Schwarzes Loch: Frankfurter Wissenschaftler beteiligt
Frankfurt/Potsdam – Erstmals ist Astronomen eine Aufnahme vom Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße gelungen. Auch theoretische Physiker der Frankfurter Goethe-Universität waren an der weltweiten Forschungskooperation beteiligt, wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte. Sie seien entscheidend an der Interpretation der riesigen Datenmassen beteiligt gewesen.
Das am Donnerstag vorgestellte Bild zeigt genaugenommen die Umgebung des supermassereichen Schwarzen Lochs, denn die Objekte selbst sind von Natur aus unsichtbar. Ermöglicht wurde die Aufnahme durch Beobachtungen mit dem „Event Horizon Telescope” (EHT), einem Zusammenschluss von acht Radio-Sternwarten auf vier Kontinenten. Das Bild des Massemonsters im Herzen unserer Galaxie ist erst die zweite Aufnahme überhaupt, die je von einem Schwarzen Loch gemacht wurde. Es zeigt eine dunkle zentrale Region umgeben von einer hellen ringförmigen Struktur.
„Masse und Entfernung des Objekts waren bereits vor unseren Untersuchungen sehr präzise bekannt”, erläuterte Luciano Rezzolla, Professor für Theoretische Astrophysik an der Goethe-Universität. „Daher konnten wir anhand der Größe des Schattens ausschließen, dass es sich bei Sgr A* um ein anderes kompaktes Objekt wie zum Beispiel einen Bosonenstern oder ein Wurmloch handelt und schlussfolgern: „Was wir sehen, sieht definitiv wie ein Schwarzes Loch aus!””
Die Frankfurter Physiktheoretiker nutzten fortgeschrittene numerische Codes und führten umfangreiche Berechnungen durch, um die Eigenschaften des Plasmas zu bestimmen, das vom Schwarzen Loch aufgesaugt wird. „Wir haben drei Millionen synthetischer Bilder errechnet mit unterschiedlichen Akkretions- und Strahlungsemissionsmodellen. Außerdem haben wir Varianten berücksichtigt, die durch unterschiedliche Betrachtungswinkel des Schwarzen Lochs zustande kommen”, erklärte Rezzolla.
Der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, würdigte das Bild vom Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße als großartige wissenschaftliche Leistung. „Hier wird auch auf eindrucksvolle Weise deutlich, wie sehr sich die Experimentalphysik und die theoretische Physik gegenseitig brauchen: Erst durch theoretische Simulationsrechnungen waren die Radiowellen, die vom Milchstraßenzentrum aufgenommen wurden, wirklich als Schwarzes Loch interpretierbar.”
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