KennedybrückeZu schnell für den kurzen Weg

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Die Täter flohen in Richtung Kennedybrücke. (Bild: Lannert)

Die Täter flohen in Richtung Kennedybrücke. (Bild: Lannert)

Bonn – Drei Brücken und zwei Fähren gibt es in Bonn. Eigentlich ein recht gutes Angebot, um schnell über den Rhein zu kommen. Schlechte Karten haben nur die Mopedfahrer, die mit sogenannten 50ern unterwegs sind. Für sie gibt es keine Möglichkeit, über die Süd- oder Nordbrücke zu fahren. Denn der für Mofas freigegebene Fuß- und Radweg ist für Vespas & Co. tabu. Die Autobahn in der Mitte erst recht.

Diese Erfahrung hat Pfarrer Peter Schneider gemacht, der berufsbedingt regelmäßig mit seiner Vespa über die Konrad-Adenauer-Brücke fährt. Schon an der Auffahrt standen Polizisten und kassierte Brückenzoll - ein Ordnungsgeld von zehn Euro. Zu Recht: Denn das Zusatzschild "Mofas frei" unter der Freigabe für Rad- und Fußgänger besagt, dass nur Krafträder über die Brücke fahren dürfen, die nicht schneller als 25 Stundenkilometer unterwegs sind. Der Polizist nannte eine Lösung: Schneider könne doch über die Kennedybrücke fahren. Das macht für den Rollerfahrer einen Umweg von gut zwölf Kilometern, verbunden mit unnötiger Umweltverschmutzung und einem Zeitverlust. Wie wär's mit Schieben? Das kommt für den 69-jährigen Geistlichen und seinen täglich von Ramersdorf nach Sankt Winfried am Post Tower pendelnden Freund, Salesianerpater Karl Oerder (84), nicht in Frage. Die Zweiräder sind halt nicht so leicht, und der Weg über die Brücke außerdem einige hundert Meter lang. So bleiben eigentlich nur die Umwege über die Kennedybrücke oder Fähren übrig.

"Ich bin schon immer über die Brücke gefahren", sagt Christian Schlupp, der auch mit einer 50er unterwegs ist. Dass Mofas frei seien, habe er auch auf sich bezogen. Er hat keine Angst vor Kontrollen, will weiter über die Wege rollen. "Ich überhole dabei Fahrräder nicht und behindere auch keine Passanten", sagt Schlupp, der lange Umwege nicht in Kauf nehmen will. Letztlich denkt er, dass angesichts der vielen Autos Mopeds zur Verkehrsberuhigung beitragen. "Die Stadt macht sich wohl keine Gedanken über die Verkehrsführung der 50er."

Die Polizei hat nach Angaben von Sprecher Frank Piontek kontrolliert, "weil sich Rad- und Fußgänger über schnelle Rollerfahrer beschwert haben". Es sei eng auf den kombinierten Rad- und Fußwegen und morgens dort glitschig. Nachgemessen sind die Wege neben der Autobahn gut 2,50 Meter breit. Wenn sich alle vorsichtig verhalten, kommt wohl keiner dem anderen in die Quere. So bestätigt Piontek, dass die Unfalllage bislang unauffällig sei.

Während die Autobahn auf Nord- und Südbrücke dem Landesbetrieb Straßen NRW unterliegen, ist die Stadt für die angrenzenden Fuß- und Radwege zuständig. Sie sieht kaum Möglichkeiten, dass Rollerfahrer mit Motorkraft über die Brücke fahren, "ohne gegen menschliche Satzungen und Gebote zu verstoßen", wie es Pfarrer Schneider ausdrückt. Er hat sich schriftlich ans Ordnungsamt gewandt hat. "Wer auf dem Fuß- und Radweg fahren will, muss eine Ausnahmegenehmigung beantragen", sagt Monika Frömbgen vom städtischen Presseamt. Ob die dann wirklich erteilt wird, werde geprüft. Außerdem kostet sie 300 Euro - pro Jahr.

Jetzt könnte man vielleicht einen der beiden Brückenwege für Kradfahrer freigeben. "Dafür müsste der Bereich neu beschildert werden, auch die Zu- und Abfahrten. Das kostet auch Geld", sagt Frömbgen. Die Stadt sehe das kritisch. Zudem sei es im Gespräch, die Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern in der Straßenverkehrsverordnung auf 15 herunterzusetzen. Dann wären noch mehr motorisierte Zweiräder von der schnellen Rheinüberquerung ausgeschlossen.

Schneider hat selbst einige Lösungen benannt, um auch künftig ohne Umwege von der einen auf die andere Seite zu kommen. Die Stadt hat ihm aber geantwortet, dass die sich aufgrund der Straßenverkehrsordnung nicht umsetzen lassen und bittet um Verständnis. Wenn nun alles beim Alten bleibt, können er und Pater Oerder nur hoffen, dass die Polizei nicht jeden Tag am Brückenkopf einen Obolus verlangt.

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