Der große Schwimmbad-CheckDas sind die besten Freibäder in Köln und Region
- Exklusiv für diese Zeitung hat der Tüv Rheinland 15 Freibäder in Köln und der Region getestet.
- Die Bilanz fällt ordentlich aus, auch wenn die Gesamtnote „sehr gut“ nicht vergeben worden ist.
- In einigen Bädern sind die Fluchtwege nicht ausreichend ausgeschildert.
Köln – Für die Kölner Freibäder war 2018 ein Jahr für die Geschichtsbücher. Knapp 900.000 Gäste suchten an den heißen Tagen dieses Sommers nach Abkühlung. Ein Allzeithoch in der 20-jährigen Geschichte der Kölnbäder GmbH, die acht Standorte in der Stadt betreibt.
Der Rekord wird nach Einschätzung des städtischen Unternehmens in diesem Jahr nicht mehr geknackt, dennoch ließen sich auch die aktuellen Zahlen sehen. Von Mai bis Ende Juli haben bislang fast 650.000 Menschen die Bäder besucht. Allein das Stadionbad verzeichnete bisher über 120.000 Gäste.
Neue Herausforderung für die Betreiber
Den Ansturm zu bewältigen, stellt für die Betreiber eine Herausforderung dar. Sie müssen Sicherheit und Hygiene gewährleisten, den Hunger der Gäste stillen und gerade Kindern Angebote für einen vergnüglichen Aufenthalt bieten. Die Qualität dabei ist schwankend.
Zu diesem Ergebnis kommt der Tüv Rheinland, der im Auftrag dieser Zeitung 15 Freibäder in Köln und der Region getestet hat. Die Bilanz fällt ordentlich aus, auch wenn die Gesamtnote „sehr gut“ nicht vergeben worden ist. Mit einer glatten Zwei liegen das Karlsbad in Brühl und das Stadionbad in Müngersdorf gleichauf an der Spitze des Rankings.
Milchborntal schneidet am schlechtesten ab
Am schlechtesten schnitten das Milchborntal in Bergisch Gladbach (3,0) und die Bäder am Escher See (3,1) und Fühlinger See (3,3) ab. Wobei den beiden Seebädern laut Tüv-Berichten vor allem die nicht ausreichende Beschilderung von Fluchtwegen und ein Mangel an sichtbar angebrachten Feuerlöschern die Note verhagelt hat. „Das klare Wasser begeistert, die Preise für Getränke sind passabel“, so Auditorin Alina Roeder zum Escher See.
Insgesamt zieht der Tüv ein positives Fazit: „In allen getesteten Freibädern können die Gäste sich sicher fühlen“, sagt Tüv-Experte Olaf Seiche. Eskalationen wie im Düsseldorfer Rheinbad hat es in Köln und Umland nicht gegeben.
Tüv zieht ein positives Fazit
Der Tüv hat seinem Test mehrere Kategorien zugrunde gelegt. Überprüft wurden unter anderem die Sicherheit, Hygiene, Zustand der Rutschen, aber auch die Qualität der Speisen, Freundlichkeit des Personals, Parkplatzmöglichkeiten und Anfahrtswege. Die wichtigsten Ergebnisse in der Übersicht.
Sicherheit/Brandschutz
Die Sorgenkategorie im Tüv-Test. Die Bestnote mit 1,8 erhielt das Stadionbad, ganz unten rangiert der Fühlinger See mit 5,2. Freibäder verzichten laut Tüv häufig auf ausreichende Beschilderungen von Flucht- und Rettungswegen. Selbst das Stadionbad verfügt laut Tüv über keine entsprechenden Aushänge. Allerdings ist der Brandschutz in Müngersdorf vorbildlich: Elektronisches Feueralarmsystem, Rauchmelder, Feuerlöscher – alles vorhanden.
Hygiene
In Sachen Sauberkeit gab es laut Tüv erhebliche Schwankungen. Ausreißer nach unten ist in dieser Kategorie laut Tüv das Freibad Milchborntal: Schmutzige Umkleiden und Toiletten, stellenweise Schimmel an den Wänden, auf der Liegewiese Müll. „Das Bad macht einen recht dreckigen Eindruck“, schreibt Testerin Roeder. Auf Anfrage verweist der Betreiber auf den Besucherandrang am Testtag. Mehr als 2700 Gäste habe das Bad gezählt, normalerweise seien es bis zu 1000, schreibt die Bäderbetriebsgesellschaft Bergisch Gladbach mbH.
Der Andrang habe zu „ungewöhnlichen Nachlässigkeiten im Hinblick auf die Sauberkeit“ geführt. Die Mängel seien am selben Abend beseitigt worden. Aber auch in anderen Bädern gab es an den Testtagen Defizite bei der Müllbeseitigung. Einen besonders positiven Eindruck dagegen hat das Freibad Wiembachtal hinterlassen, „eines der saubersten im gesamten Test“, so die Auditorin.
Becken
Obwohl laut Tüv äußerlich schon etwas in die Jahre gekommen, belegt das Freibad Elsdorf in dieser Kategorie mit der Note 1,3 den Spitzenplatz. Das Wasser klar, genug Platz für Schwimmer und solche, die sich lieber treiben lassen wollen. Dahinter folgen das Zündorfbad und das Freibad Engelskirchen.
Schlusslicht ist der Escher See mit einer Note von 3,0. Die Testerin bemängelt die zu große Distanz zwischen Toiletten und Wasser. Für Gäste mit Einschränkungen fehlen die Einstiegshilfen, zudem gibt es zwar einen Bademeisterturm, der war allerdings im Testzeitraum unbesetzt.
Kinder- und Spaßbereich
Diese Kategorie hat der Tüv insbesondere vor dem Hintergrund der technischen Beschaffenheiten der Geräte und der Sicherheit bewertet. Das subjektive Spaßempfinden ist nicht in die Note eingeflossen. Bei den Kindern hat der Lentpark mit einer Zwei plus die Nase vorn. Das Kleinkindbecken ist sowohl bewacht als auch für Eltern gut einsehbar.
Es gibt fest installiertes Wasserspielzeug. Das Zusatzangebot war den Testern eine glatte Eins wert: Volleyballplatz, Tischtennisplatten, Boulebahn, Grillstationen. Es gibt einen Felsen, der das beherzte Hechten ins Naturbecken ermöglicht. Bei den Rutschen belegen das Stadionbad und das Freibad Hoffnungsthal die ersten beiden Plätze.
Gastronomie
Hier stellte Testerin Roeder große Qualitätsunterschiede fest. Klarer Sieger ist das Karlsbad in Brühl mit einer Note von 1,7. „Die Pommes waren knackig, die Wurst würzig“, urteilt die Auditorin. Die vorgeschriebene Serviertemperatur von 63 Grad wurde bei der Wurst nur um zwei Grad verfehlt. Auch das Freibad Hoffnungsthal und die Steinbachtalsperre konnten überzeugen.
Zweifelhaft war das Geschmackserlebnis laut Tüv im Milchborntal und im Lentpark. Die Wurst im Lentpark habe „ledern“ geschmeckt, die Temperatur der Pommes im Milchborntal sei mit 38 Grad „inakzeptabel“, schreibt die Testerin. Der Betreiber des Milchborntal bedauert auf Anfrage. Man habe den Pächter angehalten, „mögliche Verbesserungen zeitnah umzusetzen.“
Dass Kunden beim Ansturm auf die Bäder an heißen Tagen bei der Essensausgabe Geduld mitbringen sollten, versteht sich. Den unrühmlichen Rekord in Sachen Wartezeit hat das Bad am Fühlinger See aufgestellt: Von der Bestellung bis zur Ausgabe hat es laut Tüv 55 Minuten gedauert. Gelohnt hat es sich offenbar nicht. Das Urteil: „Die Pommes waren labbrig, die Wurst zu kalt.“
Der Artikel ist zuerst im August 2019 im „Kölner Stadt-Anzeiger” erschienen.