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AutobiografischHelmut Zierl liest bei Lit.Eifel – Drogen, Led Zeppelin und Theater

Lesezeit 3 Minuten

Las aus seinem autobiografischem Roman „Follow the Sun“: Helmut Zierl.

Bad Münstereifel – In Zeiten von Spotify-Playlisten ist es ein herrlicher Anachronismus: das Mixtape. In einer Welt, in der Millionen Songs nur einen Mausklick entfernt sind, ist das Mixtape mit Bedacht zusammengestellt – und das alles mit der Absicht, etwas Bestimmtes auszudrücken. Meist waren es Jungs, die mit der Songauswahl auf einer sorgfältig bespielten Chromdioxid-Kassette ihrer Angebeteten ihre Liebe gestehen wollten.

Helmut Zierl, der am Freitagabend in der Aula der Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel aus seinem autobiografischen Roman „Follow the Sun“ las, benutzte das Mixtape, um die Zuhörer mitzunehmen in diesen verrückten Sommer 1971, von dem die Geschichte erzählt. Das Jahr, in dem er wegen Haschischhandels von der Schule in der norddeutschen Provinz geschmissen wurde und infolgedessen der Vater, ein Polizist, den 16-jährigen Sohn auch zu Hause vor die Tür setzte. Was folgte, war ein Roadtrip – zunächst nach Brüssel, dann nach Amsterdam –, bei dem Zierl nicht nur die strahlende Sonne kennenlernte, um im Bild des nach einem Beatles-Songs benannten Buches zu bleiben, sondern auch die dunkle Seite des Mondes.

Von Brüssel nach Amsterdam: Autobiografischer Roman von Helmut Zierl

Zehn Jahre hat das Schreiben dieser autobiografischen Episode gedauert. Immer wieder hat der heute 67-Jährige das Manuskript beiseite legen müssen, weil ihn die Erinnerungen emotional so mitnahmen. Denn nach dem unterhaltsamen Auftakt in Brüssel, in dem der langhaarige Hippie Helmut Zierl in einer schrägen WG unterkommt, in der auch ein Clochard wohnt, und deren Mitglieder es mit der Zahnhygiene nicht so genau nehmen, zieht es ihn nach Amsterdam. Einer der Gründe war die brasilianische Schönheit Tirshata, eine Anhängerin der missionarischen Jesus People, in die sich Zierl Hals über Kopf verliebte und die er tatsächlich in Amsterdam wiederfand, wenngleich sie mittlerweile den Drogen verfallen war.

Ja, das Ende der rund 100-minütigen Lesung, an- und abmoderiert von der Journalistin Claudia Hoffmann, war stellenweise harter Tobak. Der Led-Zeppelin-Hit „Stairway to Heaven“ hat den Schauspieler geprägt, wenn auch nicht unbedingt auf gute Art und Weise.

Wegen der Schilderung seiner Drogenvergangenheit habe unter anderem seine zwölf Jahre ältere Schwester vom Buch abgeraten, schließlich sei er doch der Saubermann des deutschen Fernsehens. „Aber mein Image war mir mein Leben lang egal“, verriet Zierl den Zuschauern.

Und so berichtete er, dass er im letzten Moment dem Heroin entkam, dass er Amsterdam in dem Sommer nie nüchtern erlebte („Ich war immer bekifft“) und dass er schließlich in einer Fixer-WG gelandet ist. Das Verfassen des Buches habe therapeutischen Charakter gehabt. Und das nächste Werk ist schon in der Mache. Diesmal geht es um die Zeit auf der Schauspielschule.