SinnesorganeAugen können mehr als sehen

Das Auge des Menschen in der Lage, etwa 150 Farbtöne aus dem Spektrum des sichtbaren Lichts zu unterscheiden und bis zu einer halben Million Farbempfindungen zu kombinieren.
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„Deine blauen Augen machen mich so sentimental“, so sang sich Annette Humpe 1981 mit an die Spitze der Neuen Deutschen Welle und hat dem höchstentwickelten Sinnesorgan des Menschen einen eigenen Song beschert. Während wir das lesen, entsteht vor unserem „inneren Auge“ blitzschnell das Bild der blonden Humpe, während unsere „äußeren Augen“ zeitgleich ins Sonnenlicht blinzeln können oder den Abendhimmel genießen – je nachdem, wo wir uns gerade befinden.
In Sekundenbruchteilen entstehen im Gehirn Bilder, die gespeist werden aus den visuellen Reizen, die das Auge liefert, und aus der Kombination der Informationen, die bereits gespeichert sind. Milliarden Nervenzellen sind damit beschäftigt, Sekunde für Sekunde unser Umfeld, Menschen, Dinge und Eindrücke widerzuspiegeln. In einer Zehntelsekunde sind die Bild-Informationen, die das Auge liefert, im Gehirn angekommen. Damit das möglich ist, haben rund zehn Millionen Fasern auf jedem Auge gefunkt.
Der Seh-Sinn liefert 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt. Zudem ist das Auge des Menschen in der Lage, etwa 150 Farbtöne aus dem Spektrum des sichtbaren Lichts zu unterscheiden und sage und schreibe bis zu einer halben Million Farbempfindungen zu kombinieren. Ein gigantisches Talent-Paket.
„Sehen – Faszination Auge“Donnerstag, 21. August, 19 Uhr studio dumont, Breite Straße 72, Köln-InnenstadtExperte: Prof. Dr. Norbert SchrageModeration: Marie-A. Schlolaut„Augendübler“ wird im Foyer des studio dumont für die Gäste des Abends einen Gratis-Sehtest anbietenKarten für 12,55 Euro (Abocard 10,50 Euro) gibt es ab sofort im Servicecenter Breite Straße 72, Köln, bei Kölnticket 0221/2801
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Professor Norbert Schrage vom Klinikum Merheim kann dieses Sinneswunder ganz nüchtern beschreiben, viel lieber aber tut er es mit viel Gefühl. Die nüchterne Variante: „Von der Evolution her betrachtet ist das Auge eine Ausstülpung des Gehirns.“ Die emotionale Version: „Die Faszination des Auges ist, dass es absolut präzise abbildet. Das Abbild dessen, was wir sehen, findet im Auge statt. Man kann das vergleichen mit einer Kamera, dem Sendewagen und dem Fernsehstudio. Die Sinneszellen sind die Kamera, die Bearbeitung im Auge ist der Sendewagen, und das Bewusstwerden des Gesehenen sowie die Assoziationen zum Bild ereignen sich im Studio, also in unserem Gehirn.“
„Der Seh-Sinn“, so der renommierte Facharzt für Netzhaut-Erkrankungen, „ist der Leitsinn des Menschen und ermöglicht ihm die sichere Orientierung.“ Dazu braucht der Mensch seine beiden Augen, damit die Seh-Eindrücke des rechten und linken Auges verschmelzen können. „Erst diese Fähigkeit ermöglicht ein qualitativ hochwertiges räumliches Sehen“, so Schrage. Augen und Gehirn vollziehen aber einen weiteren unglaublichen Spagat in der Sinneswahrnehmung. „Das Bild, das wir sehen, ist immer geprägt von unserer individuell gestalteten Aufmerksamkeit. Das heißt, ein Architekt sieht einen Raum anders als ein Polizist.“
Andererseits aber muss das Auge die Umwelt so abbilden, dass die Eindrücke zwischen den Menschen überprüfbar sind, sonst könnten wir nicht kommunizieren und existieren. Ein Tisch sieht aus wie ein Tisch, sowohl für den Betrachter in München als auch für den in Sidney. Nur bei der Sehschärfe gibt es naturgemäß beträchtliche Unterschiede, denn sie schwankt zwischen 40 und 200 Prozent. Die Sehschärfe lässt sich nicht beeinflussen, aber, so Schrage: „Wenn wir gut sehen, dann sind wir auch psychisch fit. Auch unter Stress sieht man besser, weil man dann aufmerksamer ist.“
„Kinder, die viel lesen, werden meist in der Pubertät kurzsichtig“
Nicht immer sind beide Augen gleichermaßen gut in der Wahrnehmung der Reize, doch das Gehirn versucht den Mangel auszugleichen und unterdrückt die Bilder des „schwachen“ Auges. Weil dieses Auge nicht mehr so gefordert ist, wandert es förmlich ab, sagt Schrage: „Es schielt seitlich oder nach innen.“ Mithin das Beste, was man seinen Augen, vor allem Kinderaugen, anbieten kann, ist den Blick schweifen zu lassen – in der freien Natur. Norbert Schrage: „Kinder, die viel lesen, vor allem aber die Computergeneration, werden meist schon in der Pubertät kurzsichtig. “
Kurzsichtige Kinder sollte man so oft es geht nach draußen schicken. Ich fürchte, dass wir durch den zunehmenden Gebrauch von Smartphone, Handy und Co. deutlich mehr Brillenträger bekommen werden.“ Wer viel liest, egal ob auf Papier oder am Bildschirm, sollte den Rat des Mediziners befolgen: „Nur mit knallheller Beleuchtung. Je heller desto besser. Bei Handys und Computern ist tröstlich, dass die Dinger wenigstens ein helles Display haben.“
Diese Empfehlung gilt nicht mehr, wenn man in die Jahre gekommen ist. „Die Anpassung des Auges an diverse Lichtverhältnisse wird mit zunehmendem Alter schlechter. Deshalb sollten ältere Menschen zum Schutz der Augen öfter eine Sonnenbrille tragen.“
Aber unabhängig vom Alter gilt: Der Mensch ist ein Augentier. Schrage bezeichnet sich als ein „starkes Augentier“, fügt aber gleich hinzu: „Der Blinde sieht mit seinen anderen Sinnen, vor allem mit dem Tastsinn. Aber Sehende haben die Sinnesverarbeitung natürlich vornehmlich auf die Augen bezogen.“ Wie intensiv, das spürt das „Augentier“ Norbert Schrage, wenn er Schiffspassagier ist. „Ich werde regelmäßig fürchterlich seekrank und muss den ins Wanken geratenen Gleichgewichtssinn im Ohr mit meinen Augen austricksen und einen festen Punkt fixieren.“
Ein ganz anderer Trick findet unbemerkt im Hirn statt. Hinter Iris und Pupille arbeitet die Linse mit allen Lichtreizen, die auf sie treffen. Sie leitet diese auf die Netzhaut weiter. Dort allerdings entsteht ein auf dem Kopf stehenden Bild dessen, was wir sehen. Schrage: „Erst unser Gehirn dreht die Bilderflut in Echtzeit um. Eine absolute Höchstleistung.“
Die lichtempfindlichen Zellen auf der Netzhaut haben ein hochsensibles Zentrum. In der Makula, der Mitte der Netzhaut, sind sie am dichtesten angesiedelt. Diese Makula ist nur ein winzig kleiner gelber Fleck, der 1,5 Millimeter groß ist, aber es ist die Stelle des schärfsten Sehens und von immenser Bedeutung.
Wenn dieser Mini-Fleck sich krankhaft verändert, spricht man je nachdem von trockener oder von feuchter Makula-Degeneration, die zu Blindheit führen kann. Die Anzahl der Menschen, die an Makula-Degeneration erkranken, nimmt in Industrienationen rasant zu.
Grüne Augen sind selten
Überprüfen Sie für jede Frage jeweils das rechte und das linke Auge.
Fehlt der zentrale Punkt?
Erscheinen einige Kästchen größer oder kleiner?
Fehlen Kästchen in diesem Muster?
Gibt es wellige Linien?
Fehlen Bereiche außerhalb des Zentrums?
Sehen Sie Schatten auf den Kästchen?
Addieren Sie die Ja-Antworten für das jeweilige Auge.