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Schlager- und JazzsängerBill Ramsey mit 90 Jahren gestorben

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Bill Ramsey im Jahr 2016

Hamburg – Bill Ramsey - wer diesen Namen hört, denkt an zu Evergreens des deutschen Schlagers gewordenen Hits wie die „Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“, „Souvenirs“, das „Pigalle“ oder an „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Mit 90 Jahren ist der Sänger am Freitag in seiner Wahlheimat Hamburg gestorben, wie seine Plattenfirma „in liebevoller Erinnerung an einen tollen Menschen und großartigen Musiker“ am Montag mitteilte.

Ramsey war der US-deutsche Star der Wirtschaftswunderzeit und darüber hinaus. Obwohl er mehr als sein halbes Leben in Deutschland verbrachte, legte Ramsey nie seinen charmanten US-Dialekt ab, nur die etwas überdrehte Art legte sich im Laufe der Zeit. Ramsey musste sich gesundheitsbedingt vor einigen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückziehen, nachdem er noch bis ins hohe Alter Schaffenskraft für seine Leidenschaften Jazz und Blues gezeigt hatte.

30 Jahre lang Radiosendung moderiert

Am 1. März 2019 lief zuletzt seine Radiosendung „Swingtime“, die er über 30 Jahre im Hessischen Rundfunk moderierte. Im Juli 2018 fand sein letztes Konzert in Darmstadt statt. Kurz danach machte er eine Parkinson-Erkrankung öffentlich. Geboren wurde Ramsey am 17. April 1931 in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio. Die Mutter war Lehrerin, der Vater machte Öffentlichkeitsarbeit für einen US-Konzern.

Mit der Musik kam Ramsey in seiner damals vor allem für Bluesproduktionen bekannten Heimatstadt wie von selbst in Berührung. Als die Jazzlegende Ella Fitzgerald ihn singen hörte, habe sie die Augen geschlossen, erzählte Ramsey später gern. „Wer Dich nur hört, denkt, Du bist schwarz“, habe sie ihm dann gesagt.

Größere Karriere in den USA?

Ob er womöglich in den USA eine noch größere Karriere gemacht hätte? Doch führten ihn die Wirrungen der Nachkriegszeit nach Deutschland. Ramsey wurde von der US-Armee eingezogen und kam 1952 als junger GI nach Frankfurt am Main. In Frankfurt konnte sich Ramsey bald beim US-Militärsender AFN als Chefproduzent ganz der Musik widmen. Im Frankfurter Jazzkeller begegnete er 1954 Heinz Gietz, einem führenden deutschen Musikkomponisten und Produzenten.

Gietz brachte Ramsey zunächst beim Film unter, wo er in mehr als 20 Streifen mitspielte. 1957 fragte Gietz dann Ramsey, ob er eine Platte machen wolle. Bei der Frage „Willst du Rock 'n' Roll oder lieber was Lustiges singen?“ entschied sich Ramsey für das Lustige. Damals schien niemand zu verstehen, dass die von vielen als albern wahrgenommenen Ramsey-Hits bewusst kabarettistisch angelegt waren.

Erstes Nummer-eins-Lied „Souvenirs“

„Die Lieder waren ein Spiegelbild der Wirtschaftswunderzeit,“ sagte er dem „Weser-Kurier“. Das „Pigalle“ habe sich auf die deutschen Kegelklubs bezogen, die nach Paris reisten. Sein erstes Nummer-eins-Lied „Souvenirs“ persiflierte die ersten deutschen Urlauber, die nach Italien reisen konnten und mit Taschen voller Andenken zurückkehrten. So plötzlich der Schlagererfolg da war, so schnell ebbte er aber auch wieder ab.

Schon wenige Jahre nach seinen Hits formulierte Ramsey den Wusch, „endlich einmal ohne Grimassen akzeptiert“ zu werden. Mit Paul Kuhn am Piano produzierte er eine Bluesplatte. Für Ramsey wurde diese Produktion Mitte der 60er Jahre zu einer Wegscheide: Von da an nahm er keine Schlager, sondern fast ausschließlich Lieder in seiner Muttersprache Englisch auf und produzierte fast nur noch Jazz und Blues. Aber gleichzeitig schloss er nie endgültig mit der lukrativeren leichten Unterhaltung ab. Ramsey wurde mit seinen alten Hits Dauergast in Fernsehsendungen.

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Er moderierte zudem selbst Fernsehshows, etwa „Das waren Hits“ für das ZDF oder den als Vorläufer heutiger Castingformate geltenden ARD-„Talentschuppen“. 1984 nahm Ramsey die deutsche Staatsbürgerschaft an. Seine vierte Frau Petra wurde seine Managerin, mit ihr lebte er ab 1991 in Hamburg. Dort sei er Freitagmittag friedlich eingeschlafen, sagte seine Witwe der „Bild“-Zeitung. (afp)