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Firmengebäude zerstörtSieber sucht wegen Flut neues Grundstück in Bad Münstereifel

Lesezeit 4 Minuten

Bereits Ende September wurde das Firmengebäude abgerissen.

Bad Münstereifel-Eicherscheid – Gute Nachrichten aus Henstedt-Ulzburg verkündete Julia Gilsoul, Assistentin der Geschäftsführung der Firma Sieber Forming Solutions, auf Anfrage dieser Zeitung: Das Unternehmen, dessen Standort in Eicherscheid bei der Hochwasserkatastrophe zerstört wurde, wird in der Nordeifel bleiben. Es ist momentan auf der Suche nach einem passenden Grundstück.

„Übergangsweise sind wir mit der Weichbearbeitung in einer Halle am Bad Münstereifeler Bendenweg untergekommen“, berichtete Gilsoul. Dabei handele es sich aber nur um eine Zwischenlösung für einige wenige der knapp 40 Mitarbeiter aus Eicherscheid. Etwa ein Dutzend Kollegen pendelt momentan Woche für Woche bis nach Ulzburg, etwa 25 Kilometer nördlich von Hamburg. Mit dem Auto dauere das sechs bis acht Stunden. „Allein am Elbtunnel braucht man anderthalb Stunden“, so Gilsoul. Weitere Mitarbeiter sind momentan freigestellt, diese Situation wird auch noch ein wenig anhalten.

Produktion soll im nächsten halben Jahr wieder starten

Aber: Wenn alles optimal läuft, will Sieber innerhalb des nächsten halben Jahres eine neue Halle errichten und die Produktion wieder aufnehmen. Bei der Grundstückssuche konzentriert sich das Unternehmen nicht allein auf das Münstereifeler Stadtgebiet, sondern auch auf Nachbarkommunen.

Die Erft floss unter dem Firmengebäude hindurch. Bei der Flutkatastrophe wurde es regelrecht entzwei gerissen.

Gerüchte aus der Kurstadt, dass Sieber in eine Halle von Auto Heinen ziehen könnte, dementiert Julia Gilsoul, bestätigt aber, dass darüber nachgedacht wurde. Aber die Hallen von Auto Heinen seien zu groß. Außerdem liegen sie direkt am Eschweiler Bach. Das will man sich nach der Erfahrung in Eicherscheid nicht mehr antun.

Acht Stunden im Auto ausgeharrt

Unvergesslich bleiben wird die Flutnacht für den Eicherscheider Sebastian Beier. Er war am Abend auf dem Heimweg von Euskirchen. Doch kurz vor Iversheim war Schluss. Per Telefon erreichte er zwar noch seine Frau, die zu dem Zeitpunkt bereits in die obere Etage des Hauses geflohen war. Doch zur Hilfe eilen konnte er ihr nicht mehr.

Vielmehr benötigte er diese selbst. Denn sein Auto war plötzlich von Wassermassen umschlossen. Acht Stunden lang hatte Beier Todesängste. Er konnte sich nicht mehr aus seinem Fahrzeug befreien. Auch Feuerwehrkräfte aus Eschweiler und Iversheim waren machtlos. Vergeblich versuchten sie, an das weggespülte Auto zu gelangen. Einmal sei die Feuerwehr fast dran gewesen – aber da habe eine Flutwelle das Auto bis zum Arloffer Hammerwerk fortgespült.

Ab diesem Zeitpunkt musste Sebastian Beier alleine ausharren. Es blieb ihm nur das Hoffen. „Das kann sich vermutlich keiner vorstellen, was es heißt, ganze acht Stunden in einem Auto, umgeben von der immer wieder steigenden Flut, eingeschlossen zu sein. Ich bin so froh, das alles lebend überstanden zu haben und darüber jetzt sprechen zu können.“ (magö)

Denn am 14. Juli hatte das Firmengebäude von Sieber die volle Wucht der Flutkatastrophe mitbekommen. Die Erft floss direkt unter dem Gebäude hindurch. Das Rückhaltebecken in Eicherscheid liegt etwa 400 Meter entfernt. Als dieses gegen 20.30 Uhr einen Pegelstand von 11,50 Meter erreichte und einen Meter unter der Dammkrone stand, öffnete der Stauwärter gemäß Betriebsplan beide Auslässe. Das bedeutete aber auch, dass in der Spitze 150 000 Liter pro Sekunde in Richtung Eicherscheid flossen – nicht nur aus dem Rückhaltebecken, rund 20 000 Liter kamen auch aus dem Bodenbach. Der höchste Pegelstand der Erft lag bei mehr als 2,60 Metern. Und das erste Gebäude, das von diesen Wassermassen getroffen wurde, war das der Firma Sieber.

Zwar ist das Unternehmen versichert. Aber die Summe reicht nicht aus für den kompletten Wiederaufbau. Unter anderem gehörte das Firmengebäude nicht Sieber. „Die Flutkatastrophe war für uns ein ziemlicher Rückschlag“, blickt Julia Gilsoul zurück. Lieferzeiten für Kunden verdoppelten sich von sieben bis acht auf 15 bis 16 Wochen. Da spielt Sieber die aktuelle Automobilkrise sogar ein wenig in die Karten, weil einige Hersteller momentan Kurzarbeit haben. Dennoch muss man das Vertrauen der Kunden erst wieder zurückgewinnen.

Neuanfang in moderner Halle

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Bei Sieber Forming Solutions werden Werkzeuge für die Umformtechnik hergestellt, etwa für Pressen, mit denen man Matrizen, Stempel oder Schrauben produzieren kann. Etwa 70 Prozent der Kunden stammen aus der Automotive-Branche. 1981 hatte Sieber das Unternehmen Eurotools übernommen.

Die schnellstmögliche Rückkehr in die Eifel soll einen Neuanfang darstellen mit einer modernen Halle. Außerdem besteht dann auch die Möglichkeit, sich auf Produkte zu spezialisieren.