Beliebte Biker-Route„Die L 194 in Bad Münstereifel wird zur Rennstrecke“
Bad Münstereifel – Dem Charme der landschaftlich reizvollen Eifel sind nicht nur Wanderer und Mountainbiker, sondern auch Tausende von Motorradfahrern erlegen.
Sobald die Sonne scheint, starten sie ihre schweren Maschinen und brausen munter los. Das finden nicht alle toll. „Der Lärm ist ohrenbetäubend“, klagt etwa Eva-Maria Schaly: „Wenn die Motorradfahrer den Aldi-Kreisel in Richtung Euskirchen genommen haben, geben sie richtig Gas. Es ist eine Katastrophe.“
Die rüstige Seniorin ist kurz vor Weihnachten 2016 mit ihrem Mann in die Seniorenwohnanlage „Am Alten Stadttor“ an der Trierer Straße gezogen. Zu dieser winterlichen Jahreszeit sei es dort noch beschaulich gewesen. Die eigenen vier Wände im fünften Stock habe sie sich mit persönlichen Dingen hübsch eingerichtet. Hier wollte das Ehepaar einen ruhigen Lebensabend genießen.
Vom eigenen Balkon blicken die Eheleute auf den gegenüberliegenden Wald – aber eben auch auf die vielbefahrene L 194, die vor der Abstufung noch B 51 hieß. Von einem ruhigen Lebensabend ist nun vor allem an sonnigen Wochenenden keine Spur mehr.
Beliebte Biker-Route
Das liege an den Massen von Motorradfahrern, die auf der beliebten Biker-Route in Richtung Schuld und zur Ahr unterwegs seien.
Seitdem habe sie und ihr Mann am Wochenende keine ruhige Minute mehr, klagt Schaly. Man könne die Uhr danach stellen. Freitagnachmittags ab 15 Uhr gehe es schon zur Sache. Ein Motorrad nach dem anderen brause dort lautstark entlang: „Die Landesstraße 194 wird dann zur Rennstrecke.“
„Das ist nicht zum Aushalten“, meint Schaly. Selbst die isolierten Fenster nützten da wenig. Außerdem wolle man ja auch einmal die frische Frühlingsluft in die Wohnung lassen. Die Seniorin geht davon aus, dass der Lärmpegel durch die Stützmauer, die gegenüber der Seniorenresidenz an der L 194 liegt, noch verstärkt wird.
Selbst nachts seien die Motorräder immer wieder zu hören, sagt sie. Die dort ausgewiesene Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern sei ohnehin Schall und Rauch. Daran halte sich kaum ein Biker.
Mit der Polizei im Ort habe sie auch schon gesprochen. Die Antwort sei ernüchternd gewesen. Da könne man nichts machen, das müsse man aushalten, habe man ihr lapidar gesagt.
Dabei ist die 73-Jährige in puncto Lärm nicht zimperlich. In Opladen habe sie an einer Straßenbahn gewohnt, die im 20-Minuten-Takt direkt vor der Haustür vorbeigefahren sei. Doch das sei nichts gegen die Lärmbelastung der aufheulenden Motorräder. Das Donnern und Dröhnen sei nicht auszuhalten. Erst am späten Sonntagabend kehre ein wenig Ruhe ein. Die Leidtragenden seien die Bewohner der Seniorenwohnanlage.
„Haben dort noch nie kontrolliert“
Schaly hofft auf ein wenig Rücksichtnahme: „Am Marienheim in Bad Münstereifel hängt ein Schild mit dem Hinweis ,Altenheim, bitte langsam fahren.’“ Vielleicht könne man ein derartiges Schild ja auch an der Landesstraße aufstellen. Schön wäre es auch, wenn man die Höchstgeschwindigkeit auf 50 senken könne.
Landesbetrieb sieht Tempo-Reduzierung kritisch
Die von Schaly ins Spiel gebrachte Tempo-Reduzierung sieht Andreas Groß vom Euskirchener Landesbetrieb Straßen kritisch. Die überregionalen Straßen seien schließlich auch dafür ausgelegt, dass der Verkehr schnell abfließen könne. Dies sei bei einer weiteren Temporeduzierung nicht mehr gewährleistet.
„Dieses Problem wird wohl nur die Polizei mit Tempokontrollen lösen können“, meint Groß. Dazu Polizeisprecher Norbert Hardt: „In diesem Bereich haben wir meines Wissens nach noch nie kontrolliert.“ Die Strecke sei kein Unfallschwerpunkt und es habe bislang auch keine derartigen Beschwerden gegeben. Groß vom Landesbetrieb Straßen hat die Erfahrung gemacht, dass die Wochenendausflügler mit ihren Maschinen die Strecke recht zügig fahren.
Doch das sei in der Eifel auch an vielen anderen Orten der Fall, etwa bei Heimbach. Er hat indes Verständnis für die Kritik der Bewohnerin des Seniorenwohnheims: „Wer schnell fährt, macht auch viel Krach. Das nervt schon.“
Doch er bringt noch einen anderen Aspekt zur Sprache: „Die Straße war zuerst da. Dann haben Investoren dort ein Seniorenzentrum errichtet. Man kann jetzt natürlich sagen, wer dort eingezogen ist, hätte ahnen können, was auf ihn zukommt.“
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