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Paten über das Projekt„Gut dosiert und übersichtlich“

Lesezeit 7 Minuten
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Schüler und Schülerinnen können durch ein Zeitungspaten-Abonnement lernen, mit dem Medium und Nachrichten zu arbeiten.

  1. Das Zeitungspaten-Projekt wird ein Jahr alt.
  2. Firmen, Unternehmen aber auch Privatpersonen können Paten werden.
  3. Paten können die Schule oder Einrichtung, die sie unterstützen wollen, frei wählen.

Auch wenn Mara Bergmann sich heutzutage fast komplett über digitale Kanäle und auch soziale Netzwerke im Internet informiert, hat die 33-Jährige nach wie vor jeden Morgen den gedruckten „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu Hause auf ihrem Tisch liegen. „Wenn es um schnelle Informationen geht, die auch für meinen Beruf wichtig sein können, schaue ich auf mein Handy oder den Computer“, sagt die Journalistin und Moderatorin.

Zum Lesen der gedruckten Zeitung aber nehme sie sich Zeit: „Es ist ein schönes Gefühl, morgens bei einer Tasse Kaffee in der Zeitung zu blättern, ausführliche Berichte über das Weltgeschehen zu lesen und auch unterhaltsame Geschichten mit Lokalkolorit“, sagt Bergmann, „ich genieße das und will das nicht missen.“ Auch auf Reisen – vor allem im Flugzeug oder in der Bahn – finde sie es gemütlich, Zeitung zu lesen.Im schnelllebigen Informationszeitalter hat die Zeitung ihrer Meinung nach den Vorteil, dass in jeder Ausgabe bereits eine Vorauswahl an Themen getroffen wurde. „Die gedruckte Zeitung ist ein Paket mit wichtigen Nachrichten – gut dosiert und übersichtlich“, sagt Bergmann.

Von Zeitungen fasziniert

Alles zum Thema Henriette Reker

In anderen Bereichen hätten jedoch die digitalen Medien durch zusätzliche Videos, Tonmitschnitte und Verknüpfungen zu anderen Seiten die Nase vorn. „Das Internet ist zwar schneller und kann vieles, was die Zeitung nicht kann. Trotzdem es ist schön, die Informationen auch anfassen zu können“, so Bergmann. Denn: Für die Moderatorin sei das Gefühl wichtig, die Zeitung in der Hand zu halten oder an manchen Morgen noch die frische Druckerschwärze zu riechen. Bereits als kleines Mädchen sei sie vom Journalismus fasziniert gewesen. Im Alter von sieben oder acht Jahren habe sie Seiten mit Texten und Bildern zusammengestellt und für ein bisschen Kleingeld als selbstgemachte Zeitung in der Nachbarschaft verkauft. Einige Jahre später bei einem Schulprojekt an der Ursulinenschule in Köln hat Bergmann ihren ersten Beitrag über ein Rollstuhl-Basketball-Turnier für eine richtige Tageszeitung geschrieben.

Patin der ehemaligen Schule

Erneut einige Zeit später wurde sie Chefredakteurin der Schülerzeitung „United“, die von Schülerinnen der Realschule und dem Gymnasium gemeinsam herausgegeben wurde. Bergmann machte aus ihrer Faszination ihren Beruf: Nach dem Abitur arbeitete sie einige Jahre als freie Mitarbeiterin für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und begann im Anschluss daran ein Volontariat beim ZDF. Heute moderiert sie Veranstaltungen und leiht Dokumentationen im ZDF, 3 Sat und Arte sowie WDR-Hörspielen ihre Stimme. Bis vergangenes Jahr moderierte sie zudem die „Lokalzeit“ im WDR-Fernsehen.Ihre Faszination für die Zeitung möchte die Medienfrau weitergeben. Da es heute nicht mehr selbstverständlich sei, in jedem Haushalt eine Zeitung zu finden, unterstützt die Journalistin als Zeitungspatin ihr ehemaliges Gymnasium. „So kann ich für die vielen schönen Erinnerungen etwas zurückgeben und die Schülerinnen können die Zeitung kennenlernen“, erklärt Bergmann. „Noch wichtiger aber ist, dass die Kinder und Jugendlichen überhaupt einen Zugang zu Informationen, Nachrichten und bewegenden Geschichten bekommen.“

„Die Haptik einer Zeitung ist wichtig“

„Zeitung lesen gehört einfach dazu – und zwar nicht nur digital, sondern auch in gedruckter Form“, sagt Claus-Ulrich Prölß vom Kölner Flüchtlingsrat. Er unterstützt das Zeitungspaten-Abo der Gemeinschaftshauptschule Nürnberger Straße in Kalk.

„Die Haptik einer gedruckten Zeitung ist wichtig, um die Inhalte besser zu verstehen“, glaubt Prölß. Wenn das Projekt lediglich Digital-Abos fördern würde, hätte er die Aktion nicht unterstützt. „Eine Zeitung kann man anfassen, Leser können sich etwas anstreichen, ausschneiden oder einfach noch einmal durchlesen“, sagt Prölß.

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Claus-Ulrich Prölß

Im Netz klicke man viel schneller Inhalte weg. Außerdem biete eine Zeitung Orientierung, welche Informationen wichtig sind. „Es gibt so viele Infos im Netz, da kann schnell etwas bedeutungslos erscheinen, was es aber nicht ist“, sagt Prölß. Bei der Zeitung sei zudem klar, woher die Information stammt. Er selbst sei als Kind durch seine Eltern zum ersten Mal mit einer Zeitung in Kontakt gekommen. Diese Erfahrung möchte er als Pate weitergeben.

„Das Zeitunglesen fördert den kritischen Blick auf Meldungen – und diese Möglichkeiten sollten auch Jugendliche wahrnehmen“, sagt Prölß über das „Lernmittel Tageszeitung“. Schüler könnten sich durch Zeitungen eher eine Meinung bilden und lernen, Informationen einzuordnen.

Die Zeitungspaten Henriette Reker und Wolfgang Bosbach über das Projekt

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Henriette Reker

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Wolfgang Bosbach

Unternehmen, private Spender und Firmen erklären, warum sie Zeitungspaten sind

Barbara Knabe aus Köln

Es sei ihr besonders wichtig gewesen, dass ihr Zeitungspaten-Abonnement an die Katholische Grundschule in Dellbrück gehe. „So konnte ich etwas zurückgeben“, sagt Barbara Knabe. Denn ihrer Meinung nach haben ihre beiden Söhne – mittlerweile Mitte 40 und 50 Jahre alt und am Theater sowie als Diplom-Kaufmann tätig – an der Grundschule bereits eine hervorragende Ausbildung bekommen. Vor allem in den Fächern Musik und Kunst. Zeitungspatin sei die 80-jährige ehemalige Medizinisch-Technische-Assistentin geworden, damit die Schüler auch noch heutzutage frühzeitig beginnen, Zeitung zu lesen und sich breitgefächert informieren. „In einer Tageszeitung ist von allem etwas drin: Politik, Sport und eben auch Kultur.“

Knabe selbst habe bereits mit etwa zwölf Jahren begonnen, Zeitung zu lesen, weil ihre Eltern in Trier eine Tageszeitung abonniert hatten. Vom Paten-Projekt hab sie auch aus der Zeitung erfahren, sagt Knabe. Nach wie vor sei diese ihre wichtigste Informationsquelle.

Kämpgen Stiftung

Junge Menschen sollen sich über das regionale und internationale Geschehen informieren können. Deshalb unterstütze die Kämpgen-Stiftung das Zeitungspaten-Projekt, sagt Geschäftsführerin Ingrid Hilmes. Die Stiftung ermöglicht der Martin-Köllen-Schule in Kalk und der Schule Thymianweg in Höhenhaus Abonnements. „Wir fördern seit vielen Jahren Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen, besonders Projekte im Bereich des Übergangs Schule und Beruf“, sagt Hilmes. „Das Patenschafts-Projekt unterstützt diesen Weg sehr gut.“

Kämpgen Stiftung Ingrid Hilmes

Ingrid Hilmes

Die Schüler könnten sich mit der Zeitung noch einmal auf eine andere Art informieren, welche Berufe sie ergreifen können. „Außerdem bekommen sie einen Überblick über das allgemeine Geschehen in der Welt und in der Gesellschaft“, sagt Hilmes. Das fördere die Allgemeinbildung, die für die spätere Arbeit ungemein wichtig sei.Viele der unterstützten Schüler kämen aus eher bildungsfernen Familien. „Bei ihnen zu Hause wird kaum gelesen“, sagt die Geschäftsführerin der Stiftung. „Dem wollen wir mit dem Paten-Projekt entgegenwirken und den Schülern zeigen, dass Zeitunglesen Spaß macht und bildet.“ Dass die Zeitung in den Schulen nicht nur durchgeblättert, sondern mit den Artikeln und Bilder richtig gearbeitet werde, begrüßt Hilmes. „Die Schüler beschäftigen sich über einen längeren Zeitraum mit der Zeitung. Das finde ich wichtig.“

Büro Abels & Partner

Dorothee Abels ist der Meinung, dass es auch im Internetzeitalter nach wie vor unglaublich wichtig ist, Zeitung zu lesen. Im Gegensatz zum Internet gebe es in der gedruckten Zeitung beispielsweise keine flackernde Werbung, sagt die 62-jährige Geschäftsführerin, was ein großer Vorteil sei.

Zeitungsleser bekommen ihr zufolge außerdem „mehr mit und können sich besser eine Meinung zu Themen bilden.“ Auch in ihrem Büro lege sie daher für Kunden immer Zeitungen aus. Etwa seit Beginn des Zeitungspaten-Projekts vor einem Jahr unterstützt das Büro Abels & Partner die Liebfrauenschule in Lindenthal mit zwei Abonnements. Dort war Abels selbst einmal Schülerin. Persönlich hat sie das erste Mal eine Zeitung im Buchladen ihres Großvaters in Nippes in der Hand gehalten. Dass sie ihre ehemalige Schule ausgewählt hat, habe einen einfachen Grund: Dort ist sie sich sicher, „dass die Zeitungen nicht nur rumliegen, sondern mit den Schülern genutzt werden.“

Residenz am Dom

Das Projekt sei eine tolle Idee, um jungen Menschen das Medium Zeitung näher zu bringen, findet Peter Neuß, Direktor der Residenz am Dom. „Natürlich sind die jüngeren Generationen mit modernen Medien aufgewachsen und fit darin. Da machen die mir und älteren Generationen viel vor.“ Aber das Medium Zeitung sei ein Medium, das eine ganz besondere Bedeutung habe. Darin werde sich intensiv mit einem Thema auseinander gesetzt. „Informationen und Meinungen werden durch die Redaktionen vermittelt“, sagt Neuß.

Residenz am Dom Direktor

Peter Neuß

„Die Zeitung gibt eine Basis, sich selbst eine Meinung zu bilden.“ Außerdem müsse man eine Zeitung aufmerksamer lesen als etwa digitale Angebote. „Man muss sie aufschlagen, sich einen Überblick verschaffen“, sagt Neuß.Für den Direktor der Residenz am Dom ist es wichtig, dass Schüler früh im Unterricht lernen, mit Informationen umzugehen. Seit Herbst unterstützt die Einrichtung das Erich-Kästner-Gymnasium. „Wir wünschen uns, dass sich die Schüler mit dem Medium auseinander setzen, vielleicht auch als Ergänzung zu neuen Medien, damit die Zeitung nicht auf das Abstellgleis kommt.“ Für Senioren sei die Zeitung ein selbstverständliches Medium, denn sie seien damit aufgewachsen. „Für viele junge Leute wirkt das Medium eher antiquiert. Dem wollen wir mit der Unterstützung des Projekts entgegenwirken“, sagt Peter Neuß.