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EnergiekriseKnipst Putin Düsseldorfs Gaslaternen aus?

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Sanftes Licht, hoher Energieverbrauch: Gaslaternen in Düsseldorf

Düsseldorf – Jahrelang hat man in Düsseldorf mit viel Leidenschaft über den Erhalt der 14.000 Gaslaternen gestritten, ehe der Stadtrat 2020 einen Kompromiss fand: 10.000 sollen erhalten bleiben. Und zwar ausschließlich in Wohngebieten. Das wäre dann immer noch das größte in Deutschland erhaltene Gasleuchten-Netz.

Angesichts explodierender Gaspreise flammt die Debatte jetzt erneut auf. Grund ist der hohe Energieverbrauch der Gaslampen im Vergleich zu LED-Leuchten. 2021 gab die Stadt 2021 rund 3,7 Millionen Euro an Energiekosten aus, bei LED-Leuchten wären es nur 300.000 Euro gewesen.

Die Gaslaternen machen rund ein Fünftel gesamten Stadtbeleuchtung aus. Mehr als 60 Prozent sind älter als 50 Jahre, so die Stadt. Die Beleuchtung von öffentlichen Straßen und Plätzen diene der Sicherheit und müsse grundsätzlich aufrecht erhalten werden. „Ein hartes Abschalten von im Verbund verknüpften Gaslaternen ist daher nicht ohne weiteres möglich.“

Handwerkskammerpräsident: Jede Kilowattstunde zählt

Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer NRW, hält es für absurd, an der alten Technik festzuhalten. In einer Krise dürfe es keine Denkverbote geben.

„Es ist doch verrückt, dass sich die Landeshauptstadt aus Nostalgie noch immer 14.000 Gaslaternen mit jeweils mehr als 1100 Watt für Licht im öffentlichen Raum leistet, während man mit LED-Technik mit nur 24 Watt exakt den gleichen Effekt erzielen kann“, schreibt er in einem Gastbeitrag für „handwerksblatt.de“. „Wenn es hart auf hart kommt, zählt jede Kilowattstunde. Und jeder muss seinen Beitrag leisten.“

Auch in der Politik nimmt die Diskussion wieder Fahrt auf. „Wir sollten über einen weitergehenden Abbau diskutieren“, fordert der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Stadtrat, Lukas Mielczarek in der „Rheinischen Post“. Er wisse, dass der Kompromiss nach komplizierten Verhandlungen gelungen sei. „Aber die Rahmenbedingungen haben sich geändert.“

Ähnlich sieht das auch der Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Peter Blumenrath (CDU), der im Stadtrat vor zwei Jahren gegen den Kompromiss gestimmt hatte.

Initiative Gaslicht: Denkmäler der Industriegeschichte

„Das ist reine Symbolpolitik“, sagt Lutz Cleffmann, Sprecher der Initiative Gaslicht. Die Umrüstung auf LED-Beleuchtung sei nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen und sehr teuer. Pro Laterne müsse man mit 6000 Euro rechnen. „Das hilft uns bei der aktuellen Energieknappheit auch nicht weiter. Es sei denn, man verzichtet in ganzen Straßenzügen komplett auf die Beleuchtung.“

Überdies gehe es in Düsseldorf „nicht um eine profane Straßenbeleuchtung, sondern über Denkmäler der Industriegeschichte.“ Düsseldorf sei einmal die „Welthauptstadt der Röhrenindustrie“ gewesen. „Mit dem Aus von Vallourec wird gerade das letzte Kapitel geschlossen.“ Trotz der Energiekrise, ausgelöst durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, müsse man die Gasbeleuchtung in Relation zum Verbrauch sehen. „Sie macht weniger als ein Prozent des gesamten städtischen Verbrauchs aus.“

Selbst aus klimapolitischer Sicht ist die Initiative der Auffassung, dass der Denkmalschutz in diesem Fall Vorrang haben müsse. „Wir reden über 10.000 Gaslaternen in Wohngebieten, die zu 50 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können.“ Das Stadtgas in den 1960er Jahren habe einen vergleichbaren Wasserstoffanteil enthalten.

Die Initiative erhält auch Unterstützung vom Heimatverein Düsseldorfer Jonges, mit 3300 Mitgliedern das Schwergewicht der Stadtgesellschaft. Die Jonges haben sich im jahrelangen Streit um die Laternen für den Erhalt eingesetzt und einen Antrag vorbereitet, sie in die Unesco-Liste des Kultur- und Naturerbes aufnehmen zu lassen.

Gaslaternen nur noch in Tempo-30-Zonen

„Ruhige Hand und kühler Kopf sind eine Empfehlung mit Ewigkeitswert für unruhige oder politisch heiße Tage“, schreibt Baas Wolfgang Rolshoven in einem offenen Brief. Die Gaslaternen seien „als Imageträger ein Wert für unsere Stadt. Sie abzureißen, wäre ein ideeller Verlust.“

Erst im Januar hatte die Stadt einen Test unternommen, welche Folgen es für die Verkehrssicherheit hat, wenn Autofahrer von einer strombeleuchteten Hauptverkehrsstraße in eine gasbeleuchtete Straße einbiegen, deren sanftes Licht deutlich dunkler ist. Eine Erkenntnis: Gasleuchten mit ihrem „sanften Licht“ können nur in Tempo-30-Zonen erhalten bleiben. Insgesamt soll die Sanierung der Gasleuchten rund 83 Millionen Euro kosten.