Heimat-CheckWie der Tagebau das Leben in Kaster und Königshoven prägte
Bedburg-Kaster/-Königshoven – Sie sind am Reißbrett entstanden: Die Orte Kaster und Königshoven, über die Jahrzehnte eng verwoben, sind keine historisch gewachsenen Gebilde – vom kleinen und uralten Ortskern Alt-Kaster abgesehen. Der Braunkohlenabbau hat die Umsiedlung von rund 7000 Menschen im heutigen Bedburg erzwungen, vier Zehntel des Stadtgebietes wurden abgebaggert, 15 Ortschaften umgesiedelt, darunter auch jene, die heute Kaster und Königshoven bilden.
Ab den 50-er-Jahren gewann Kaster so die Umsiedlungsorte Epprath und Morken-Harff dazu, rund um Schützendelle, Morkener Straße und Zelenberg sind dazu noch zahlreiche Bewohner aus Alt-Königshoven zugezogen, die die Umsiedlung damals nicht abwarten wollten. Danach folgte dann die Umsiedlung von Königshoven-alt nach -neu – aus dem einstmals kleinen Kaster war der große Doppelort Kaster-Königshoven geworden.
Wanderwege rund um den künstlichen See
Der Tagebau prägte nicht nur die Orte, sondern auch die umliegende Landschaft. Auf der Fläche des Tagebaus Garzweiler I sind die Königshovener und die Kasterer Höhe entstanden. Rund um den künstlich angelegten Kasterer See und Alt-Kaster führen viele Kilometer Wanderwege. Gedenksteine, Wegekreuze und die Petrus-Kapelle halten die Erinnerung an die alten Ortschaften wach.
An das für den Tagebau gesprengte Wasserschloss Harff erinnert ein in den Boden eingelassener Grundriss. Der Windpark Königshovener Höhe mit seinen 21 Windrädern überragt das Rekultivierungsgebiet. Die Stadt und das Unternehmen Innogy teilen sich den Windpark, der jedes Jahr viel Geld in die Stadtkasse spült.
Brauchtum wird gelebt
Wo immer möglich, pflegen die Bewohner beider Orte ein ausgeprägtes Kirchturmdenken, das aber im positiven Sinn, denn Zusammenarbeit ist immer da möglich, wo geboten, etwa in der Werbegemeinschaft Kaster-Königshoven oder im Sport beim SC Borussia Kaster-Königshoven. Die Schützenfeste in beiden Orten sind bekannt und beliebt, das Brauchtum wird gelebt.
Während Königshoven vornehmlich Wohngebiete vorhält, bietet Kaster auch die Nahversorgung und mit dem Rathaus zudem den Verwaltungssitz der Stadt. Der Wochenmarkt zieht jeden Freitag viele Besucher an. Die Geschäftsstraße ist zwar in die Jahre gekommen, aber gut genutzt. Pläne, sie umzubauen und ein Tempo-30-Limit einzuführer, wurde letztlich doch nicht umgesetzt: Der gesamte Rahmenplan für Kaster scheiterte vor fünf Jahren, weil ein anderes Projekt sich nicht durchsetzen konnte und es die Förderung nur für das gesamte Vorhaben gegeben hätte.
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Als Wohnorte sind sowohl Kaster als auch Königshoven sehr beliebt. Die Erweiterung des Neubaugebiets am Mühlenkreuz in Königshoven ist gerade gut abgeschlossen, in Kaster folgen nun zwei weitere Baugebiete, nachdem auch hier die große Fläche Im Spless besiedelt wurde. Zwischen Tennishalle und dem Waldrand des Hohenholzer Grabens soll eine „Ressourcenschutzsiedlung“ entstehen – auf einer rund sechs Hektar großen Fläche sind Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser geplant.
Und zwischen dem Bad Monte Mare und dem Kasterer Ortsrand, parallel zur Erft, läuft bereits die Erschließung des Baugebiets „Sonnenfeld“. Es hat eine Wohnbaufläche von mehr als 50 000 Quadratmetern – Platz für mehrere Hundert Menschen.