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Aus Müllhalde wird KindertreffDie Grunerts kümmern sich um den Riehler Spielplatz

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Angelika und Uwe Grunert mit ihren Tageskindern – dank des Engagements des Ehepaares wurde der Riehler Spielplatz wieder ein beliebter Treffpunkt für viele Familien aus der Nachbarschaft.

Köln – Die kleine Isabella zieht Uwe Grunert (59) zur Schaukel, die im Schatten liegt. Die Zweijährige zieht sich hoch aufs Schaukelbrett und bedeutet Grunert, für den nötigen Schwung zu sorgen. Für Isabella und die anderen vier Tageskinder von Grunerts Frau Angelika ist der Spielplatz an der Brehmstraße die tägliche Anlaufstation.

So wie für viele andere Familien des immer kinderreicheren Viertels auch. Das Areal des Spielplatzes an der Brehmstraße in Riehl ist eine grüne Lunge: Bäume sorgen für Schatten, Hügel und Büsche bieten viel Platz zum Verstecken und Toben. Viele Familien mit kleinen Kindern nutzen inzwischen den Platz, der sich jeden Nachmittag mit Leben füllt.

Das war nicht immer so. „Als unser eigener Sohn klein war, war das hier ein völlig vermüllter Platz. In den Gebüschen lagen Spritzen und Scherben von zertrümmerten Bierflaschen.“ Regelmäßig wurden durch Vandalismus die Spielgeräte zerstört. „Am Ende waren die meisten Spielgeräte zerstört und wurden abgebaut. Bis nur noch eine Schaukel und eine Tischtennisplatte übrig blieben.“

Als sein Sohn mit einem Fuß in eine Scherbe trat und sich die Wunde heftig entzündete, war für Grunert und seine Frau Angelika der Punkt erreicht, wo sich die beiden gesagt haben, dass sich was ändern muss. Und dass sie selber dazu beitragen wollten.

Gleichzeitig geben die beiden damit ein Beispiel dafür, wie sich ein Spielplatz verändern kann, wenn sich Paten für ihn mitverantwortlich fühlen: Die Grunerts, die inzwischen zu den langjährigsten und treuesten Spielplatzpaten der Stadt Köln gehören, schalteten damals regelmäßig Polizei und Ordnungsamt ein. So lange, bis sich die Gangs, die sich dort regelmäßig zum Trinken und Dealen trafen, genervt zurückzogen. „Wenn Menschen regelmäßig ein Auge auf einen Spielplatz haben, verändert das die Umgebung“, ist sich Grunert sicher. Gabriele Menke vom städtischen Amt für Kinder, Jugend und Familie, die bei der Stadt Köln für Spielplätze und Spielplatzpaten zuständig ist, kann das bestätigen.

„Für die Stadt sind solche betreuten Spielplätze erheblicher einfacher zu unterhalten und zu warten. Allein schon deshalb, weil wir auf kurzem Draht mitgeteilt bekommen was los ist und dann auch handeln können.“ Egal ob man repariere oder das Ordnungsamt regelmäßig vorbeischicke.

370 Spielplätze von Paten betreut

Von den knapp 700 städtischen Spiel- und Bolzplätzen werden derzeit 370 von Spielplatzpaten betreut. Oft sind es Einzelpersonen – von jungen Eltern bis zum über 80-jährigen Rentner –, manchmal sind es auch Vereine, Institutionen, Geschäfte oder wie im Fall der Hauptschule Reutlinger Straße Bilderstöckchen eine Schule.

Ralf Diekmann vom Tüv Rheinland, der seit Jahrzehnten Experte im Begutachten von Spielplätzen ist, sieht in Spielplatzpaten sogar den besten Schutz davor, dass in den Vierteln Spielplätze verwahrlosen. „Sie sind der Garant dafür, dass gerade das nicht passiert. Das kann ich aus meiner Tätigkeit heraus sicher sagen.“ In dieser Hinsicht kann die Brehmstraße als Paradebeispiel herhalten: Jeden Tag schaut das Ehepaar Grunert nach dem Rechten. „Wenn kein Müll da liegt, dann kommt auch nicht so schnell neuer dazu“, hat Grunert festgestellt. Auch andersrum wird ein Schuh draus.

Resolut gegen Hundehalter

Und wenn doch einer mal seinen Hund auf dem Platz laufen lässt, der dann sein Geschäft macht, ist Angelika Grunert resolut zur Stelle. „Ich sage dann ganz klar, dass das eine Ordnungswidrigkeit ist, die sehr teuer ist. Wenn man mehrmals erwischt wird, kann man die Kosten für den Sandaustausch gleich mit übernehmen“, schiebt sie als Drohung hinterher. „Meistens wirkt das.“ Die Familien im Veedel schätzen die Grunerts als Ansprechpartner. Wenn etwas kaputt ist, wenn das Grün zurückgeschnitten werden muss: Die Grunerts geben alles weiter und der vertrauensvolle Draht zur Stadtverwaltung sorgt dafür, dass es meist nicht lange dauert, bis etwas passiert.

Um für den Spielplatz zu werben, haben die Grunerts schon Spielplatzfeste organisiert, einmal gab sich sogar die kölsche Band Räuber die Ehre. Für die Tombola-Preise sind sie durch ganz Riehl Klinken putzen gegangen, um mit dem Erlös die Anschaffung neuer Geräte zu unterstützen. Als zuletzt die Pläne für eine Sanierung des Spielplatzes von der Stadt erstellt wurden, hatten sich die Grunerts erst mal im Veedel und bei den Spielplatzfamilien umgehört, was denn eigentlich so gewünscht werde. „Das ist dann auch in die Planung einbezogen worden.“

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Weil es im Veedel aber nicht nur den Spielplatz Brehmstraße, sondern auch den Spielplatz an der Garthestraße gab, haben die beiden den irgendwann mit übernommen. Der hat aber einen anderen Charakter: Da das Jugendheim in der Gegend und andere Jugendangebote schwanden, wurde dort ein Unterstand gebaut, wo sich die Jugendlichen treffen können. Inklusive der Probleme, die das mit sich bringt: Einmal die Woche ziehen die Grunerts mit Harke und Besen los, um den Spielplatz vom Müll zu befreien. Hier ist das Ganze eine Sisyphos-Arbeit, da die Erziehung eher mittelmäßig gelingt. Manchmal fühlt sich Grunert des Ermahnens müde, dann macht er eine Woche Pause. Dann juckt es ihn wieder. „Ich kann das nicht auf egal stellen. Ich fühle mich zuständig.“Wo er auch nicht locker lässt, ist das Thema Zigarettenkippen.

Der Spielplatz Garthestraße grenzt an eine Schule. Wenn die Mütter ihre Kinder abholen oder ihre Kinder dort beim Spielen beobachten, fliegen regelmäßig Kippen in den Sand. Händevoll sammeln die Grunerts bei jeder Begehung auf. „Dass es für ein Kleinkind tödlich sein kann, einen giftigen Zigarettenstummel zu lutschen, ist vielen entweder nicht bewusst oder egal“. Demnächst möchte er gemeinsam mit Schulleitung und Stadt in einer Veranstaltung in der Schule darüber aufklären. „Das hat doch ein anderes Gewicht als wenn wir das als einzelne immer wieder sagen.“

Das, was die Grunerts leisten, sei weit überdurchschnittlich und solle keinen abschrecken, weil man die Messlatte zu hoch lege, betont Spielplatzbeauftragte Menke. Wichtig ist nur, dass man in der Nähe wohnt und regelmäßig vorbeischaut. „Idealerweise sollten es Menschen sein, die ohnehin da sind und regelmäßig nach dem Rechten sehen.“ Uwe Grunert, der in seiner Freizeit Triathlon betreibt, findet, dass einem das eigene Umfeld nie egal sein darf – gerade in diesen Zeiten. „Mir geht das Gejammer über alles, was nicht läuft, auf den Keks. Statt Jammern, einfach mal ganz konkret anpacken“, rät Grunert.

Die Stadt Köln sucht ehrenamtliche Spielplatzpaten

Für öffentliche Spielplätze sucht die Stadt Köln noch Spielplatzpaten. Von den fast 700 öffentlichen Spielplätzen in Köln werden zurzeit 370 von Patinnen und Paten betreut. Ob Schulklassen, Vereine, Initiativen, Eltern oder Großeltern, alle können mitmachen. Manche haben eigene Kinder oder Enkelkinder im „Spielplatz-Alter“ – und wenn man sowieso schon da ist, schaut man eben nur ein bisschen genauer hin. Die Übernahme einer Spielplatzpatenschaft erfolgt ausschließlich ehrenamtlich. Die Paten gehen dabei keine finanziellen Verpflichtungen ein und bestimmen ihr Engagement selbst. Haftungsrechtlich können Patinnen und Paten nicht belangt werden.

Zu den Aufgaben gehört es in erster Linie, Schäden oder Verunreinigungen an die Stadtverwaltung zu melden, damit sie schnell beseitigt werden können. Hilfreich ist es, wenn Spielplatzpaten bei eventuellen Konflikten auf Ihrem Spielplatz durch ein hilfreiches Gespräch vermitteln und Hundebesitzer freundlich, aber dennoch bestimmt darauf hinweisen, dass ein Spielplatz keine Hundetoilette ist. Interessenten können sich an das Amt für Kinder, Jugend und Familie wenden unter Telefon 221-27070 oder per Mail an spielplatzpaten@stadt-koeln.de. (ari)