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BauboomBad Münstereifel punktet mit Grundstückspreisen und der Nähe zu Bonn

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Eine einzige große Baustelle: In nur einem Jahr entstand im Kirspenicher Baugebiet An der Hardtburg auf 110 Baustellen ein komplett neuer Ortsteil.

Bad Münstereifel – Die hohen Baulandpreise in Köln und Bonn haben den Speckgürtel um die Städte der Rheinschiene größer werden lassen. Immer mehr junge Familien suchen preisgünstigere Baugrundstücke im Umland – wenn, ja wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dann gehen Grundstücke in einem Neubaugebiet weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Eine Erfahrung, die die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) mit dem Baugebiet An der Hardtburg in Kirspenich machte. In nur einem Jahr wurde hier ein komplett neuer Ortsteil mit 110 Häusern aus der Erde gestampft. Das sind mehr Häuser, als manches gewachsene Dorf besitzt. Das Tempo versetzt selbst Projektentwickler Georg Schmiedel von F&S concept in Euskirchen in Erstaunen.

Als seine Firma im März 2017 mit der Vermarktung begann, waren für die 110 Grundstücke noch zwei Bauabschnitte geplant. Doch binnen Wochen war der erste Teil bereits verkauft, so dass es direkt mit dem zweiten Abschnitt weiterging. Im Dezember waren bis auf zwei schon alle Grundstücke veräußert.

Wohnmobilität, so sagt Preiser-Marian, spiele in vier Lebensphasen eine Rolle: Kindheit, Ausbildung, Arbeit und Ruhestand. Natürlich stehe für ihre Stadt auch die Generation 50 Plus im Fokus. Als Altersruhesitz kann die idyllische Kurstadt im Grünen in vielen Bereichen punkten – etwa mit dem Gefühl von Sicherheit, mit der Schönheit der Altstadt oder der guten Infrastruktur.

Doch noch wichtiger sind für die Stadt Neubürger in der Familienphase. Bezahlbare Grundstücke, eine familiengerechte Infrastruktur und ein naturnahes, sicheres Wohnumfeld seien für Familien die wichtigen Aspekte bei der Entscheidung für einen Wohnort.

Georg Schmiedel bestätigt das. Seine Firma habe mehrere Hundert Gespräche mit Bauinteressenten geführt. 65 bis 70 Prozent der Baugrundstücke im Kirspenicher Neubaugebiet haben junge Familien gekauft. Schmiedel: „Das ist doch das Beste, was einer Stadt passieren kann.“ Als wichtigstes Entscheidungskriterium neben dem Preis nennt er sichere soziale Strukturen: „Wenn man aus Ehrenfeld kommt, ist in einem Ort wie Bad Münstereifel die Welt ja noch in Ordnung.“

Autobahn soll schnell erreichbar sein

Am Baugebiet Kirspenich zeigte Schmiedel exemplarisch auf, womit die Kurstadt außerdem punkten kann. Die Neubürger in diesem Baugebiet kamen vorwiegend aus dem Bereich Bonn. Daher spiele die Erreichbarkeit von Bonn eine große Rolle. Schmiedel: „Die Schmerzgrenze für Pendler liegt derzeit bei 45 Minuten.“ Die Anbindung an den ÖPNV, und hier besonders die Bahn, spiele bei Grundstückskäufern eher im Hinblick auf heranwachsende Kinder eine Rolle. Allerdings: „In Zülpich, das ja nicht an der Bahnlinie Köln-Trier liegt, ist die Nachfrage in den Baugebiet genauso stark.“ Denn für die Eltern sei die Anbindung ans überregionale Straßennetz entscheidend. Schmiedel: „Die Autobahn sollte in fünf bis zehn Minuten zu erreichen sein.“

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Maßgeblich ist laut Schmiedel aber das Preisgefälle. Auch hier nennt er das Beispiel Zülpich: „In Lechenich zahlt man für ein Grundstück 400 Euro pro Quadratmeter. Ein paar Kilometer weiter, in Zülpich, sind es nur 150 bis 160 Euro.“Der Run auf die Baugebiete im Euskirchener Nordkreis, so Schmiedel („Das habe ich so in 30 Jahren noch nicht erlebt“), lasse allerdings auch hier die Grundstückspreise seit einigen Jahren stark steigen. Davon, so seine Einschätzung, könnten wiederum Baugebiete im Südkreis mit ihren günstigeren Preisen profitieren. Wenn denn die Verkehrsanbindung passe, wie etwa in Nettersheim, oder auch – gerade noch – in Blankenheim. In Kommunen, die weiter ab vom Schuss lägen, bleibe es schwierig.

Aus Sicht von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian spielt noch ein anderer Aspekt eine zunehmend wichtigere Rolle: Heimatverbundenheit. Aus ihrer Sicht sind es nicht nur die Neubürger aus der Stadt, die es in die ländlichen Baugebiete zieht. Auch die Zahl derer, die in der Familienphase zurückkehrten in ihre frühere Heimat, sei gestiegen. Entsprechend wichtig sei es, das beim Stadtmarketing der Heimatgedanke herausgearbeitet und das „Wir-Gefühl“ der Dorfgemeinschaften gestärkt werde.