Neuer LandratMarkus Ramers verteilte am ersten Tag nach seiner Wahl eine Klausur
Bad Münstereifel – Kurz vor 8 Uhr, Leistungskurs Mathe, Klausurzeit – der Kopierer ist defekt. Der Lehreralltag hat Markus Ramers am Montagmorgen schnell wieder. Keine fünf Stunden zuvor hatte der designierte Landrat via Whatsapp die letzten Glückwunsche beantwortet – zumindest für diese Nacht. „Ich musste mein Handy in der Schule zwischenzeitlich mal ausmachen“, sagt der 33-Jährige in einer Freistunde am Montag.
Den Kopierer hat er zu diesem Zeitpunkt längst in den Griff bekommen, die Klausur an seine Schüler verteilt. Er habe, so Ramers, am Sonntag noch bis kurz nach 18 Uhr an den Aufgaben gefeilt. Als seine Frau Nadine ihm dann aber die ersten Ergebnisse der Landratswahl zugerufen habe, habe er sich nicht mehr konzentrieren können.
Gänsehaut am Wahlabend, Konzentration im Schulalltag
Am Montag gegen 6 Uhr ist die Konzentration wieder da – genau wie die Gänsehaut beim Gedanken an den Abend der Stichwahl. Ziemlich genau zwölf Stunden, bevor der innere Wecker „klingelte“, zeichnete sich ab, dass der große politische Traum des Freilingers Realität werden würde. 60,4 Prozent, 41450 Stimmen, vereinte der SPD-Kandidat auf sich, sein Konkurrent Johannes Winckler (CDU) 39,6.
Ob diese Zahlen spontan den Weg in die Klausur gefunden haben? „Nein“, sagt Ramers und lacht. Und dennoch gibt es eine Art Wahlgeschenk für seinen Leistungskurs. „Ich habe eine Teilaufgabe gestrichen“, berichtet der Oberstudienrat, für den am Freitag, 30. Oktober, der vorerst letzte Schultag anstehen wird.
Sieben Jahre als Mathematik- und Geschichtslehrer in Bad Münstereifel
Sieben Jahre war er dann als Mathematik- und Geschichtslehrer in Bad Münstereifel tätig. 24 Schultage liegen noch vor ihm. Am ersten Tag nach der Stichwahl stellt Ramers nicht nur eine Klausur, sondern integriert auch noch eine neue Schülerin in seine sechste Klasse, die er mit einer Kollegin leitet. Lehreralltag eben. Seine Schüler, die Kollegen, die Schule – das alles werde er sehr vermissen. Aber er freue sich auch sehr auf die neue Herausforderung, Landrat zu sein.
Für Schulleiterin Anne Schorrlepp sei er ein Vorbild. „Wie er ehrenamtliches Engagement und politisches Interesse mit seinem Beruf, der unter beidem nie gelitten hat, unter einen Hut bekommen hat. Das ist aller Ehren wert“, sagte sie am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung. Ramers lasse eine große Lücke zurück, so Schorrlepp: „Mein Bedauern, dass er geht, ist groß.“ Der künftige Landrat sei stets ein „unterstützender und integrer Kollege“ gewesen.
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Ein Kollege, der in seinen jungen Jahren bereits ein fester Bestandteil des Gymnasiums geworden sei. „Er ist in die Lehrerausbildung integriert und arbeitet die Stundenpläne der Kollegen aus.“
„Wer weiß, was es bei Stundenplänen alles zu berücksichtigen gibt, der sagt nicht mehr, dass ich bei Verwaltungsarbeit keine Erfahrung habe“, so Ramers. Der Erfolg in der Stichwahl ist auch an den Gymnasiasten nicht vorbeigegangen. Beim Gang über den Schulhof wird Ramers von zwei Oberstufenschülern angesprochen, die ihm zum Sieg gratulieren. Da sind sie wieder die Glückwünsche. Die funktionieren in der heutigen, schnelllebigen Zeit auch verbal – analog statt digital.