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250 neue ArbeitsplätzeFirma Hochwald zieht nach Mechernich

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Im Gewerbegebiet Obergartzem III soll in Kürze ein großer Produktionsstandort für haltbare Milchprodukte entstehen. Bisher sind dort nur zwei kleinere Unternehmen angesiedelt.

Mechernich/Obergartzem – Der Freitag vergangener Woche wird für Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sicherlich als ein Glückstag in Erinnerung bleiben. An diesem Tag erhielt er von Thorsten Oberschmidt, einem der beiden Chefs der Hochwald Foods GmbH, die frohe Botschaft, dass in Kürze in Mechernich 250 neue Arbeitsplätze entstehen. Die genossenschaftliche Hochwald-Gruppe mit Hauptsitz im rheinland-pfälzischen Thalfang plant im Gewerbegebiet Obergartzem III einen neuen Produktionsstandort für haltbare Milchprodukte in Nordrhein-Westfalen. Auf diesen Coup war der Bürgermeister gestern noch „baschtisch“ stolz. „Für Mechernich ist diese Ansiedlung eine wirklich tolle Sache“, befand Schick auf Anfrage.

Um ein solches Milchwerk an Land zu ziehen, sind normalerweise langwierige Verhandlungen nötig. Im Fall Hochwald war das anders, das wurde im Grunde auf dem „kleinen Dienstweg“ geregelt.

Hochwald schließt Standort in Erftstadt

„Vor zwei Monaten hat mich Peter Manderfeld, der Vorstandsvorsitzende von Hochwald, angerufen und mich gefragt, ob Mechernich Gewerbeflächen für eine größere Industrieansiedlung bereitstellen könne“, berichtete der Bürgermeister. Manderfeld ist Landwirt in Losheim und als solcher, wie viele andere Milchbauern auch, Mitglied der Genossenschaft.

Die Hochwald Foods GmbH hatte im Vorfeld eine umfassende Analyse des Produktionsnetzwerkes, des Milcherfassungsgebietes und der Absatzkanäle in Auftrag gegeben. Dabei kam heraus, dass der optimale Standort des neuen Werkes, in dem künftig rund 800 Millionen Liter Milch von mehr als 250 Mitarbeitern zu hochwertigen Milchprodukten verarbeitet werden, im Gewerbegebiet III der Stadt Mechernich in Obergartzem liegt. Nicht alle werden jedoch ganz glücklich mit der Ansiedlung am Fuß der Eifel sein. Denn Hochwald wird seinen traditionsreichen Standort in Erftstadt-Köttingen schließen. Die Mitarbeiter sollen dann in zwei Jahren, wenn das neue Werk fertig ist, nach Obergartzem umziehen. Für Erftstadt bedeutet dies den Verlust eines bedeutenden Unternehmens mitsamt Gewerbesteuer und Arbeitsplätzen.

2021 soll das neue Werk bezugsfertig sein

In der Sitzung des Mechernicher Ausschusses für Stadtentwicklung an diesem Dienstag wird Geschäftsführer Oberschmidt das Großprojekt im Rathaus vorstellen.

Sollte der Rat grünes Licht geben, wovon auszugehen ist, könnten bereits Ende kommender Woche die Grundstückskaufverträge unterzeichnet werden. Die Rohmilch, die im neuen Werk verarbeitet wird, stammt von den genossenschaftlichen Eigentümern. Etwa 1250 Landwirte der insgesamt 3000 Mitgliedslieferanten liegen im Einzugsgebiet des neuen Werkes. Detlef Latka von der Hochwald Foods GmbH: „Der Standort bietet für unser Vorhaben gute Bedingungen. Wir wollen auf der grünen Wiese einen modernen und hocheffizienten Standort bauen.“ Dass Hochwald solche Projekte stemmen kann, hat das Unternehmen im hessischen Hünfeld bewiesen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde dort 2016 ein neues Werk zur Herstellung von Vorprodukten für die Baby- und Kindernahrungs-Industrie eröffnet.

Ein paar kleinere Probleme müssen noch gelöst werden, ehe es im nächsten Frühjahr mit dem Bau der Produktionsstätte losgehen kann. 2021, so hofft das Unternehmen, soll das neue Werk bezugsfertig sein. Pro Jahr wird Hochwald in Obergartzem nicht weniger als 600000 bis 700000 Kubikmeter Wasser benötigen. „Das werden wir schon hinkriegen“, war Bürgermeister Schick sicher.

Mechernich hofft auf weitere Firmen

Für Mechernich, aber auch im Weiteren für den gesamten Kreis Euskirchen, sei der Zuzug eines prominenten milchverarbeitenden Betriebes ein großer Gewinn, erklärte Beigeordneter Thomas Hambach, der in den Verhandlungen mit am Tisch saß. In Mechernich hofft man, dass sich weitere Firmen und Zulieferer im Umfeld ansiedeln.

Bisher lief der Verkauf von Grundstücken im neuen Gewerbegebiet Obergartzem III eher schleppend. Lediglich zwei kleinere Firmen haben sich dort niedergelassen. Dass man nun mit einem Schlag gleich 20 Hektar an Hochwald verkaufen kann, wird nicht nur den Kämmerer freuen. Die Einnahmen dürften jedoch postwendend wieder in die Planung einer Erweiterung des Gewerbegebiets gesteckt werden. „Wir haben jetzt immer noch 10 Hektar übrig“, berichtete Bürgermeister Schick.