Zusatzverdienst über „Clickworker“Kleine Klicks bringen kein großes Geld
5000 Zeichen für eine Produktbeschreibung verfassen, 2000 für einen Werbetext, und das alles bezahlt – bald sollte ich das Taschengeld für meinen Sommerurlaub zusammenhaben. Dachte ich zumindest.
Die Plattform „Clickworker“ verspricht Hobby-Schreibern die Möglichkeit, gute und interessante Texte zu verfassen, sich weiterzubilden und damit leicht Geld zu verdienen. Den Auftraggebern wird versprochen, ganz einfach an Werbetexte und Produktbeschreibungen zu kommen, die Studenten, Hausfrauen, Schüler und gelangweilte Rentner kostengünstig verfassen. Eigentlich also eine tolle Sache – für beide Seiten.Dass man seine kreativen Texte bei Clickworker allerdings nicht ganz so einfach zu Geld machen kann, habe ich im Selbstversuch feststellen müssen.
1. Die Anmeldung
Mit falschem Namen und falscher Adresse registriert, muss ich erst mal mein Profil vervollständigen. Welche Sprachen man spricht und was man für Fähigkeiten besitzt, wollen sie wissen. Zwischen unterschiedlichen Interessensgebieten kann man die eigenen ankreuzen und muss diese dann unter „Hobby“ oder „Fachwissen“ einordnen. Interessant ist: Mehr als fünf Themen kann man nicht als „Fachwissen“ angeben. Offenbar sind Menschen, die sich breitgefächertes Wissen angeeignet haben, bei Clickworker nicht erwünscht.
Ich fülle mein Profil also weitestgehend aus, ungeduldig, weil ich endlich meinen ersten eigenen Text schreiben möchte.
2. Die Qualifikation
Bevor man allerdings mit dem ersten Auftrag beginnen kann, muss man zunächst einen Test bestehen – „Qualifizierung als Autor für deutsche Texte“. Dieser beinhaltet zwei Lückentexte, mehrere Multiple-Choice-Fragen zu Rechtschreibung und Zeichensetzung und einen Probetext im Umfang von 150 bis 250 Wörtern. Die Multiple-Choice-Fragen zielen meistens darauf ab, Kommata an die richtigen Stellen zu setzen und „schwierige“ Worte richtig zu schreiben, zum Beispiel „Akustik“. Zum Probetext wird allerdings nur zugelassen, wer eine bestimmte Prozentzahl bei den beiden vorherigen Aufgaben erreicht hat. 80 Prozent scheinen da nicht auszureichen, wie ich erfahren musste. Immerhin sehe ich, dass lediglich schlappe zwei Prozent aller Mitglieder überhaupt mehr als 80 Prozent erreicht haben. Da stellt sich mir dann allerdings doch die Frage: Sind die Anforderungen womöglich etwas zu hoch?
3. Der erste Auftrag
Der erste Auftrag, dessen Sinn sich mir jedoch nicht wirklich erschließt, lautet „Bitte suchen Sie nach Begriffen auf Google (Recherchieren Sie Unternehmensdetails)“. Man muss nun einen Firmennamen googlen, eintragen, auf welcher Seite man ihn findet, die Seite öffnen und den Link zum Impressum suchen – fertig ist der Text. Zwei Tage später ist der Auftrag immer noch „In Prüfung“, aber nach der Genehmigung bekomme ich dafür ganze 15 Cent. Die Gewinne werden auf mein Clickworker-Konto überwiesen – und ab einem höheren Betrag kann man sich dieses Geld auf sein Bankkonto überweisen lassen.
4. Das Fazit
Leider werden mir auch Tage später noch keine weiteren Aufträge angezeigt – bis auf erneute Google-Suchen, für die zehn Cent gezahlt werden. Allerdings wage ich auch zu bezweifeln, dass dort besonders viele Unternehmen angemeldet sind.
Zwar ist es mit Sicherheit günstig, dort seine PR- und Werbetexte erstellen zu lassen, aber auch zeitaufwendig. Sich durch einen Wust von potenziellen Textern zu wühlen und jeden Text doppelt und dreifach zu kontrollieren, kostet sicher Zeit und Nerven. Das ganz große Geld kann man mit Plattformen wie Clickworker also eher nicht machen.Und was ist mit der Moral? Ist es verwerflich, sein Schreibtalent für Öffentlichkeitsarbeit und Werbung zu nutzen? Darf man über ein Produkt schreiben, das man selbst nicht kaufen würde ?
Ich denke: Ja! Schreiben ist eine Kunst – ganz egal, über was und für wen. Was zählt, ist doch die Tatsache, mit Worten zu jonglieren, Sätze zu zaubern und sich kreativ austoben zu können. Für werbemäßige Zwecke zu schreiben ist nicht falsch oder schlecht – denn wir sprechen hier ja nicht von Werbung für Tierversuche oder Kinderarbeit.
Die eigene Seele verkauft man damit also noch lange nicht.