ForstwirtschaftZu viel Rotwild im Münstereifeler Wald

Über das waldverträgliche Maß sei der Rotwild-Bestand im Stadtwald gestiegen, so die Revierförster. Mit einem Äsungsflächenkonzept und einer Neuaufteilung der Jagdbezirke soll nun gegengesteuert werden.
Copyright: Reiner Züll (Archiv)
- 3500 Hektar groß ist der städtische Forst in Bad Münstereifel.
- Für 160.000 Euro wird das Wegenetz erneuert
Bad Münstereifel/Esch – „Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze bei naturnaher Waldbewirtschaftung“, sagt Revierförster Franz Petran. Es sei die beste Strategie, den Wald zu schützen und in seiner Funktion zu erhalten. Der Forstbetrieb hatte zur Pressekonferenz nach Esch eingeladen. Die Bilanz fällt für das Jahr 2015 positiv aus.
Der städtische Forstbetrieb profitiere von den guten Marktpreisen, so Leiter Horst-Karl Dengel. Der Ertrag stamme zu 80 Prozent aus dem jährlichen Einschlag und dem Verkauf von rund 17.000 Festmeter Holz. Daran sei die Fichte mit einem jährlichen Volumen von 8000 Festmetern und einem Einnahmenanteil von rund 60 Prozent entscheidend beteiligt.
Der Gewinn von 400.000 Euro, so Dengel weiter, sei zufriedenstellend. Für das Stadtsäckel der finanzschwachen Kommune bleibt der Eigenbetrieb Forst eine wichtige Einnahmequelle.
Kahlschläge sind verpönt
„Auf den starken Stamm wirtschaften“ lautet das Credo der Revierförster Petran, Stefan Seifert und Matthias Born. Jede Baumart habe einen Zieldurchmesser, der nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten definiert sei, so Seifert: „Erst wenn der erreicht und das Holz reif ist, wird geerntet.“ Bei der Buche liege der Zieldurchmesser bei gut 50 Zentimetern. Kahlschläge, da sind sich die Revierförster einig, seien verpönt. Das Ziel im Stadtwald sei die Naturverjüngung.
Schon Jahrzehnte, bevor der letzte Baum eines alten Bestandes geschlagen werde, wachse die nächste Generation von Bäumen heran, sagt Born. Man denke als Förster in anderen Zeiträumen, sagt er: „Wir ernten das, was unsere Vorväter gepflanzt haben. Wir haben die Verpflichtung, das Gleiche zu tun. Das ist Nachhaltigkeit.“
Seltene Baum- und Pflanzenarten
Der städtische Forst umfasst rund 3500 Hektar. 1000 Hektar seien als Naturschutzgebiet ausgewiesen, berichtet Dengel. Stolz ist er auf das größte Vorkommen der Bechstein-Fledermaus in NRW sowie seltene Baum- und Pflanzenarten wie die Elsbeere und einige Orchideenarten. Wichtig sei auch eine mehrere Hektar große Stilllegungsfläche für Alt- und Totholz.
Bald soll die Douglasie häufiger im Bad Münstereifeler Stadtwald zu finden sein. „Wir wollen die Palette der Baumarten erhöhen“, so Dengel. Denn man wisse heute nicht, wie sich der Klimawandel in 100 Jahren auswirke. Daher wolle man gerüstet sein.
Die Fichte dominiert

Über das waldverträgliche Maß sei der Rotwild-Bestand im Stadtwald gestiegen, so die Revierförster. Mit einem Äsungsflächenkonzept und einer Neuaufteilung der Jagdbezirke soll nun gegengesteuert werden.
Copyright: Reiner Züll (Archiv)
„Die Douglasie ist eine hochproduktive Baumart“, weiß Seifert. Bisher überwiege der Laubholzanteil mit 53 Prozent im städtischen Forst. Dabei seien die Eiche mit 27 Prozent und die Buche mit 22 Prozent die dominierenden Laubhölzer. Die Fichte sei mit einem Anteil von 36,5 Prozent am stärksten vertreten.
Sorgen bereitet den Forstamtsmitarbeitern der Rotwildbestands. Die Population hatte in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Und zwar „über das waldverträgliche Maß hinaus“, wie die Experten konstatieren. Gepflanzte Bäume seien aufgefressen worden.
Drei große Pirschbezirke
Doch eine Lösung scheint in Sicht. „Wir haben ein professionelles Jagdmanagement und ein Äsungsflächenkonzept auf den Weg gebracht“, so Dengel. Waren früher 2000 Hektar in Arloff, Iversheim und Mahlberg in kleinen Parzellen für die Jagd verpachtet, gebe es heute nur noch drei große Pirschbezirke. Die Verträge liefen keine zehn, sondern nur noch ein bis zwei Jahre. So ließe sich der Wildbestand besser managen. Zusätzlich wurden mehr Äsungsflächen geschaffen. Optimal dafür seien ein bis zwei Prozent der Gesamtfläche eines Forstes, so Dengel: „Wir werden Ende des Jahres 32 Hektar dieser Flächen vorweisen können.“
Wegenetz wird instandgehalten

Horst-Karl Dengel, Sabine Preiser-Marian und die Revierförster Franz Petran (l.), Matthias Born (2.v.r.) und Stefan Seifert (r.)
Copyright: Kirsten Röder
Im Friedwald wurden im vergangenen Jahr 250 Eichen im Auftrag der Stadt gefällt. Das stieß auf Kritik. „Der Friedwald unterliegt genauso der Bewirtschaftung wie der Nicht-Friedwald“, so Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Dort sei noch mehr Sorgfalt bei der Verkehrssicherung angezeigt. Wegen Bestattungen und dem Besuch der Grabstätten sei dort mehr Frequenz als in anderen Wäldern. „Wir haben das jahrelang hinausgezögert, deshalb schien die Fällaktion im Herbst so geballt zu kommen, aber es war notwendig“, so Preiser-Marian. Auch in diesem Jahr müsste eine Maßnahme vorgenommen werden, kündigte sie an. Vorrangig werde im Friedwald die Seil-Kletter-Technik angewandt, manche Bäume müssten allerdings auch konventionell gefällt werden.
Um das Wegenetz im städtischen Wald zu erhalten, der den Bürgern und Touristen zur Erholung diene, investiere man jährlich rund 70.000 Euro, bilanzierte die Bürgermeisterin, die mit den Revierförstern Petran, Seifert und Born sowie Forstamtschef Dengel zur Bilanzkonferenz geladen hatte. 2015 sei der Betrag dank gestiegener Einnahmen auf 160.000 Euro erhöht worden. Für die Pflege städtischer Wege im Privatwald wurde eine Vereinbarung zwischen Stadt, der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Michelsberg und dem Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde getroffen. Demnach finanzieren Stadt und FBG die Maßnahmen. Das Regionalforstamt übernimmt die Umsetzung. „Um das Wegenetz in seiner Gesamtheit in Ordnung zu halten, haben alle Vertragspartner Haushaltsmittel in einen Topf getan“, so Sabine Preiser-Marian. Der Vorteil sei, dass Unterhaltungsmaßnahmen nicht an der Eigentumsgrenze aufhören.