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Neubaugebiet in KirspenichBaustellenverkehr und mangelnde Kita-Plätze nerven Anwohner

Lesezeit 4 Minuten

Kritik übt Anwohner Steffen Behringer an dem mobilen Zaun, der die Hardtburgstraße vom Kirspenicher Neubaugebiet trennt.

Bad Münstereifel-Arloff/Kirspenich – Die Bad Münstereifeler Stadtverwaltung habe den Anwohnern versprochen, dass der Baustellenverkehr nicht über die Hardtburgstraße, sondern nur über die Landesstraße 11 ins Kirspenicher Neubaugebiet rolle.

Gehalten habe sie sich daran aber nicht, ärgert sich Steffen Behringer. Täglich rauschten derzeit tonnenschwere Laster und Bagger durch die Straße, auf der auch Kinder spielten.

Mehrfach hat sich der dreifache Familienvater, der in der Hardtburgstraße wohnt, nach eigenem Bekunden an die Stadt gewandt. Er habe sie um die Einhaltung der versprochenen Sperrung gebeten.

Keine Kontrolle

Die Stadt sei bemüht, gelobe Besserung, doch die Situation ändere sich nicht. Eine Kontrolle finde nicht statt, sagt Behringer: „Man fühlt sich verschaukelt und alleingelassen.“ Man wolle die Anwohner wohl für „dumm verkaufen“.

Die Durchfahrt zum Baugebiet, das von F&S concept für rund 120 Häuser erschlossen wird, sei seinerzeit durch einen Bauzaun in der Hardtburgstraße versperrt worden. „Aber da sind Rollen drunter. Ist doch klar, wie schnell der weggeräumt werden kann“, klagt der Anwohner.

Stadtsprecherin Marita Hochgürtel weist die Vorwürfe zurück: „Die aktuelle Verkehrsbelästigung durch Baufahrzeuge auf der Hardtburgstraße und der Burgtalstraße ist ausschließlich der Verlegung des Niederschlagswasserkanals vom Neubaugebiet hin zur Erft geschuldet.“

Vollsperrung des Erft-Radweges

Für die Maßnahme sei eine Vollsperrung des Erft-Radweges unausweichlich gewesen. Die war, wie am Mittwoch berichtet, allerdings nicht vorab angekündigt worden.

Der Radweg werde mit einer Schotteroberfläche versehen und zum Wochenende wieder freigegeben, so Hochgürtel. Der Abschnitt auf der Burgtalstraße eine Woche später.

Mitte Juli sollte die Baumaßnahme dann abgeschlossen sein. Dann gebe es auch keinen Baustellenverkehr mehr, so die Stadtsprecherin.Darüber sei niemand informiert worden, kritisiert Behringer: „Und auch die Umleitungsstrecke ist ein Witz.“

Die führt durch den Hardtwald und ist mit Steigungen gespickt. Sorgen bereitet dem Kirspenicher aber auch, dass die Kita und die Grundschule in Arloff schon jetzt aus allen Nähten platzten.

Dabei habe die Bürgermeisterin erst kürzlich damit geworben, dass im Dorf eine gute Infrastruktur mit Kita und Grundschule vorhanden sei, so Behringer: „Das einfach mal so zu behaupten, ist schon ein starkes Ding.“

Denn für ihn stelle sich die Situation ganz anders dar: „Von der Kita haben wir die Antwort bekommen, dass es für unseren einjährigen Sohn keinen Platz hier vor Ort gibt.“

Die Kapazitäten seien erschöpft. Die Situation werde sich noch verschärfen. Schließlich rechne die Stadt mit einem nicht unerheblichen Zuzug junger Familien in das Baugebiet. Belastbare Zahlen seien jedoch Mangelware.

Als Antwort bekäme er von der Stadt immer nur, dass der Kreis Euskirchen zuständig sei.

Das Kreisjugendamt habe den Fachausschuss im Mai darüber informiert, dass wegen des Neubaugebiets ein zusätzlicher Bedarf von etwa 50 Kindergartenplätzen in den kommenden Jahren entstehen werde, berichtet Hochgürtel. Lösungen wolle die Stadt nun in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt zur Deckung des Bedarfs erarbeiten.

Kita-Einrichtung in Arloff wird wohl nicht erweitert

Klar ist, dass die dreigruppige Kita-Einrichtung in Arloff mit 55 Plätzen vom Träger, der katholischen Kirche, nicht erweitert werde, so Hochgürtel. Daher sei man intensiv auf der Suche nach einem Grundstück zur Errichtung einer zweigruppigen Kita.

Die Stadtsprecherin weist darauf hin, dass alle Kinder, deren Eltern persönlich nach einem Platz ab dem 1. August 2017 nachgefragt haben, in Arloff untergebracht werden können. Im laufenden Kita-Jahr sei das allerdings nicht möglich gewesen, so Hochgürtel: „So wurde etwa auch ein Kind in der Kita in Kalkar untergebracht, andere auch bei Tagesmüttern in der näheren Umgebung.“Die Stadt sei mit ihren Planungen und Bemühungen zu spät dran, schimpft Behringer: „Die Eltern brauchen jetzt einen Platz für ihr Kind.“ Zugesichert werde bisher nur ein Platz im Stadtgebiet. Er befürchtet: „Im Zweifel müssen wir vielleicht bis nach Effelsberg zum Kindergarten fahren.“

Auf andere Probleme mit dem Neubaugebiet weist Karin Schneider hin. Wegen der wochenlangen Trockenheit sei jede Menge Dreck und Staub durch die Bautätigkeiten aufgewirbelt worden, der die Wohnqualität in der Hardtburgstraße erheblich beeinträchtige.

Die „Hauptstraße“ im künftigen Wohngebiet sei mit feinem Sand aufgefüllt worden, der sich bei jedem Windstoß auf Häuser und Gärten verteile.