Schweigeminute für getöteten LehrerSchulen in mehreren Ländern gedenken Samuel Paty
Paris/Berlin – Mit einer Schweigeminute haben die Schülerinnen und Schüler in Frankreich, doch untere Anderem auch in Deutschland, des brutal ermordeten Lehrers Samuel Paty gedacht. Ab Montagvormittag um 11 Uhr wurde an den Schulen an den Lehrer erinnert.
Premierminister Jean Castex und Bildungsminister Jean-Michel Blanquer besuchten eine Grundschule in Conflans-Sainte-Honorine. In dem Pariser Vorort hatte Paty an einer anderen Schule gelehrt. Sie sangen mit den Kindern unter anderem die Marseillaise, Frankreichs Nationalhymne. Trotz strenger Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen Corona hat in Frankreich an diesem Montag die Schule wieder begonnen.
Zeichen für Solidarität und Toleranz
In Deutschland riefen die Kultusminister der Bundesländer dazu auf, an der Gedenkminute teilzunehmen. Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hatte den Aufruf damit begründet, dass ein Zeichen der Solidarität mit Lehrkräften in aller Welt gesetzt werden soll, die sich im Unterricht für Toleranz und eine offene Gesellschaft einsetzen.
Paty war Mitte Oktober am Freitag vor den Herbstferien den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet worden, weil er in einer Unterrichtsstunde zur Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Seine Leiche war enthauptet aufgefunden worden. Die Tat hatte in Frankreich riesiges Entsetzen ausgelöst, die Ermittler gehen von einem Terrorakt aus. Keine zwei Wochen später starben bei einer Messerattacke in einer Kirche drei Menschen in Nizza, auch hier geht die Staatsanwaltschaft von einem islamistischen Anschlag aus.
Frankreich verstärkt Schutzmaßnahmen gegen Terrorismus
Die französische Regierung hat daher den Schutz von Schulen oder Gotteshäusern verstärkt. Dazu werden auch Soldaten der inländischen Anti-Terrormission „Sentinelle“ eingesetzt. Es gebe zwar keine gezielte Bedrohung gegen Schulen, sagte Innenminister Gérald Darmanin dem Sender BFM TV. Aber es gebe eine allgemeine terroristische Bedrohung. „Wir hatten drei Terroranschläge in einem Monat, es war eine Abfolge, die wir seit 2015 nicht mehr erlebt hatten“, sagte Darmanin.
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Präsident Emmanuel Macron wandte sich zu Schulbeginn in den sozialen Netzwerken an die Schülerinnen und Schüler. „Wir sind alle schockiert über das, was passiert ist. Sprecht untereinander darüber. Sprecht mit euren Lehrern darüber“, schrieb er unter anderem bei Facebook. Franzose in der Schule der Republik zu sein bedeute, zu lernen, frei zu sein und sich zu entfalten. „Wir sind in Frankreich! Wir werden zusammenhalten.“ (dpa)