Playlist-SchwindelBetrüger trickst Spotify aus und macht ein Vermögen
London – Ein gewiefter Betrüger hat es geschafft, das Bezahlsystem von Spotify auszutricksen und dem Musik-Streamingdienst ein Vermögen abzuluchsen – und das allem Anschein nach sogar, ohne sich dabei strafbar zu machen. Das berichtet die britische Boulevard-Zeitung „Daily Mail“. Bislang ist von dem Betrüger nur bekannt, dass er sich in Bulgarien aufhält; seine Identität ist noch nicht geklärt. Monatelang konnte er Spotify Tantiemen für mindestens zwei Playlists entlocken, bevor seine Masche aufflog.
Mit Spotify Geld verdienen: So funktioniert das Vergütungssystem
Wie genau das Bezahlsystem des Streamingdienstes funktioniert, hat das Technikportal „Techbook“ erklärt: Spotify schüttet dem Rechteinhaber für jedes Mal, das sein Lied auf Spotify angehört wird, geringe Beträge zwischen 0,006 und 0,0084 Dollar aus. Um Geld zu verdienen, muss das Lied mindestens 30 Sekunden gespielt werden. Die Rechte liegen meist beim Plattenlabel, nicht beim Künstler selbst. Laut Spotify kommen so bei einem globalen Hit-Album Tantiemen von etwa 425.000 Dollar im Monat zusammen.
Der findige Bulgare hat diesem System jetzt mehrere Millionen Dollar entlockt, ohne dabei tatsächlich gegen Gesetze zu verstoßen – mit einer relativ einfachen Masche. Aufgedeckt wurde sie jetzt durch das britische Branchen-Magazin „Music Business Worldwide“.
So hat der Betrüger Spotify ausgetrickst – ohne sich strafbar zu machen
Im Mai 2017 lud er mehrere Lieder auf Spotify hoch – als Rechteinhaber aller Stücke völlig legal. Das Auffällige daran: Die Lieder gingen im Schnitt 43 Sekunden – und damit nur wenige Sekunden länger als die 30 Sekunden, die nötig sind, um Geld damit zu verdienen. Aus diesen Liedern stellte er mehrere lange Playlists zusammen, mit Namen wie „Soulful Music“ oder „Music from the heart“. „Soulful Music“ beispielsweise enthält 467 Tracks. Und setzte dann mehr als 1000 Fake-Accounts auf Spotify auf, um seine eigenen Playlists wieder und wieder abzuspielen – und somit die Tantiemen einzusammeln.
Dafür schloss er Premium-Accounts beim Streamingdienst ab und zahlte pflichtbewusst die Monatsbeiträge von 9,99 Dollar je Account. Analytiker von Spotify schätzen, dass er mindestens 1200 solcher Accounts erstellt hat, also rund 12.000 Dollar pro Monat dafür gezahlt hat.
Vermutlich setzte er sogar Bots ein, um die Playlists rund um die Uhr wiederzugeben – und das mehrere Monate lang. Im September 2017 kletterten die beiden Playlists in die Top 100 der globalen Spotify-Playlists, in den USA sogar bis Platz 11. So zogen sie schließlich die Aufmerksamkeit von Spotify auf sich – und der Schwindel flog auf.
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Spotify-Trick bringt mehr als eine Million Dollar – pro Playlist
Nach Rechnung von „Music Business Worldwide“ hat der Spotify-Trick seinen Erfinder wohl um mehrere Millionen Dollar reicher gemacht. Allein die „Soulful Music“-Playlist dürfte ihm mehr als eine Millionen Dollar eingebracht haben: In einem Monat kann jeder Fake-Account mithilfe von Bots 60.000 Tracks mit 43 Sekunden Länge spielen. Bei geschätzt 1200 Fake-Accounts sind das 72 Millionen wiedergegebene Tracks pro Monat. Wenn der Betrüger als Rechteinhaber für jede Wiedergabe 0,004 Dollar bekommen hat, sind das folglich 288.000 Dollar pro Monat. Die Playlist war mindestens vier Monate online, bevor Spotify sie schließlich herunternahm – macht insgesamt 1,152 Millionen Dollar.
„Dabei darf man nicht vergessen – er hatte mindestens eine weitere Playlist“, schreibt Music Business Worldwide – und schließt nicht aus, dass es weitere gibt, die bislang unentdeckt geblieben sind. „Der einzige Grund, aus dem er oder sie aufflog, ist, dass die Playlists zu erfolgreich wurden.“