HistorieMechernich feiert 50 Jahre kommunale Neugliederung
Mechernich – Mechernich. Wenn in Mechernich in den vergangenen Jahren ein Jubiläum anstand, war auch meist das Wetter gut gelaunt. So war es auch am Samstag: Bei Sonnenschein wurden die kommunale Neugliederung vor 50 und der Neubau des Rathauses vor zehn Jahren gefeiert.
Bürgermeister Dr. Hans Peter Schick machte die Sache kurz. Vor Beginn der Feierlichkeiten mochte er in seiner Ansprache keinen großen historischen Rückblick geben. Das, so Schick, habe er schließlich schon beim Neujahrsempfang der Stadt getan. Eines betonte er: „Was unsere Väter, die Gründergeneration der heutigen Großgemeinde Mechernich, aus dem einstigen Dorf der Arbeiter im Bleibergwerk gemacht haben, das ist bewundernswert!“
Ausstellung zeigt den Wandel
Von diesem Wandel konnten sich die Besucher, darunter Ehrengäste wie die Alt-Bürgermeister Heinz Kehmeier und Peter Wassong und der langjährige Oberkreisdirektor Dr. Karl-Heinz Decker, im ersten Obergeschoss des Rathauses in einer kleinen Ausstellung zur kommunalen Neuordnung überzeugen. Tatsächlich kamen die beiden Zentralorte Mechernich und Kommern in zwei Schritten, 1969 und 1972, zu einer Kommune zusammen, die 1975 zur Stadt erhoben wurde. Vorgestellt wurde allerdings nicht nur Historisches, sondern auch Zukünftiges mit allen aktuellen Neubaugebieten im Stadtgebiet.
Wer die Schau gesehen hatte, konnte mit dem Aufzug im vor zehn Jahren gebauten Rathaus zum Beispiel in den Keller fahren. Dort öffneten Kämmerer Ralf Claßen und Dennis Müller, Mitarbeiter der Fachabteilung Liegenschaftsverwaltung, Wirtschaftsförderung und Stadtplanung, das Rollarchiv. Tausende von Akten lagern dort hinter der Brandschutztür. Es ist das „Gedächtnis“ und das analoge „Hirn“ der Stadt, das normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
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Draußen in der Sonne hatten zuvor die Blockflötengruppen der Klassen 2d und 3b der Grundschule Mechernich unter der Leitung ihrer Musiklehrerinnen Jennifer Stühl und Simone Gruschke Begrüßungslieder für die Gäste gespielt. Es war ein heiterer Auftakt – möglich wurde er dank der Spenden für die Instrumente durch den Kinderschutzbund, so Jennifer Stühl. Im Laufe des Nachmittags bleib es auch musikalisch. Ein DJ legte Musik auf.
Oldtimer aus Freilichtmuseum Kommern geliehen
Vor dem Rathaus parkten zudem drei vom LVR-Freilichtmuseum in Kommern ausgeliehene Oldtimer aus der Zeit der Neugliederung: ein VW Bulli, ein Ford Escort und ein Opel Admiral, damals ein Oberklasse-Fahrzeug.
Diese Zeitzeugen konnten allerdings die Vergangenheit nicht so lebendig werden lassen wie Dr. Karl-Heinz Decker. „Wissen Sie, was vor der kommunalen Neuordnung hier los war? Ich nenne Ihnen ein Beispiel“, begann er seine persönliche Zeitreise: „Wenn in einem heißen Sommer im Bad Münstereifeler Höhengebiet Bewohner ihre Schwimmbäder mit Wasser befüllten, hatten die Anwohner drumherum kein Wasser mehr!“ Dann sei der Tankwagen mit Trinkwasser angerollt. Später habe die Versorgung für alle sichergestellt werden können.
Froh über Verwaltungsreform
Decker setzte im Kreis um, was die Landräte Rudi Blass und Josef Linden nach außen vertraten. Decker ist 50 Jahre später froh über das Ergebnis der Verwaltungsreform, die ihm in den Jahren der Neuordnung jedoch auch persönliche Kritik eingebracht habe. „Ich war jung verheiratet, die Arbeitstage gingen oft bis weit in die Nacht. Dann kamen die Beschimpfungen: Der junge Mann hat doch keine Ahnung!“, so Decker.
Das alles ist nun Vergangenheit. Mit Bürgermeister Schick schlenderte Decker durch die Ausstellung zur Neugliederung. Dabei stellte sich heraus, dass er viele Menschen, die auf den alten Fotos zu sehen sind, persönlich gekannt hat.