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HIV Angst vor Aids - Wann ein HIV-Test sinnvoll ist

Lesezeit 4 Minuten

Eine Arzthelferin nimmt in einer AIDS-Beratungsstelle einem Patienten Blut ab. Foto: Angelika Warmuth

Berlin – Das Kondom ist geplatzt, oder es wurde gar nicht erst benutzt - es gibt viele Gründe, sich Sorgen um eine Ansteckung mit dem HI-Virus zu machen. Ein HIV-Test kann Aufschluss geben. Es kommt aber auf den Testzeitpunkt an.

, die wichtigsten Punkte dazu:

Ein Grund, sich auf eine HIV-Infektion untersuchen zu lassen, ist, dass Menschen nach mehreren wechselnden Sex-Partnern eine Art Bilanz ziehen wollen. «Sie wollen wissen, ob trotz guten Schutzes etwas passiert ist», sagt Schafberger. Ein zweiter Anlass sei das, was Fachleute als «Verlobungstest» bezeichnen. «Jemand hat eine neue Beziehung und will sichergehen, dass er nicht infiziert ist.» Der dritte und laut dem Experten schwierigste Fall ist, dass sich ein Mensch einem konkreten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sieht: etwa weil er vor kurzem ungeschützt Sex in einem Land hatte, in dem die HIV-Rate extrem hoch ist, oder er Sex ohne Kondom mit einem möglicherweise HIV-positiven Menschen hatte, der nicht medikamentös behandelt wird.

Für heterosexuelle Menschen mit geringem Ansteckungsrisiko reicht es in der Regel, sich drei Monate nach einer potenziellen Infektion testen zu lassen. «Spätestens nach drei Monaten sind Antikörper im Blut vorhanden», erklärt Schafberger. Umgehend untersuchen lassen sollte sich jemand, der sich etwa eineinhalb Wochen zuvor einem konkreten Ansteckungsrisiko ausgesetzt und nun Fieber oder andere körperliche Symptome einer akuten Infektion hat. Dann sollte er einen Test machen, der direkt nach Bestandteilen des Virus sucht (Nukleinsäure-Test, PCR-Test). «Keiner muss den Test selber aussuchen, das macht eine kompetente Beratungsstelle, wenn sie gut arbeitet», betont der Medizinreferent. Wichtig für die realistische Risikoabschätzung sei es, genau abzuklären, wie und unter welchen Umständen der Betreffende Sex hatte.

Beim herkömmlichen Test wird das Blut auf Antikörper untersucht. Sie bilden sich nach wenigen Wochen als Reaktion auf das HI-Virus und zeigen daher an, dass sich jemand infiziert hat. «Sie lassen sich sehr zuverlässig nachweisen», sagt der Mediziner und ergänzt: «Seit einigen Jahren sucht der normale HIV-Test auch nach Bestandteilen des Virus im Blut.» Ab etwa 14 Tagen nach einer Infektion lasse sich dann das Eiweiß p24 aufspüren. Finden sich bei einem so frühen Test keine Spuren davon im Blut, heißt das aber nicht, dass eine Infektion ausgeschlossen ist. «Das wollen die meisten Menschen aber wissen. Als Ausschlussverfahren nützt der Test zwei Wochen nach einer möglichen Ansteckung noch nichts», betont Schafberger.

In der Regel trägt die Krankenkasse die Kosten, wenn man beim Arzt den normalen Test macht. «Manche Gesundheitsämter und manche Projekte der Aids-Hilfe bieten den Test noch kostenlos an, bei anderen fallen 10 bis 15 Euro an», erläutert Schafberger. Der nur in wenigen Ausnahmen sinnvolle Nukleinsäure-Test, der direkt nach Virus-Bestandteilen sucht, könne je nach Labor mit 50 bis 120 Euro zu Buche schlagen. Die Kasse übernimmt nur dann die Kosten, wenn es einen Anhaltspunkt für eine Infektion gibt und das vom Arzt so diagnostiziert wird.

Heimtests sind in Deutschland nicht zugelassen, online aus dem Ausland aber durchaus erhältlich. Strafbar ist nur der Vertrieb, nicht jedoch der Hausgebrauch. «Wir raten aber davon ab», betont der Mediziner. Diese Tests, die zum Beispiel Speichel analysieren, seien zu schwierig in der Anwendung und zu unsicher in der Aussagekraft. «Bei HIV möchte man ja die absolute Sicherheit.» Wenn ein Schnelltest gut ausgewählt und korrekt angewendet wird, spreche aber nichts dagegen, wenn Profis ihn einsetzen. Das mache auch die Aids-Hilfe in ihren Beratungsstellen. «Das kann man als Laie nicht.»

Das hängt vom individuellen Risiko ab. «Die einzigen, denen wir zum Test einmal im Jahr raten, sind schwule Männer, die mehr als einen Partner pro Jahr haben, und heterosexuelle Männer, die zum Beispiel dreimal im Jahr beispielsweise nach Thailand fahren und dort Sex ohne Kondom haben», erläutert Schafberger. Regelmäßige Tests seien außerdem für Menschen sinnvoll, die sich Drogen spritzen. (dpa/tmn)