Wassertemperatur elf Grad – das Anwassern im Kneipp-Becken in Bad Münstereifel war nur etwas für Hartgesottene.
AnwassernDie Kneipp-Freiluft-Saison in Bad Münstereifel ist bei Nieselregen gestartet

So geht’s: Mit dem sogenannten Storchenschritt marschierten die Kneipp-Freunde durch das Tretbecken.
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Mit den Füßen durch kaltes Wasser zu marschieren, kann an warmen Sommertagen für eine willkommene Erfrischung sorgen. Daher hatten sich die Bad Münstereifeler bei ihrem Start der Kneipp-Freiluftsaison eine Fortsetzung der frühlingshaften Temperaturen aus der ersten Monatshälfte erhofft. Doch statt wärmender Sonnenstrahlen wurden sie am neugestalteten Europaplatz vor den Stadttoren von anhaltendem Nieselregen empfangen. Auch ein Blick auf das am Kneipp-Tretbecken angebrachte Thermometer half mit den angezeigten elf Grad nicht, die Vorfreude auf das geplante Anwassern zu vergrößern.
Seit 50 Jahren Kneipp-Ort „Natürlich hätten wir uns für den heutigen Tag schöneres Wetter gewünscht. Aber einen echten Kneippianer kann so etwas nicht schrecken“, betonte Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian lachend. Sie hatte für diesen Termin extra ihren Urlaub unterbrochen, um die Mitglieder des Kneipp-Vereins zu unterstützen.
Das Kneippen ist in Bad Münstereifel beliebt
Die nach Sebastian Kneipp benannte Kaltwassertherapie erfreut sich seit Jahrzehnten in Bad Münstereifel großer Beliebtheit. 2024 feierte die Kurstadt ihr 50. Jubiläum seit der Verleihung des Status als staatlich anerkanntes Kneippheilbad. Bis heute halten viele Anwohner, insbesondere die Mitglieder des örtlichen Kneipp-Vereins, an diesem Erfolgsrezept fest.
„Der Kontakt mit dem kalten Wasser ruft eine Reaktion vom Körper hervor, es stellt ihn unter Stress“, berichtete Tanja Larscheid vom Vereinsvorstand: „Die Arterien werden verengt, um die Wärme im Körper besser halten zu können. Im Anschluss tritt dann der gegenteilige Effekt ein und beides wirkt dann extrem belebend auf Körper und Geist.“

Die Aufwärmübungen absolvierten die Mitglieder des Kneipp-Vereins und Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (3.v.l.).
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Bevor sich die hartgesottenen Kneippianerinnen und Kneippianer ins Tretbecken wagten, riet Larscheid zu einigen kurzen Aufwärmübungen. Das Abklopfen von Armen und Beinen, Laufen auf der Stelle und der abschließende „Hampelmann“ sollten den Körper auf Betriebstemperatur bringen und ihn vorbereiten.
Im Storchenschritt stakste die Bürgermeisterin durchs Wasser
Die ersten Schritte benötigten dennoch Überwindung, wie Preiser-Marian lachend erklärte: „Zuerst war es wirklich kalt, aber ich habe mich erstaunlich schnell an die Temperaturen gewöhnt. Jetzt ist es sogar angenehm warm und man fühlt sich direkt viel aktiver.“ Mit dem sogenannten Storchenschritt, bei dem ein Bein immer komplett aus dem Wasser gehoben wird, drehten die Kneippfreunde ihre Runden. Tatsächlich ließ die belebende Wirkung nicht lange auf sich warten.
„Ich hatte erst meine Zweifel, bin aber richtig erstaunt. Man kann für einen Moment im Wasser komplett vom Alltag abschalten und jetzt ist es sogar richtig angenehm“, schwärmte Sonja Aufdermauer von der Tourist-Info. Während die Anwendung morgens für den Tag erfrische und Kraft schenke, könne sie in den Abendstunden beruhigend wirken, stimmte Kneippvereins-Mitglied Karin Weser zu: „Ich bin mindestens zweimal die Woche hier und habe seitdem keine Einschlafprobleme mehr. Für mich hat sich die Kneippkur auf jeden Fall voll ausgezahlt.“
Während am Donnerstag das ungemütliche Wetter die meisten noch von einem Selbstversuch im Tretbecken abhielt, hoffen die Verantwortlichen während der wärmeren Monate auf deutlich mehr Andrang von Menschen, die sich von den Vorteilen überzeugen möchten.