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Hilfe in der NotUli Wecker aus Bad Münstereifel rettet Leben seines 81-jährigen Nachbarn

Lesezeit 4 Minuten
Ein älterer Herr steht mit verschränkten Armen vor einer Tür, die zu einem Garten führt, in dem Büsche stehen.

Von seinem Wohnzimmerfenster aus blickt Uli Wecker auf das Haus der Nachbarn.

Der Bad Münstereifeler Uli Wecker hat seinen Nachbarn innerhalb weniger Wochen gleich zweimal aus einer misslichen Lage befreit.

Jemanden wie Uli Wecker hätten wohl alle gerne im Haus gegenüber wohnen. Innerhalb weniger Wochen hat der 69-Jährige seinen zwölf Jahre älteren Nachbarn gleich zweimal aus einer sehr gefährlichen Lage befreit. Und einmal, davon geht der Nachbar auch aus, hat er ihm damit wohl auch das Leben gerettet.

Bad Münstereifel: Uli Wecker rettete befreundeten Nachbarn

Der frühere Kölner lebt seit vielen Jahren in einem Dorf im Bad Münstereifeler Stadtgebiet. Laut eigener Aussage versteht er sich mit den Nachbarn im Haus gegenüber sehr gut, man sei eng befreundet. „Und wir achten aufeinander“, sagt Wecker. Schon vor Jahren wurden Schlüssel ausgetauscht, damit die einen bei Abwesenheit des anderen in dessen Haus gelangen und nach dem Rechten sehen.

An diesem Mittwoch Ende Oktober machte sich Uli Wecker am Nachmittag zum Wandern auf, abends traf er sich in Bonn mit Freunden. Doch irgendwie hatte er, so sagt er, ein seltsames Gefühl und war schon um 21.20 Uhr wieder daheim. Sein 81-jähriger, durch eine Erkrankung beeinträchtigter Nachbar war zu dem Zeitpunkt alleine zu Hause, da sich dessen Frau im Krankenhaus befand.

81-Jähriger hatte sich unter Schrank eingeklemmt

Und Uli Weckers Gefühl sollte sich bewahrheiten. „Ich kann von meinem Wohnzimmerfenster aus auf das Haus schauen. Im Schlafzimmer brannte noch Licht“, erinnert er sich. Und das sei durchaus ungewöhnlich, denn bei Dunkelheit lassen seine Nachbarn üblicherweise die Rollläden herunter.

Auf einen Anruf Weckers reagierte gegenüber niemand. Also beschloss er nachzusehen – er hat ja einen Schlüssel. Der Fernseher im Wohnzimmer lief, aber niemand war zu sehen. Allerdings vernahm er von oben ein leises Klopfen. Ihm war klar: „Da will sich jemand bemerkbar machen.“

Im Schlafzimmer entdeckte er dann den Auslöser: Er fand seinen Nachbarn, der eingeklemmt unter einem umgestürzten Schrank lag. Dabei handelte es sich um eine etwa 1,75 Meter hohe und 1,20 Meter breite, selbst hergestellte Kommode aus Massivholz, die nicht an der Wand verankert war.

Nachbar bedankte sich für Lebensrettung bei Uli Wecker

Wie Wecker später erfuhr, habe sein Nachbar etwas gesucht, alle Schubladen aufgerissen, sei dann wegen seiner Erkrankung gestolpert und habe in die unterste geöffnete Schublade getreten. Dadurch kippte der Schrank um und begrub den 81-Jährigen unter sich. Wecker geht davon aus, dass er dort mindestens schon zwei Stunden zugebracht habe.

„Als ich ihn fand, lag er mit dem Gesicht in der Schublade, sein Bein war unter dem Schrank eingeklemmt, die Blutzufuhr am Oberschenkel unterbrochen“, beschreibt Wecker die Situation. Alleine helfen konnte sich der 81-Jährige nicht, dazu fehlte die Kraft. „Ich habe meinen Nachbarn dann befreit, ihn ins Bett gewuchtet und den Notruf gewählt. Der Rettungswagen war auch schnell da.“

Der 81-Jährige, der sich drei Rippen gebrochen hat und zunächst nicht laufen konnte, habe im Krankenhaus zu Wecker gesagt, dass er ihm das Leben gerettet habe. Auch der Retter selbst glaubt, dass sein Nachbar die Nacht nicht überlebt hätte.

Bereits kurz zuvor half Wecker seinem Nachbarn aus der Patsche

Doch das war nicht alles: Schon Ende September hatte Wecker den 81-Jährigen einmal aus einer misslichen Lage befreit. Auf dem Grundstück der Nachbarn befindet sich neben der Terrasse ein etwa 1,80 Meter tiefer Schacht mit einer Fläche von etwa 1,00 mal 1,50 Meter, in dem sich Wasser sammeln kann. Diesen Schacht hatte der 81-Jährige reinigen wollen. „Der Schacht ist so schmal, da kann man die Leiter so gerade reinstellen“, erzählt Wecker. An den Sprossen stieg der 81-Jährige nach unten, ging in die Hocke – doch zum Aufstehen fehlte ihm die Kraft.

Die Ehefrau wusste nicht, was ihr Mann vorhatte. Als sie ihn vermisste, entdeckte sie den offenen Schacht neben der Terrasse, in dem ihr Mann vermutlich schon eineinhalb Stunden kauerte – und rief Uli Wecker. Der 69-Jährige ist zum Glück so fit – unter anderem überquert er jedes Jahr mit dem Fahrrad (und zwar ohne Elektro-Unterstützung) die Alpen und schwimmt jeden Morgen, auch im Winter, in seinem Teich –, dass er es tatsächlich schaffte, den zwölf Jahre älteren Nachbarn aus der Bredouille zu befreien. „Ich stellte mich breitbeinig über den Schacht und bekam ihn irgendwie an seiner Winterweste zu packen. So konnte ich ihn ein wenig hoch auf die Leiter ziehen“, erklärt er.

Es wäre schön, wenn ich mit meiner Geschichte die Leute ein wenig sensibilisieren könnte.
Uli Wecker, über seinen heldenhaften Einsatz

Für Uli Wecker ist die nachbarschaftliche Hilfe etwas Selbstverständliches. Er weiß aber auch, dass das heute nicht mehr alltäglich ist. „Dabei sollte man ganz genau hinschauen, etwa wenn man jemanden ein paar Tage nicht mehr gesehen hat oder, wie in meinem Fall, irgendwo noch lange das Licht brennt“, findet er.

Das gilt umso mehr, wenn in der Nachbarschaft auch viele ältere Menschen leben. „Es wäre schön, wenn ich mit meiner Geschichte die Leute ein wenig sensibilisieren könnte“, wünscht sich der Lebensretter. (mit mg)