Schüler ziehen Corona-FazitWas war gut? Was war schlecht? Was soll bleiben?
Köln – Homeschooling, Unterricht mit Maske, Digitales Klassenzimmer in der Videokonferenz, zurück in den Lockdown – Schülerinnen und Schüler haben in der Corona-Krise viel im Unterricht erlebt. Nicht alles hat gut geklappt, vieles schon. Wo hat es noch geruckelt? Welche Wünsche haben Kinder und Jugendliche für die Zeit nach der Pandemie? Wir haben sie gefragt. Das sind ihre Antworten.
Jurek Lorber, 18 Jahre, 12. Klasse, Montessori-Gymnasium Köln-Bickendorf
Wir hatten das riesige Glück, dass wir schon lange vor der Pandemie mit den Office-Plattformen, also auch mit Teams gearbeitet haben. Da konnten wir im ersten Lockdown nahtlos auf digital umsteigen Zwischen den Lockdowns haben die Lehrer, die digital affiner waren, das den anderen Kollegen in Workshops beigebracht. So konnten alle voneinander lernen. Daher hat es im zweiten Lockdown noch besser geklappt.
Ich finde die Datenschutzbedenken vieler Schulen gegen Teams schwierig, weil das zumindest eine Plattform ist, die funktioniert. Klar ist Datenschutz ein super wichtiges Thema. Aber jetzt in der Situation sind die anderen Probleme, die dadurch entstehen, dass Lernplattformen nicht funktionieren, viel gravierender. Deshalb sollte der Datenschutz für kurze Zeit ein bisschen zurücktreten. Funktionierende Lernplattformen sind derzeit das wichtigste.
Auch ganz abgesehen von Corona finde ich super wichtig, dass wir in Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt den kritischen Umgang mit digitalen Medien lernen. Dass wir lernen, was beim Recherchieren seriöse gute Quellen sind, denen ich vertrauen kann. Außerdem sollte jeder in der Schule ein Grundverständnis von den Programmen vermittelt bekommen, mit denen später in der Arbeitswelt auch gearbeitet wird.
Von der Stadt Köln wünsche ich mir, dass dass jeder, der zuhause kein Endgerät hat, eines zur Verfügung gestellt bekommt, damit die Ungerechtigkeit, die es eh schon gibt, nicht nochmal stärker wird. Und von Frau Gebauer (NRW-Schulministerin, d. Red.) wünsche ich mir, dass sie endlich mal vernünftige Konzepte entwickelt und nicht immer nur auf Sicht fährt. Dass nicht nur angekündigt wird, sondern auch umgesetzt. Die Zeit zwischen den Lockdowns hätte sie viel besser nutzenmüssen, um Konzepte für alle Szenarien aufzubauen und wirklich funktionierende Lernplattformen.
Jonathan Schoor, 14 Jahre, 9. Klasse, Gymnasium Rodenkirchen
Im ersten Lockdown war das alles ziemlich schwierig und lief schleppend an. Wochenlang lief alles über Mails und Arbeitsblätter, die man dann ausdrucken und in eine Mappe stecken sollte. Als es dann mit Videounterricht begann, wurden teilweise selbst innerhalb unserer Schule unterschiedliche Plattformen genutzt. Das war Stress.
Jetzt im zweiten Lockdown klappt das alles schon viel besser: Wir haben Online-Unterricht, die Kameras sind an, es wird benotet. Alles läuft gut über Teams – der Unterricht, die Hausaufgaben. Die Lehrer haben alle auf digital umgeschaltet. Es ist allerdings super anstrengend. Wir haben viele Aufgaben zu erledigen und sehr viel Video-Unterricht. Manchmal sitze ich durchgehend bis 16 Uhr am Laptop und bin danach total erschöpft.
Der Online-Unterricht ist reiner Frontalunterricht. Der Lehrer fragt und wir sollen antworten. Es werden in erster Linie nur die Aufgaben besprochen, die wir machen sollten. Das könnte ich mir kreativer vorstellen mit Projekten, an denen wir digital arbeiten oder Gruppenarbeiten. Es wäre super, wenn wir einiges auch nach Corona behalten. Es ist zum Beispiel sehr einfach, den Lehrer über den Chat anzuschreiben, wenn man Rückfragen hat und der dann kurz direkt antwortet. Das ist super. Man hat viel mehr direkten Einzelkontakt. Auch für die, die krank sind, ist es super dass sie trotzdem zuhören und teilnehmen können.
Exauce Okito, 17 Jahre, Höhere Handelsschule, Berufskolleg Lindenstraße
Beim Online-Unterricht denken viele Erwachsene vielleicht, es sei entspannter oder einfacher, bessere Noten zu erzielen und mit seinen Mitschülern zu interagieren. Meiner Erfahrung nach kann ich das nicht bestätigen. Es fängt schon morgens nach dem Klingeln des Weckers an, dass man es nicht mehr schafft aus dem Bett zu kommen. Die Motivation fehlt einfach.
Doch das ist nicht der einzige Nachteil des Online-Unterrichts. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist, dass es nicht möglich, ist denselben Bildungsgrad zu erreichen wie im Präsenz-Unterricht. Das benachteiligt vor allem die Abschlussklassen, von denen erwartet wird, dass sie sich selbständig den Unterrichtsstoff beibringen und beherrschen.
Kölner Ergebnisse im Schul-Check:
Es wird plötzlich von uns Schülern erwartet, dass wir uns vieles selbst erklären können, dass man eine funktionierende Internet-Verbindung besitzt, oder dass jeder die Möglichkeit hat, an einem ruhigen Arbeitsplatz zu arbeiten. Es wird zu wenig hinterfragt, ob alle diese Möglichkeiten haben.
Ich finde es aber sehr bemerkenswert, wie sehr sich die Lehrer bemühen, den Unterricht so ,,normal’’ wie möglich zu gestalten oder fair bei der Aufgabenvergabe zu sein, dennoch fehlt mir das Klassengefühl. Auch wenn es viele Aspekte gibt, auf die wir verzichten müssen, ist es trotzdem wichtig, dass wir den Kontakt beschränken und somit Menschenleben retten.
Jülide Keskin, 17 Jahre, 11. Klasse, Wirtschaftsgymnasium, Berufskolleg Lindenstraße
Als die Schule das erste Mal, wegen des Virus schließen musste, war es sehr hart. Ich kannte den Online-Unterricht nur aus Filmen, aber habe selber nie direkte Erfahrung damit gemacht. Dementsprechend schwer fiel mir die erste Schulschließung. Es war komplett unvorbereitet, total durcheinander und ohne Klassenkameraden und die Lehrer war es einfach ungewohnt.
Meine Noten sind auch um einiges schlechter geworden. Durch das ganze Durcheinander, auf welcher App oder Plattform nun welche Hausaufgaben von welchem Fach kommen, hatte man gar keinen Überblick mehr.
Dann, als die Schulen wieder offen waren, war es fast wie neu eingeschult zu werden, aber diesmal mit Masken. Das war zwar neu, aber aushaltbar. Viel mehr war es die Kälte, die durch das durchgängige Lüften entstanden ist, die mir den Unterricht erheblich erschwert hat. Aber, dass die Lehrer uns wieder den Unterrichtsstoff selber beibringen konnten, war viel besser, da wir uns bei Fragen sofort melden konnten und es insgesamt besser ist, als sich alleine einem neuen Thema in Mathe zu widmen. Das hat meine Noten auch wieder erheblich verbessert.
Trotzdem stellte sich bei mir die Frage: „Warum werden die Schulen nicht bei so hohen Infektionszahlen geschlossen?“. Die Fahrt zur Schule, der Aufenthalt in der Schule, sowie der Rückweg nach Hause waren mit einem großen Risiko, angesteckt zu werden und damit auch die Familie anzustecken, verbunden.
Somit habe ich mich gefreut als die Schulen mit dem zweiten Lockdown geschlossen wurden. Diesmal lief auch der Unterricht besser. Ich konnte aus dem ersten Homeschooling viel mitnehmen, jetzt wusste ich auch besser mit der Technik umzugehen. Auch die Lehrerinnen und Lehrer schienen alles besser unter Kontrolle zu haben. Sie konnten sich darauf einigen, eine Plattform für alle Schüler und Fächer zu verwenden, das hat enorm viel Zeit und Aufwand gespart. Der Unterricht läuft auch viel geschmeidiger, ich weiß jetzt wie genau die Stunde abläuft und kann mich dementsprechend darauf vorbereiten.
Mit der Schulschließung fällt auch die Fahrt zur Schule weg, so hat man auch etwas länger Zeit zum Schlafen. Alle Materialen für den Unterricht sind immer parat. Bei Fragen kann ich mich auch an die Lehrer wenden. Nur mit der Internet-Verbindung hapert es oft noch. Alles in allem komme ich gut mit dem Online-Unterricht zurecht. Ich habe mich schon an diese Art von Unterricht gewöhnt und Vorteile bringt es auch mit sich. Ich würde mir wünschen, dass für alle Schüler die technischen Voraussetzungen – wie der Internetzugang – vorhanden sind, dann würde der Unterricht online für alle problemlos oder überhaupt möglich sein.
Maja Schweitzer, 18 Jahre, 12. Klasse, Schillergymnasium Köln-Sülz
Im ersten Lockdown waren es nur die Referendare, die guten Unterricht machen konnten, weil sie einfach geübt waren, mit digitalen Medien zu arbeiten und das auch in der Ausbildung gelernt haben. Bei den älteren Lehrerinnen und Lehrern hat das nicht gut funktioniert.
Aber im zweiten Lockdown haben auch sie das schon sehr viel besser hinbekommen. Wir hatten einen Arbeitskreis Distanzlernen, der das alles koordiniert hat. Auch wir Schülerinnen und Schüler konnten den Lehrern unter die Arme greifen und ihnen auch dabei helfen, die Medien zu verstehen. Das war super.
Es gab auch Workshops in denen Lehrer und Schüler von- und miteinander gelernt haben. Auch die Ausleihe von Tablets hat im zweiten Lockdown gut geklappt. Wir arbeiten allerdings mit der Lernplattform Moodle, das ist schwierig und weniger benutzerfreundlich als Teams, das ich mir wünschen würde. Aber das geht bei uns derzeit wohl aus Datenschutzgründen nicht. Außerdem wünsche ich mir von den Lehrern mehr Verständnis dafür, wie schwer und anstrengend der Distanzunterricht auch für uns Schülerinnen und Schüler ist. Vieles würde ich gerne auch nach Corona beibehalten: Zum Beispiel den Online-Kalender und dass wir Hausaufgaben und Themen online hochladen, statt Arbeitsblätter zu nutzen.
Zehra Yüksel, 15 Jahre, 9. Klasse, Katharina-Henoth-Gesamtschule Höhenberg
Ich hatte riesiges Glück, dass ich hier zuhause bei meinen Eltern einen Laptop nutzen konnte. Viele Freunde von mir hatten nur Handys und die funktionierten oft sogar nicht mal richtig. Es gab Probleme, sich anzumelden für den Unterricht und die Handys sind ständig abgestürzt. Manche hatten irgendwann keine Kraft mehr und haben aufgegeben. Die Lehrer haben wirklich alles gegeben und uns geholfen. Im zweiten Lockdown läuft jetzt alles schon besser, es gibt zumindest für einen Teil der Schüler Tablets zum Ausleihen.
Wir kommunizieren über Kiks Chat und bei den Videokonferenzen über Zoom. In einigen Wochen soll es auch bei uns endlich Teams geben. Darauf freue ich mich sehr. Die Lehrer haben wirklich alles gegeben und uns geholfen. Die Phase nach dem ersten Lockdown im Sommer und Herbst haben die Lehrer genutzt, um uns fit zu machen mit dem Computer. Wir haben geübt, wie wir die Hausaufgaben hochladen, wie wir auf Mails antworten und so weiter. Auch nach Corona würde ich mir wünschen, dass wir weiter mehr online machen und einfach moderner werden. Ich möchte die Tablets auch weiter im Unterricht nutzen zum Recherchieren oder auch mal um Videos für Unterrichtsprojekte zu drehen.
Franka Cordier, 9 Jahre, 3. Klasse, KGS Everhardstraße
Jeden Morgen treffen wir uns für eine halbe Stunde in einer Videokonferenz. Das ist freiwillig, aber ich bin immer dabei. Am Anfang war das noch für die ganze Klasse, aber dann ist immer das Programm abgestürzt und man hat nichts mehr gehört und gesehen. Dann hat unsere Lehrerin uns in zwei Gruppen aufgeteilt und jetzt funktioniert es besser. Ich bin in der ersten Gruppe um 8.15 Uhr dran. Wir lesen zusammen ein Buch, manchmal tanzen wir mit unserer Sportlehrerin und wir können unserer Klassenlehrerin Fragen zu den Aufgaben stellen und alles Wichtige besprechen.
Außerdem sehe ich jeden Montag kurz meine Lehrerin, wenn ich ihr meine Arbeitsblätter von der letzten Woche zur Schule bringe und neue Aufgaben bekomme. Die meisten Aufgaben in der Wochenmappe sind Pflichtaufgaben. Zusätzlich dürfen wir auch noch am Computer arbeiten: Bei Logineo oder auf dem Padlet gibt’s zum Beispiel kleine Filme von den Sportlehrerinnen oder Lieder auf Englisch. Das Lernen zu Hause klappt bei mir ganz gut, ich finde es aber ohne Freunde sooooo langweilig.
Maurice Mutke, 18 Jahre, 12. Klasse, Wirtschaftsgymnasium, Berufskolleg Lindenstraße
Homeschooling ist mittlerweile der Alltag eines jeden Schülers der Coronakrise. Bis zu acht Stunden sitze ich vor meinem Computer, um zu lernen. Mittlerweile fühlt sich mein Zimmer wie eine Gefängniszelle an, in der ich nur darauf warte, bis meine Zeit abgesessen ist. Auch wenn wir wissen, dass es notwendig ist, um unsere Gesundheit zu schützen und der Online-Unterricht am BkaL gut läuft, setzt uns der Wechsel zwischen Online- und Präsenz-Unterricht massiv zu.
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