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Erster eigener FriedhofMehr muslimische Bestattungen in NRW

Lesezeit 3 Minuten

Ein muslimisches Grab auf einem Gräberfeld

Köln – Wuppertal bekommt 2018 als erste deutsche Stadt einen muslimischen Friedhof. Damit reagiert sie auf einen deutlichen Trend: immer mehr Muslime lassen sich in Deutschland beerdigen. Das bestätigen auch andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen wie Köln und Düsseldorf.

Bisher war die gängige Praxis, dass sich viele in Deutschland lebende Muslime in ihrem Heimatland bestatten lassen. Eine Überführung des Leichnams beispielsweise in die Türkei wurde dann von speziellen Firmen durchgeführt. Dafür zahlen Muslime ihr Leben lang in eine Rückführ-Versicherung ein, die alle anfallenden Kosten nach dem Tod übernimmt.

Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen reagieren mit unterschiedlichen Ansätzen auf die zunehmende Zahl an muslimischen Bestattungen. Spezielle Grabfelder auf christlichen Friedhöfen gibt es schon länger.

In Düsseldorf denke man nach dem Vorstoß in Wuppertal auch über einen Friedhof nur für Muslime nach, so Gartenamtsleiterin Doris Törkel. „Die Stadt Düsseldorf ist mit Interessenvertretern muslimischer Institutionen im Gespräch. So konkret wie in Wuppertal sind die Pläne aber noch nicht. Es gibt noch kein geeignetes Areal.“

Bisher gebe es zwei muslimische Grabfelder auf einem Friedhof in Düsseldorf-Itter. Die Plätze auf dem Südfriedhof seien derzeit alle besetzt. „Viele Muslime wachsen hier in der zweiten Generation auf und haben eine tiefe Verbundenheit zu Deutschland. Ich finde, es ist ein schöner Ansatz, wenn sie den Wunsch haben sich hier beerdigen zu lassen“, so Törkel.

In Köln gibt es eines der ältesten muslimischen Grabfelder in Deutschland. Seit 1968 stehen auf dem Westfriedhof Gräber zur Verfügung. Sie wurden vor 50 Jahren für die erste Generation von Gastarbeitern angelegt. Im Laufe der Jahre wurde ein zweites Grabfeld auf dem Friedhof Lehmbacher Weg in Brück eingerichtet. „Das Ziel ist es, alle Glaubensrichtungen gemeinsam an einem Ort zu bestatten. Eine Separierung ist kontraproduktiv,“ sagte Manfred Kaune vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen der Stadt Köln. Dafür hatten sich auch die Ratspolitiker bei einer Diskussion im Fachausschuss vor einiger Zeit ausgesprochen. Deswegen werde es auf absehbare Zeit auch keinen muslimischen Friedhof in Köln geben. Es seien auch Areale für die Glaubensgruppen der Jesiden und der Armenier vorhanden.

„Dass sich viele in ihrer Heimat bestatten lassen, ist eine Generationenfrage. Von den Jüngeren werden sich immer mehr in Deutschland beerdigen lassen“, so Kaune. Nicht wenige der Kunden würden auch die gängige Grabpflege in Deutschland schätzen. Muslimische Gräber werden normalerweise nicht gepflegt und verwildern.

Im Islam sind die Gräber traditionell Richtung Mekka ausgerichtet. Das wünschen sich auch die Muslime in Deutschland. Auch die sarglose Bestattung in einem Grabtuch ist in NRW mittlerweile erlaubt. Die meisten Gemeinden ermöglichen diese Bestattungsweise. Der Ewigkeitsanspruch gestaltet sich bei einer durchschnittlichen Grablaufzeit von 20 bis 25 Jahren allerdings schwierig. „Aber das ist auch in Großstädten wie Istanbul nicht realisierbar“, so Kaune. Dafür sei einfach kein Platz. Man denke aber darüber nach, die Friedhofsordnung zu ändern und eine Laufzeit von 50 Jahren zuzulassen.

Den ersten muslimischen Friedhof gibt es erst 2018, da es bis vor zwei Jahren per Gesetz nicht möglich war. 2014 wurde in NRW das Bestattungsgesetz geändert, dass nun auch religiösen Vereinen erlaubt Friedhöfe zu betreiben. Bisher war das nur Körperschaften öffentlichen Rechts wie Kirchen gestattet. Deswegen haben sich die muslimischen Gemeinden in Wuppertal zusammengeschlossen und den Trägerverein „Muslimische Friedhöfe Wuppertal“ gegründet. Das Gelände gehörte ursprünglich zu einer evangelischen Gemeinde, wird aber aufgrund einer zunehmenden Zahl an Urnenbestattungen nicht mehr gebraucht. Dort sollen in zwei Jahren 3000 muslimische Gräber entstehen. Das Vorhaben wird komplett aus Spenden finanziert.

Auf mehr als 20 kommunalen Friedhöfen in Nordrhein-Westfalen gibt es muslimische Grabfelder – unter anderem in Essen, Duisburg und Aachen.