten Bilder in sozialen Netzwerken wie Twitter und auf Instagram. Auf den Fotos sieht man, wie sich die Haut über den hervorstechenden Knochen spannt. Sie wollen mit ihren Bildern andere Frauen dazu inspirieren, es ihnen gleich zu tun. Im Grunde ist das Werbung für Magersucht - ein höchst gefährlicher Trend.

Pro-Ana

Vor einigen Jahren gab es eine ähnliche Mager-Welle im Netz. Pro-Ana und Pro-Mia-Websiten verherrlichten Magersucht und Bulimie als einen erstrebenswerten Lebensstil. "Ana" ist eine Abkürzung für "Anorexia", so der wissenschaftliche Name der Magersucht. Ana klingt wie eine gute Freundin, nicht wie eine Krankheit.

Jugendliche finden auch heute noch in Pro-Ana Foren Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Dort sind dann zahlreiche Ratschläge für den Essensverzicht zu finden, etwa "Iss nichts, was größer ist als deine Handfläche!" oder "Wenn du hungrig bist, mach Sit-Ups oder box dir in den Bauch!".

Durch Unsicherheit zum Magerwahn

Gerade junge Menschen in der Pubertät sind für solche Bewegungen anfällig. Sie suchen sich eine Gruppe, in der sie sich verstanden und zugehörig fühlen.

Doch anscheinend ist den Jugendlichen die Gefahr dieses Lebensstils nicht bewusst. Alleine in Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 70 Menschen aufgrund von Essstörungen. Ein weiteres Problem dieses gefährlichen Hypes ist, dass die Eltern keine Kontrolle über das haben, was ihre Kinder im Netz treiben.

Ausschließlich die Online-Portale selbst können etwas unternehmen, doch auch ihre Möglichkeiten sind begrenzt.

Instagram schaffte 2012 Hashtags wie #thinspiration, #thinspo, #proanorexia und #probulimia schlichtweg ab. Seitdem können die Wörter zwar mit der für einen Hashtag nötigen Raute versehen werden, allerdings sind sie nicht mehr als Sammellink aktiv.

Das Problem besteht weiterhin

Die Frage bleibt, wie man gegen dieses Problem vorgehen kann. Denn wenn selbst Hollywood-Stars wie Nicole Richie, Kyra Kneightly oder Models diesen Lifestyle vorleben, wird es schwierig, die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass sie sich von solchen Ernährungsexperimenten nicht beeinflussen lassen. Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, was sie in Gruppen und Foren tun, ihnen Einrichtungen empfehlen und über die Krankheit aufklären. Denn Magersucht ist zwar gefährlich, aber auch behandelbar.

Links zur Hilfe

https://www.anad.de/essstoerungen/magersucht-anorexia-nervosa/

http://lebenshungrig.de/