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Union erstmals Tabellenführer - Mitglied Baumgart schwärmt

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Köln – Die Berliner Fans sangen „Spitzenreiter, Spitzenreiter” und „Deutscher Meister wird nur der FCU” und auch der zuvor noch leidenschaftlich über die Schiedsrichter zeternde Union-Sympathisant Steffen Baumgart kam bei der Analyse des neuen Tabellenführers ins Schwärmen.

„So gut wie sie in der ersten halben Stunde gespielt haben, habe ich lange keine Mannschaft hier spielen sehen”, sagte der Trainer des 1. FC Köln nach der 0:1 (0:1)-Heimniederlage gegen den Club, in dem er Mitglied ist und in der Traditions-Mannschaft spielt.

„Sie sind viel weiter als wir. Wir waren in allen Belangen unterlegen”, sagte Baumgart, der Union seit seiner Zeit als Profi eng verbunden ist und dessen Frau im Berliner Fan-Shop arbeitete: „Dass sie Tabellenführer sind, ist überraschend. Die grundsätzliche Entwicklung aber nicht. Ein bisschen überraschend ist nur, wie gut die Abläufe funktionieren, obwohl es einen großen Umbruch gab.”

Unions Trimmel: „Wir haben einen Lauf”

Nun ist Union erstmals Tabellenführer der Bundesliga, obwohl der FC Bayern München oder RB Leipzig an den ersten sechs Spieltagen schon zu den Gegnern zählten. „Wir haben einen Lauf”, sagte Berlins Kapitän Christopher Trimmel: „Wenn es im Verbund passt, wenn das Verschieben passt, dann hat es jeder Gegner schwer gegen uns. Im Endeffekt passt das unter dem Strich fast immer. Deshalb stehen wir da, wo wir grad stehen.”

Trainer Urs Fischer verließ den Pfad der Sachlichkeit aber auch an diesem bemerkenswerten 11. September 2022 nicht. „Die Fans dürfen feiern”, sagte er: „Ich schaue etwas anders auf das Ganze. Aber was mich beim Blick auf die Tabelle freut, sind die 14 Punkte, die wir haben.” Platz eins sei aber „eine Momentaufnahme”.

Für Kollege Baumgart sind die Leistungen der Schiedsrichter derweil ein Dauer-Ärgernis. Und so redete er sich fast in Rage. Er habe Schiedsrichter Benjamin Cortus nicht per Handschlag verabschiedet, „weil ich diese Leistungen nicht mehr akzeptieren will”, sagte er: „Weil mir das auf die Eier geht.”

Baumgart ärgerte sich über Foul-Bewertungen und über den Handelfmeter, den Jordan Siebatcheu gegen FC-Keeper Marvin Schwäbe verschoss (10.). Luca Kilian, der mit dem Rücken zum Ball am Oberarm angeköpft wurde, sah für die Aktion Gelb und neun Minuten vor dem Schluss sogar Gelb-Rot. „Lächerlich” sei das, schimpfte Baumgart: „Irgendwann habe ich die Schnauze voll. Das kotzt mich an.” Die Schiedsrichter würden immer „von Respekt und so einem Scheiß” reden: „Es wäre schön, wenn man auch vor unserer Arbeit Respekt hat.”

Die Köpenicker, die am Donnerstag eine 0:1-Heimniederlage gegen Royale Union Saint-Gilloise kassiert hatten, siegten durch ein Eigentor von Timo Hübers (3.). Positiv für die Hauptstädter zudem: Timo Baumgartl stand erstmals seit seiner im April diagnostizierten Hodenkrebs-Erkrankung im Kader, eingewechselt wurde er allerdings nicht.

Köln-Trainer Baumgart in seinem Element

Die Konzentration auf dieses Spiel war Baumgart schwer gefallen. Im Vorfeld hatte er erklärt, man könne nach den Ausschreitungen vor dem Conference-League-Spiel in Nizza am Donnerstag (1:1) „nicht zur Tagesordnung übergehen”. Der Coach hatte die Vorfälle im Gegensatz zu seinen da noch in der Kabine befindlichen Spielern aus nächster Nähe verfolgt, da er gesperrt auf der Tribüne saß. Die Gefühlslage sei „wieder in Ordnung”, sagte Baumgart vor dem Spiel bei DAZN. Es seien trotzdem „Bilder, die wirst du nicht vergessen”.

Sportlich war der FC-Coach am Spielfeldrand in der hektischen und ereignisreichen Anfangsphase dann gleich wieder auf 180. Als Hübers einen Schuss von Becker unhaltbar für Schwäbe ins eigene Netz ablenkte, war er erst einmal fassungslos. Als Luca Kilian einen Kopfball mit dem Rücken zu Schütze Robin Knoche stehend gegen den Oberarm bekam und Schiedsrichter Benjamin Cortus Elfmeter pfiff, echauffierte er sich mächtig. Und als der in den vergangenen Wochen schon überragende Schwäbe gegen den nach Muskelverletzung wieder ins Team gerückten Siebatcheu hielt, feierte Baumgart dies wild gestikulierend in Richtung des vierten Offiziellen Thomas Gorniak. Anschließend erklärte er warum.

© dpa-infocom, dpa:220911-99-718623/5 (dpa)