Nach fünf Jahren HaftBerühmter chinesischer Menschenrechtsanwalt freigelassen
Peking – Nach fast fünf Jahren Haft ist der bekannte chinesische Menschenrechtsanwalt Wang Quanzhang aus dem Gefängnis entlassen worden. Doch statt zu seiner Familie nach Peking zurückzukehren, wurde Wang in der Provinz Shandong vorerst für zwei Wochen als Vorsichtsmaßnahme gegen das neuartige Coronavirus unter Quarantäne gestellt, wie seine Frau Li Wenzu am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Li befürchtet jedoch, dass die Coronavirus-Pandemie nur „ein Vorwand der Behörden“ sein könnte, da Wang nach den entsprechenden gesetzlichen Richtlinien in sein Haus in Peking hätte zurückkehren können. „Ich glaube, dass die Behörden uns Schritt für Schritt angelogen haben“, sagte Li. Sie sei besorgt, dass ihr Mann unter Hausarrest gestellt werde und die Behörden „uns daran hindern werden, als Familie wieder zusammenzukommen“.
„Untergrabung der Staatsgewalt“
Auf AFP-Anfrage reagierte das Justizministerium von Shandong am Sonntag nicht. Der 44-jährige Anwalt Wang war im Zuge einer Polizeiaktion gegen rund 200 Menschenrechtsaktivisten und -anwälte festgenommen worden, die am 9. Juli 2015 begonnen hatte. Im Januar 2016 wurde Wang, der politische Aktivisten und Opfer von Landnahme verteidigt hatte, offiziell „Untergrabung der Staatsgewalt“ zur Last gelegt. Erst im Dezember 2018 fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit Wangs Prozess statt, im Januar darauf wurde Wang zu einer viereinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt.
Wangs Frau Li hatte offen gegen dessen Verhaftung protestiert. Sie steht seit dem Prozessbeginn gegen ihren Mann de facto unter Hausarrest. Erst im Juni war es Li erstmals erlaubt worden, Wang in der Haft zu besuchen. Danach berichtete sie über den schlechten Gesundheitszustand und den starken Gewichtsverlust ihres Mannes. Seit dem Amtsantritt von Staatschef Xi Jinping 2012 geht die chinesische Regierung schärfer gegen Regierungskritiker vor. Die Meinungsfreiheit wurde weiter eingeschränkt. Hunderte Aktivisten und Anwälte wurden festgenommen. (AFP)