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SEK im Einsatz27-Jähriger wegen Geiselnahme in Euskirchen angeklagt

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Spezialkräfte der Polizei waren bei der Geiselnahme am 1. April 2021 im Euskirchener Welcome-Hotel im Einsatz.

Bonn/EuskirchenNach der Geiselnahme in einem Euskirchener Hotel, die am 1. April 2021 durch ein Spezialeinsatzkommando der Polizei mit einem Schuss beendet wurde, hat die Bonner Staatsanwaltschaft einen 27-Jährigen aus Euskirchen angeklagt. Wie Gerichtssprecherin Sandra Wielpütz auf Anfrage bestätigte, werden dem mutmaßlichen Täter Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Wegen einer akuten psychischen Erkrankung soll er die Tat im Zustand verminderter Schuldfähigkeit begangen haben.

Angestellten mit Filetiermesser bedroht

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der Angeklagte gegen 19.45 Uhr das Welcome-Hotel an der Alleestraße betreten, an der Rezeption einem Mitarbeiter ein Filetiermesser vor den Bauch gehalten und ihn nach Tresor und Geld gefragt. Als der 23-Jährige mit den Kopf schüttelte und abwinkte, wurde der mutmaßliche Räuber überraschend zum Geiselnehmer: Er hielt dem Hotelmitarbeiter das Messer mit der 21 Zentimeter langen Klinge an den Hals und forderte ihn auf, den Notruf zu wählen und seine Bedingungen durchzugeben: Die Polizei, so der vorgegebene Text, habe zehn bis 15 Minuten Zeit, ihm zwei Millionen Euro zu bringen, sonst werde er die Geisel abstechen und eine Bombe zünden.

Keine zehn Minuten später, gegen 20 Uhr, war das Hotel durch ein Spezialeinsatzkommando weiträumig abgesperrt. Der Täter forderte erneut zwei Millionen Euro Lösegeld und einen Hubschrauber. Der Coup misslang jedoch: Nach einer halben Stunde hörten Anwohner einen einzigen Schuss. Einem SEK-Schützen war es „in einem Moment der Unaufmerksamkeit“ gelungen, den 27-Jährigen durch einen gezielten Schuss ins Bein außer Gefecht zu setzen, zu überwältigen und zu entwaffnen.

Rettungsdienst und Notarzt wurden gerufen: Nicht nur der Geiselnehmer wurde ins Marien-Hospital gebracht, auch der junge Rezeptionist. Der Angeklagte soll beim Warten auf das Einsatzkommando dem 23-jährigen Hotelmitarbeiter eine tiefe, blutende Verletzung am Ringfinger beigebracht haben, die mit vier Stichen genäht werden musste.

Es ging nicht um Geld

Später, als er wieder ansprechbar war, erzählte der Angeklagte, der schon lange an Depressionen leidet, dass es ihm nicht um das Geld gegangen sei. Er habe den Polizeieinsatz provoziert, damit er zu Tode komme. Tatsächlich wurde am Tatort später auch kein Sprengstoff gefunden – Einsatzkräfte mit Diensthunden hatten das Hotel durchsucht. Auch der Ankläger geht davon aus, dass der Geiselnehmer einen Suizid provozieren wollte.

Der Prozess, der vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts stattfindet, soll im Sommer starten.