Oldtimer-WerkstattSpezialisten für alte Sportwagen
Hahnwald – „Jedes Auto fährt anders, jedes Auto riecht anders.“ Für Robert Möller hat jeder Oldtimer seine ganz persönliche Note. Möller ist Kfz-Meister in einer besonderen Werkstatt. Die Autos, die bei „Linnartz & Peschl Classic Sports Cars“ in Obhut gegeben werden, sind historisch, schnell und charakterstark. Möller beugt sich über den Sechs-Zylinder-Motor eines Maserati 3500 GT von 1962. Mit geübten Handgriffen stellt der 51-Jährige die Einspritzanlage des edlen Coupés ein. Das 235-PS-Aggregat versprüht die Souveränität eines durchtrainierten Sixpacks. Schon damals kostete der Sportwagen ein Vermögen. Heute ist es nicht anders: 120 000 Euro ist er in etwa wert. Weltweit gibt es nur noch 400 Exemplare. Vor kurzem ließ der Besitzer ihn in der Werkstatt teilrestaurieren, jetzt steht eine Wartung an.
Möllers Arbeitsplatz ist eine gesichtslose Halle im Gewerbegebiet Rodenkirchen-Hahnwald. Es riecht nach Benzin, an den Wänden erinnern Schwarz-Weiß-Fotos an historische Rallyes. Das modern-schlichte Ambiente nimmt sich vornehm zurück. So als ob nichts vom großen Auftritt der kostbaren Kulturgüter ablenken soll. Der aufgebockte Maserati ist bei weitem nicht der einzige Hingucker. Neben alten Maserati ist das vierköpfige Monteurs-Team auf englische Sportwagen spezialisiert. Jaguar E-Type, Austin Healey, Triumph – es sind klassische Schönheiten, die ihren Händen übergeben werden, auf dass sie ihnen jeden Makel austreiben.
„Unser Anspruch ist die perfekte Restaurierung“, sagt Leo Peschl. Er ist Eigentümer der exklusiven Oldtimer-Klinik, die für eine komplette Aufarbeitung eines E-Types oder Maserati in der Regel sechsstellige Summen auf die Rechnung schreibt. Konkrete Zahlen will Peschl nicht nennen, Diskretion ist die Devise. Die Kundschaft sorgt trotz stattlicher Preise für volle Auftragsbücher. Der Marktwert ihrer Wagen steigt, das rechtfertigt selbst größere Investitionen. „Unser Wachstum kommt auch daher, dass die Kunden mehr Wert auf Qualität und Zustand legen“, sagt Peschl.
„Classic Sports Cars“ entstand aus dem Zusammenschluss zweier Kölner Werkstätten, die Peschl jahrelang mit seinen eigenen Oldtimern in Anspruch nahm. Er, der ein erlesenes Portfolio aus Jaguar, Maserati, Triumph und Austin Healey besitzt, kaufte beide Betriebe und führt sie seit einem Jahr zusammen mit seinem Partner Jochen Linnartz an neuem Standort weiter. „Das war ein Bubentraum von mir“, sagt der Wiesbadener, der so begeistert von seinem Projekt spricht wie ein Junge von seiner neuen Eisenbahn. Vor allem der Maserati 3500 GT lässt seine Augen leuchten. Für ihn ist er ein Auto, gebaut aus „Leidenschaft und handwerklichem Kunstverstand“. Ein Luxusliner mit einem Blechkleid „wie ein italienischer Anzug“.
Bevor sein Traum von der eigenen Oldie-Werkstatt wahr wurde, war Peschl als Geschäftsführer für einen Baumaschinenhersteller in Russland und der Ukraine unterwegs. Als er dort alles erreicht hatte, was es zu erreichen gab, investierte er sein Geld in die Werkstatt. Peschl kennt die Nöte seiner gut betuchten Kunden aus eigener Erfahrung. „Sie sind alle begeistert von ihren Autos, aber schwer berufstätig.“ Zu wenig Zeit zum Fahren, geschweige denn zum Restaurieren. „In ihrer wenigen Zeit sollen sie ihr Auto optimal bewegen können“, sagt Peschl. Deshalb wollen er und sein Team keine halben Sachen machen. „Perfekt“ gehört zu Peschl Lieblingswörtern.
Bis zur letzten Schraub demontiert
Vielen Fahrzeugen ergeht es wie dem braunen Jaguar E-Type, der gerade das Komplett-Programm durchläuft: Sie werden bis auf die letzte Schraube auseinandergenommen. Anschließend wird die nackte Karosserie zu einem Spezialbetrieb transportiert, wo sie in einem Tauchbad von Lack, Rost und Dreck befreit wird. Ein aufwendiges Unterfangen, aber exakter als die Sandstrahltechnik, sagt Peschl. Die Lauge fördere genau zutage, welche Bleche wie stark beschädigt sind. Vom Rost geschwächte Bereiche werden nachgefertigt, doch technische Bauteile sollen möglichst nicht ausgetauscht werden. „Wir versuchen, die Autos in ihrem Originalzustand zu erhalten.“ Manche Teile würden dank spezieller Aufarbeitungsverfahren am Ende sogar besser als vorher.
Derzeit läuft der Betrieb rund. Die Werkstatt ist gut ausgelastet. Kunden aus Köln, Bonn, Düsseldorf, aber auch aus ferneren Regionen stellen ihre Schönheiten auf dem Hof ab. Kfz-Meister Möller spricht von einem wahren Oldtimer-Boom. „Das spiegelt sich auch in den Preisen wider.“ Oldtimer seien vor 30 Jahren, als er seinen ersten Triumph TR 4 restaurierte, günstiger zu haben gewesen. Mittlerweile dienten historische Autos oft als Spekulationsobjekte. Auch Möllers Traumwagen, ein Aston Martin DB 4 GT Zagato, sei deutlich im Preis gestiegen. Zwischen drei und vier Millionen Euro koste so ein seltener Engländer, sagt Möller. Noch nicht einmal zum Reparieren hat er den feinen Briten in die Finger bekommen.
Noch mehr Spezialisten
Auch andere Kölner Werkstätten restaurieren Oldtimer. Adrian Parche in Merheim etwa hat sich auf englische Marken spezialisiert, ebenso „British Motors Cologne“ in Ehrenfeld. In Porz-Grengel kümmert sich die Auto Garage Kamm & Isik um historische Fahrzeuge.
www.autowerkstatt-parche.dewww.autogarage-k-i.dewww.britishmotorscologne.dewww.linnartz-peschl.de