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TippeltourWandern durch die Wahner Heide

Lesezeit 7 Minuten

Mit der Reichweite der Waffen wuchs der Appetit der Kanoniere. Unterkünfte und ein Flugfeld kamen bald dazu, und so stieg von Krieg zu Krieg der Anspruch an den Truppenübungsplatz, der längst nicht nur die Wahner Heide aufgefressen hatte, auch das Heideland der Nachbarn. Der Name Wahner Heide blieb. Und der fortgesetzte Landraub fiel nicht ganz so auf.

Die Vergangenheit der Heide

Heute ist der Frieden in der Heide eingekehrt, genauer: der Naturschutz. Die Wahner Heide ist ein Paradies für Wanderer und Naturliebhaber. Und beim Wandern stößt man immer wieder auch auf die Vergangenheit der Heide. Die militärische begegnet noch auf Schildern. Über die paläolithische kann man stolpern. Vom Wanderparkplatz an der Ostseite der Straße folgen wir dem Weg, der von der Hinweistafel links den Streifen freien Heidelands durchquert. Es geht vorbei an einer großen Eiche, hinter der eine zweite die gelbe Markierung eines Widderkopfs trägt: Das ist das Zeichen der Fliegenberg-Tour, dem wir hier und später folgen. So steigen wir im Dünensand dem Fliegenberg im Kiefernwald entgegen und folgen seinem Rand dann rechts, stets auf einem Weg, der durch rot markierte Stämme als Fußweg ausgewiesen ist.

Bald sehen wir halbrechts vor uns und im Dunst der Ferne die aufgegebene Abtei Sankt Michael in Siegburg und die Gipfel des Siebengebirges. Es geht durch kniehohe Heide und Ginstergrün, stets den Wald zur Linken. Nach 850 Metern am Waldrand, wo der Streifen sandiger Heide deutlich enger wird, knickt der markierte Weg mit dem Widderkopf spitzwinklig nach links. Wir folgen ihm, bis er nach etwa 100 Metern rechts schwenkt, und finden vor uns in der Kerbe des Geländes einen kleinen See. Hier wurden noch bis 1965 Quarzit und Quarzsand abgebaut. Dann gehen wir zurück, zum Wald hinaus und ohne Zeichen, abgesehen von den roten Stämmen, weiter bis etwa zur Mitte der Düne. Dort folgen wir den roten Stämmen links und wechseln dann nach 100 Metern auf den geraden „Stellweg“, der hier mit dem Waldrand verläuft.

Geradewegs in den Wald

Neben einem Sockel aus Beton, der einer Absperrschranke als Lager gedient haben mag, gehen wir geradewegs in den Wald. Unser Pfad entlang der roten Stämme ist von stattlichen Eichen gesäumt. Es geht hinab, um einen kleinen Sumpf herum, erneut hinauf und hinter einem roten Pfosten rechts, auf breitem Weg auf eine hohe Eiche zu. Dort stoßen wir dann auf den Leyenweiher, auf dessen Insel sich die Kormorane mit aufgespannten schwarzen Flügeln sonnen. Dahinter nisten Kanadagänse. Wir gehen links, wo wir wieder auf das gelbe Widderzeichen stoßen und wo von links ein Rundweg zu uns stößt („A 3“).Es geht im Uhrzeigersinn ein Stück um den Weiher herum, an der Nordwestecke des Wassers entfernt sich dann der breite Weg mit beiden Zeichen. Und wir mit ihm. Nach etwa 150 Metern schwenkt der Weg nach links, wir wandern hier an einer Abzweigung vorüber und weiter mit „A 3“ auf dem „Brunnenkellerweg“ bis an die Ziegelreste eines kleinen quaderförmigen Gebäudes auf dem Schnittpunkt verschiedener Gräben. Das war der sogenannte „Brunnenkeller“, ein Kühlhaus verdunstenden Wassers für die Milch der Kühe, die hier grasten. Hier verlassen wir den Weg „A 3“ und folgen rechts dem Weg „Im Rehsprung“ mit dem gelben Widderkopf.

Wir kreuzen einen Querweg und nach weiteren 300 Metern die „Altenrather Straße“ mit zwei rotweißen Schranken. Dann geht es auf dem Sandweg weiter, geradewegs und sacht den Ravensberg hinauf. Oben, ehe das Gelände wieder abfällt, folgen wir dem „Ringelsteinweg“ nach links durch schlankes hohes Buchenholz, immer noch dem Widder auf der Spur. Darauf, inmitten von Eichen in stattlichen Gruppen, finden wir im Rechtsschwenk des Weges bei einer Holzbank die „Eremitage“, tatsächlich die Stätte der Klause für bettelnde Franziskaner von 1670. Auf dem „Ringelstein“, einem 15 Jahrmillionen alten monolithischen Quarzit-Fundament von 8,5 mal 5,5 Metern, stand die Kapelle. Böswillige wollen wissen, die Brüder lebten hier in Saus und Braus. Doch falls dies wirklich so gewesen sein sollte, dann nur bis zum Jahr 1808. Dann gaben sie die Wohnstatt auf, und der Kölner Erzbischof ließ die Kapelle 1833 niederreißen.

Mythischer Fleck

Wir lesen alles über den mythischen Flecken im Wald, dann gehen wir zurück bis auf den Querweg auf dem Ravensberg und halten uns nun links („Im Rehsprung“), fürs erste ohne Zeichen, abgesehen von dem Rot der Pfosten. Es geht hinab. Nach 250 Metern, vor dichtem Birkenwald, schwenkt unser Weg nach rechts. So erreichen wir gut 100 Meter weiter einen Dreiweg, verlassen nun den Weg „Im Rehsprung“ und folgen links dem Weg auf einen fernen roten Pfosten zu. Nach einem Viertelkilometer erreichen wir den breiten Querweg „Eichelhäherweg“ und gehen mit ihm rechts, nun wieder mit dem gelben Kopf des Widders.

So steigen wir dem Telegraphenberg entgegen. Nach gut 300 Metern erreichen wir ein Wegedreieck mit dem „Stellweg“. Rechts ginge es hier schnell zurück. Wir aber gehen mit dem Widderkopf nach links, hinauf, wo wir nach rund 200 Metern ein Luftfeuer erreichen. Nicht weit vom Fuß des schlanken Turms steht eine Bank mit Fernblick auf das freie Heideland im Norden. Das Feuer der Haubitzen, den Donner aus den Mörsern stellen wir uns vor. Wir hören nur den unablässigen Betrieb des Flughafens. Auf einer Hinweistafel gibt es Näheres zum militärischen Signalverkehr des 19. Jahrhunderts: Bis 1834 hieß der Berg noch Rotter- oder Rodderberg. Dann baute man an seinem Westrand eine Station der optischen Telegraphenlinie Berlin-Köln-Koblenz, ein preußisches Short-Message-System (SMS), das mit 62 mechanischen Signalstationen seine SMS in einer halben Stunde von Berlin nach Koblenz senden konnte, sofern das Wetter nicht dagegen war.

Im Schutz der Birken

Das Haus, damals die 53. Signalstation, ist heute (und seit 1894) Restaurant, „Forsthaus Telegraph“, nicht weit von hier – und auf dem Stellweg weiter und dann links leicht zu erreichen. Wir gehen nur die letzten Meter bis zum nächsten Querweg, wo wir wieder auf den Widder stoßen. Nur ein paar Meter rechts geht es am Rand des Birkenstücks hinab nach Norden. Beim Wegedreieck am Fuß einer einzelnen Eiche folgen wir dann linkerhand dem Pfad im Schutz der Birken abwärts, bis wir unten nach 350 Metern auf den „Eisenweg“ stoßen, eine alte Handelsstraße, älter als die Preußen. Nach 1877 fuhr hier auch „das Bähnchen“, eine schmalspurige Feldbahn für Männer und Material, wie es ein Schießplatz nötig hatte.

Wir queren gleich den „Eisenweg“ und folgen geradeaus dem „Kuckucksweg“, bis wir nach ungefähr 100 Metern auch zur Linken das freie Heideland erreichen. Hier folgen wir dem unmarkierten Dünenweg nach rechts, bis wir nach knapp 300 Metern auf das nächste kleine Waldstück stoßen. Nun wechseln wir nach rechts, also erneut auf den Eisenweg, und folgen mit ihm dem Widderkopf nach links (hier auch die Eidechse als Zeichen der Telegraphenberg-Tour). Zur Linken werden wir gewarnt vor einer „Rote(n) Zone“ mit „extremer Munitionsbelastung“.

Das erinnert wieder an die jüngere Nutzung der Heide, auch an die „Spicher Bleimöpse“, die Verwegensten unter den Armen, die in der Deckung lagen, während hier geschossen wurde, und die sich nach dem letzten Schuss mit Eifer auf das teure Buntmetall am Boden stürzten. Das war nicht nur verboten, also lukrativ, sondern hochgefährlich obendrein, denn Blindgänger gab es auch bei den zackigsten Preußen.Nach rund 200 Metern schwenkt der breite „Eisenweg“ nach links, hier folgen wir dem Widderkopf nach rechts und wandern (nicht im spitzen Winkel, wo es in den Wald geht) sacht nach rechts im Ginster auf dem letzten Stück der Strecke zurück zum Ausgangspunkt.

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