US-VorwahlenJoe Biden behält gegen Sanders die Oberhand
Washington – Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden hat seine Führung im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten Prognosen zufolge weiter ausgebaut. Sein linker Konkurrent Bernie Sanders konnte bei wichtigen Vorwahlen in den Bundesstaaten Florida, Illinois und Arizona am Dienstag keinen Sieg verbuchen, wie US-Fernsehsender übereinstimmend berichteten. In Florida fiel Bidens Vorsprung besonders groß aus: Den Prognosen zufolge konnte sich Biden rund 60 Prozent der Stimmen sichern, Sanders nur gut 20 Prozent. Beide bewerben sich um die Kandidatur der Demokraten, um im November Amtsinhaber Donald Trump herauszufordern.
Wo steht das Rennen insgesamt?
Abgestimmt wurde bereits in 27 Bundesstaaten - 19 davon konnte Biden für sich entscheiden. Im Laufe der vergangenen Wochen gewann der 77-Jährige zahlreiche Vorwahlen und ließ Sanders zusehends hinter sich. Für den 78-jährigen Senator wird das Rennen immer enger.
Gibt Sanders nun auf?
Rechnerisch mag es für Sanders noch möglich sein, Bidens Vorsprung aufzuholen. Faktisch wird es immer schwieriger. Es ist dennoch fraglich, ob Sanders Biden das Feld bereits Monate vor dem eigentlichen Ende der Vorwahlen überlassen wird - zumal sich die Vorzeichen des Wahlkampfs mit der Ausbreitung des Coronavirus verändern. In der Krise dürfte das Thema Gesundheitsversorgung erheblich an Bedeutung gewinnen. Eines von Sanders' wichtigsten Versprechen ist es, als Präsident eine Krankenversicherung für alle einzuführen. Am Dienstagabend stellte Sanders noch seine Pläne vor, der Corona-Krise zu begegnen. US-Medien erwarteten, dass er sich erst am Mittwoch zum Ausgang der Vorwahlen äußern würde.
Sieht sich Biden schon als Sieger des Rennens?
Der 77-Jährige trat am Wahlabend betont zurückhaltend vor die Kamera, gab sich bescheiden und kollegial. Er dankte allen, die es trotz der Ausbreitung des Coronavirus möglich gemacht hatten, in drei Bundesstaaten sicher abstimmen zu können. „Es ist für uns wichtig, diese Krise zu überstehen und dabei sowohl die Gesundheit der Bevölkerung als auch unsere Demokratie zu schützen“, sagte Biden. Auf sein prognostiziertes Abschneiden hin sagte er lediglich: „Unsere Wahlkampagne hat einen sehr guten Abend gehabt.“
Biden appellierte auch an die Unterstützer seines Rivalen Sanders. Er und der Senator hätten gewisse Differenzen, teilten jedoch eine „gemeinsame Vision“, behauptete Biden. „Mein Ziel ist es, die Partei zu einen“, versprach Biden. Er habe die Anliegen von Sanders' Anhängern wie das Streben nach einer besseren Gesundheitsversorgung für alle Amerikaner und den Kampf gegen den Klimawandel gehört und nehme sich diese zu Herzen, versprach Biden.
Hat die Ausbreitung des Coronavirus den Wahltag beeinträchtigt?
Ja. Eigentlich hätte auch in Ohio eine Vorwahl stattfinden sollen - wegen des Infektionsrisikos ordnete die Gesundheitsbehörde jedoch in letzter Minute an, die Wahllokale dort geschlossen zu halten. US-Medien berichteten zudem über vereinzelte Probleme wegen fehlender Wahlhelfer in Florida. In Illinois blieben einige Wahllokale etwas länger geöffnet. Die Tragweite der Krise manifestierte sich auch, als Biden am Dienstagabend (Ortszeit) vor die Kamera trat: Zuhause, ohne jubelnde Anhänger, hinter ihm lediglich zwei amerikanische Flaggen.
Warum waren die Vorwahlen der Demokraten am Dienstag wichtig?
In Florida, Arizona und Illinois geht es um die Stimmen von 441 Delegierten für den Nominierungsparteitag, bei dem im Sommer der Präsidentschaftskandidat gekürt werden wird. Allein 219 Delegiertenstimmen werden in Florida vergeben, 155 in Illinois, 67 in Arizona. Für die Nominierung braucht ein Kandidat mindestens 1991 von 3979 regulären Delegierten, um sich die Nominierung zu sichern. Mit den Ergebnissen der Vorwahlen vom Dienstag werden fast 60 Prozent aller Delegiertenstimmen bereits vergeben sein.
Wie steht das Rennen bei den Republikanern?
Es ist entschieden: Trump hat sich mit den Wahlen am Dienstag die Zahl der Delegiertenstimmen gesichert, die bei den Republikanern für die Nominierung nötig sind. Parteiintern hat der Präsident aber ohnehin keine ernstzunehmende Konkurrenz, weshalb die Republikaner gar nicht in allen Staaten Vorwahlen abhalten.
Wie geht es bei den Vorwahlen jetzt weiter?
Eigentlich ziehen sie sich noch bis in den Juni hin. Im Sommer sind dann die Nominierungsparteitage geplant: Nach bisherigem Zeitplan wollen die Demokraten im Juli tagen, die Republikaner im August. Die Coronavirus-Krise scheint derzeit aber vor keinem Termin Halt zu machen. Einige Bundesstaaten - Louisiana, Georgia, Kentucky und Maryland - haben ihre Vorwahlen wegen der Ausbreitung des Coronavirus bereits verschoben. Weitere könnten folgen. (dpa)