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EU-StudieCity-Outlet Münstereifel auf dem letzten Platz

Lesezeit 4 Minuten

City-Manager Lars Wenninga freut sich über die Neueröffnung des Shops von Bruno Banani.

Bad Münstereifel – Es scheint ein Kampf David gegen Goliath zu sein. Im Fußball wäre es so, als müsste der Regionalligist SV Meppen gegen den Champions-League-Sieger Real Madrid antreten. Im europaweiten Outlet-Ranking liegt das Designer-Outlet in Roermond aus Sicht der Markenhersteller unangefochten auf Platz eins. Das Bad Münstereifeler City-Outlet hat in Deutschland hingegen die Rote Laterne inne und grüßt das Starensemble aus den Niederlanden vom Tabellenende.

Spätestens jetzt könnte es einem angst und bange um das erste Modezentrum werden, das innerhalb einer historischen Kernstadt eröffnet hat. Allerdings nur auf den ersten Blick!

Auf gutem Kurs

Dr. Joachim Will vom renommierten Wiesbadener Wirtschaftsberatungsinstitut ecostra GmbH sieht die Münstereifeler dennoch auf gutem Kurs. Das City-Outlet liege zwar in Europa in puncto wirtschaftlichem Erfolg der Markenhersteller auf dem letzten Platz. Doch man müsse wissen, dass kein einziges deutsches Outlet in diesem Punkt unter dem europäischen Durchschnitt rangiere: „In der Europawertung liegt das City-Outlet daher im guten Mittelfeld auf dem 63 von 160 Plätzen.“

„Die Mieter verdienen in Bad Münstereifel gutes Geld und sind zufrieden“, erläutert Will das Ergebnis des Reports. Die entsprechende Durchschnittsnote, die mit einer Schulnote vergleichbar sei, ist 2,9. Will: „Damit wäre ich in einigen Fächern in der Oberstufe mehr als nur zufrieden gewesen.“

Der Report

Die aktuelle Studie, die unter dem Namen Outlet Center Performance Report Europe 2016 firmiert, haben die private Wiesbadener Wirtschafts-, Standort- und Strategieberatung ecostra GmbH und das französische Forschungsbüro magdus erstellt.

Sie befragten internationale Markenhersteller zum wirtschaftlichen Erfolg ihrer Outlet-Stores. Zudem ging es um Aspekte der Standortwahl, das Expansionsverhalten und Marktentwicklungen. (pws)

Man könnte dennoch meinen, dass die Modemeile in Bad Münstereifel wegen der in Schlagdistanz liegenden Konkurrenz in Roermond (130 Kilometer), Maasmechelen (121 km) und Montabaur (111 km) einem enormen Druck ausgesetzt sei, so der Experte. Doch offenbar sei das einmalige Konzept von Mode in historischer Kulisse für Käuferschichten interessant.

Projekte nicht vergleichbar

Lars Wenninga, City-Manager des Kurstadt-Outlets, macht keinen Hehl daraus, dass das Modezentrum in Roermond durchaus gelungen sei. Er habe von 1999 bis 2002 in der Nähe gelebt und könne sich noch an die Anfänge mit 40 Stores erinnern. Doch die Projekte seien nicht vergleichbar. In Roermond sei das Outlet halt auf der grünen Wiese entstanden: „Die Geschmäcker sind unterschiedlich. Wir freuen uns, dass sehr viele Niederländer unser Outlet besuchen.“

Kamen aus Dahlem zum Einkauf im Milka-Shop: Silvia und Jennifer Plum.

Eine Existenzbedrohung für das City-Outlet durch die Konkurrenz sieht Wenninga nicht. Waffengleichheit gebe es allerdings auch nicht. In den Niederlanden hätten die Kollegen 363 Tage im Jahr geöffnet: „Die vier verkaufsoffenen Sonntage, die uns gewährt werden, sind nicht ideal.“ Das sei aber kein exklusives Problem des City-Outlets, sondern gelte für fast alle Händler in Deutschland.

Lediglich der Online-Handel sei täglich 24 Stunden am Netz. Daher müssen die Outlet-Macher immer neue Akzente setzen. Das tun sie: Im November haben die Marken Bruno Banani und MBT die Türen geöffnet. Nach Angaben von Wenninga kommen Anfang Dezember WMF und Kneipp Ende Dezember hinzu. 32 Outlet-Läden mit einer Verkaufsfläche von rund 10 000 Quadratmetern gibt es aktuell in Bad Münstereifel.

Wenninga weist auch auf die 42 Einzelhändler hin, die nicht zum Outlet gehören. Auch die trügen zur Attraktivität in Bad Münstereifel bei. Ebenfalls ohne Outlet-Ticket hat Milka in der Fibergasse einen Shop eröffnet und macht dem Outlet-Laden von Lindt Konkurrenz. Der Area-Manager von Milka ist jedenfalls sehr zufrieden. „Es läuft sehr gut. Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, so Thomas Schleicher.

Lindt mit Exklusivrechten

Er bestätigte, dass Milka nichts mit dem Outlet zu tun habe. Nach Informationen dieser Zeitung hat Lindt die Exklusivrechte in Sachen Süßwaren für das Outlet. Auf Anfrage erklärte Wenninga dazu: „Zu Vertragsinhalten mit unseren Mietern äußern wir uns grundsätzlich nicht.“

Wenninga ist in puncto Publikumsfrequenz sehr zufrieden: „Unser Ziel ist es, an das vergangene Jahr mit den 2,2 Millionen Besuchern anzuknüpfen. Sollten wir einen ähnlich starken Dezember wie 2015 erleben, können wir die Zahlen nochmal steigern.“

Apropos Steigerung: Der City-Manager kündigte eine Wachstumsinitiative an. Zunächst werde sich das City-Outlet innerhalb der Stadtmauern ausdehnen. Dort sei der Platz allerdings begrenzt. Daher habe sich an der Strategie, anschließend von „innen nach außen zu wachsen“, nichts geändert.

Wie berichtet, will Outlet-Investor Mark Brucherseifer weitere Outlet-Läden als „Entree zur Stadt“ etablieren. Auf dem jetzigen Stellplatz der Seniorenwohnanlage Am Alten Stadttor an der Trierer Straße soll ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Verkaufsfläche von rund 1700 Quadratmetern entstehen.

Richtige Strategie

Outlet-Experte Dr. Joachim Will hält die Erweiterung des Modezentrums außerhalb der Stadttore für die richtige Strategie: „Die Kunden müssen erkennen, dass das neue Ensemble zum Outlet gehört.“ Das dürfte an dieser Stelle, die die Kunden von den Parkplätzen aus passieren, der Fall sein.

Grünes Licht für den Bau hat Brucherseifer noch nicht. „Wir hoffen, dass das Baugenehmigungsverfahren 2017 startet“, so Wenninga. Stadtsprecherin Marita Hochgürtel berichtete, dass derzeit noch Abstimmungsgespräche mit dem Eigentümer und der Verwaltung stattfänden.

Sollte alles klappen, kann es durchaus sein, dass der SV Meppen der Outlet-Welt demnächst in einer höheren Liga spielt.