Erneute ProtesteTrump will Fall von getötetem Schwarzen untersuchen lassen
Washington – Im Fall des bei einem brutalen Polizeieinsatz getöteten Schwarzen George Floyd hat US-Präsident Donald Trump eine Untersuchung des Justizministeriums und der Bundespolizei FBI angeordnet. Trump versicherte am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter: „Der Gerechtigkeit wird Genüge getan!“
Er habe die Behörden zu beschleunigten Ermittlungen aufgefordert. Zugleich sprach Trump den Angehörigen und Freunden des Opfers sein Mitgefühl aus. Der Präsident nannte den Tod Floyds „sehr taurig und tragisch“.
Video des Einsatzes gegen Floyd sorgt für Entsetzen
Der Tod Floyds in Minneapolis hatte Proteste in der US-Stadt ausgelöst. Auslöser war ein rund zehn Minuten langes Video aus der Stadt im Bundesstaat Minnesota, das auf Facebook gestellt wurde: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an den Hals Floyds, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte der Afroamerikaner: „Ich kann nicht atmen.“ Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus.
„Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein“, sagte der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey, in einer emotionalen Pressekonferenz. Die vier in den Fall involvierten Polizisten seien mit sofortiger Wirkung entlassen worden.
Heftige Proteste in Minneapolis
In der US-Großstadt Minneapolis hatten am Mittwoch am zweiten Abend in Folge Demonstranten ihrer Wut über den Tod eines Afroamerikaners nach einem Polizeieinsatz Luft gemacht. Die Demonstranten versammelten sich am vor dem Polizeirevier, in dem die vier Beamten gearbeitet hatten, die wegen des brutalen Umgangs mit dem 46-jährigen George Floyd entlassen wurden. Polizisten reihten sich vor dem Revier auf, um das Gebäude gegen die Demonstranten abzuschirmen. Die Polizei setzte Tränengas ein und drängte die aufgebrachte Menschenmenge zurück. Am Rande der Demonstration wurden ein Geschäft für Autoteile in Brand gesetzt und ein anderer Laden geplündert. Bereits am Vorabend hatten tausende Demonstranten in der Großstadt im Bundesstaat Minnesota gegen exzessive Polizeigewalt protestiert. Bei dieser Demonstration hatte die Polizei Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt.
Floyds Familie forderte am Mittwoch eine Anklage gegen Mordes gegen die Polizisten. „Ich möchte, dass diese Beamten wegen Mordes angeklagt werden, denn genau das haben sie getan“, sagte Bridgett Floyd, die Schwester des Todesopfers, im Sender NBC. „Sie haben meinen Bruder ermordet. Sie sollten wegen Mordes ins Gefängnis gehen.“ Floyd forderte die Festnahme der Verdächtigen.
Weiteres Video aufgetaucht
Am Mittwoch wurde ein weiteres Video von der Überwachungskamera eines nahegelegenen Restaurants veröffentlicht, auf dem keinerlei Anzeichen zu erkennen waren, dass Floyd Widerstand leistete, als die Polizisten ihn festnahmen.
Der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der die Familie des Verstorbenen vertritt, erklärte, der Mann sei unter dem Verdacht der Dokumentenfälschung von der Polizei gestoppt worden. Der Fall zeige, dass die US-Justiz Schwarze anders behandle als Weiße. „Das muss der Wendepunkt sein. Jeder hat Gerechtigkeit verdient. Wir können nicht zwei Justizsysteme haben, eines für Schwarze und eines für Weiße“, sagte er im Sender NBC. „Wie viele dieser sinnlosen Morde mit exzessiver Gewalt von den Menschen, die uns schützen sollen, können wir in Amerika noch hinnehmen?“
Immer wieder tödliche Polizeieinsätze gegen Schwarze
Fälle von unverhältnismäßiger und massiver Polizeigewalt gegen Schwarze und Latinos haben in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Empörung gesorgt. Die tödlichen Polizeieinsätze werden von vielen als Beweis für den tief verwurzelten Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft gewertet. Sie führten zur Gründung der Bewegung Black Lives Matter. Am 13. März verschafften sich drei weiße Polizisten Zugang zur Wohnung der schwarzen, 26-jährigen Rettungssanitäterin Breonna Taylor in Louisville, Kentucky und erschossen sie. Die Beamten hatten eigentlich einen männlichen Verdächtigen gesucht. In Brunswick in Georgia sollen Polizei und Staatsanwaltschaft mutmaßlich versucht haben, den Tod eines schwarzen Joggers zu vertuschen, in den ein ehemaliger Ermittler verwickelt war. Die Polizei soll zwei Monate lang ein Video zurückgehalten haben, das zeigt, wie der 25-jährige, unbewaffnete Ahmaud Arbery Ende Februar am hellichten Tag auf der Straße erschossen wird. (dpa, afp)