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Funkmast nahe KitaBad Münstereifeler zeigen heftigen Widerstand gegen Telekom-Pläne

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In einer Infoveranstaltung machten Nöthener und Gilsdorfer ihrem Ärger über den geplanten Standort des Funkturms Luft.

Nöthen – Mit einem derartigen Gegenwind hatten wohl weder die Mitarbeiter der Deutschen Telekom noch Ulrich Ley gerechnet. Er nahm am Donnerstag in Nöthen stellvertretend für Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian an einer Informationsveranstaltung teil. Um Nöthen und den Nachbarort Gilsdorf mit der LTE-Technik (Long Term Evolution) zu versorgen, war die Telekom als Mobilfunkanbieter mit dem Vorschlag an die Stadt herangetreten, zwischen den beiden Dörfern einen Funkmast zu errichten.

Für diesen Zweck hatten Computerprogramme der Telekom hatten etliche Daten ausgewertet, um den am besten geeigneten Standort für dieses Vorhaben zu ermitteln. LTE, so hieß es, ermögliche eine bis zu fünffach höhere Übertragungsrate als bisher.

Standort nur 80 Meter von Kita entfernt

Bei den rund 50 Interessierten, die ins Pfarrheim gekommen waren, traf dieser Vorschlag jedoch auf wenig Gegenliebe. Denn der errechnete Bauplatz liegt lediglich 80 Meter von der Grundstücksgrenze der örtlichen Kindertagesstätte (Kita) entfernt. So wurde der Vorwurf laut, bei der Vorbereitung seien wirtschaftliche Aspekte den Wünschen der Anwohner vorgezogen worden.

„Unsere Computertools ermitteln jene Bereiche, in denen regelmäßig mehr Datenvolumen benötigt wird, als vom bisherigen Netz zur Verfügung gestellt werden kann“, erklärte Frank Harksel, kommunaler Ansprechpartner des Kapazitätsmanagements Access der Deutschen Telekom. Zahlreiche Faktoren, etwa die topografische Lage, die Nähe zu größeren Gebäuden, die die Funkwellen unterbrechen könnten, oder auch eine bereits vorhandene Breitbandanbindung mit Glasfaser oder Richtfunk würden bei diesem Prozess berücksichtigt. Die Stelle nahe der Kita habe nach langen Berechnungen und einer Begehung des Geländes die meisten dieser Anforderungen erfüllt.

Bürger sorgen sich um mögliche Strahlung

Die Hauptsorge der Nöthener und Gilsdorfer bezieht sich auf die aus ihrer Sicht noch zu wenig erforschte Strahlung, von der ihre Kinder fünf Tage die Woche jeweils sieben Stunden betroffen wären, sollte der Mast Realität werden. „Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO warnen immer wieder vor den schädlichen Auswirkungen“, betonte die Leiterin der Kita, Irene Müller. „Von Konzentrations- und Schlafstörungen bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko ist die Rede. Das wollen wir unseren Kindern, deren Immunsystem sich im Alter von zwei Jahren gerade erst entwickelt und deren Schädeldecke siebenmal dünner ist als bei einem Erwachsenen, nicht zumuten.“

Man wolle daher, nötigenfalls mit einer Unterschriftensammlung, alles in Bewegung setzten, um das Vorhaben zu verhindern. „Keine dieser Studien ist wissenschaftlich bewiesen“, versuchte Günter Zimpel, Informationsmanager der Deutsche Funkturm GmbH, einer Tochtergesellschaft der Telekom, zu beschwichtigen. Zwar liege das Grundstück der Kita im direkten Empfangsfeld der Strahlung, eine Gefahr bestehe dennoch nicht. „Es handelt sich um eine sogenannte ionisierende Strahlung, deren Werte gerade einmal einen Bruchteil der international gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte erreichen“, so Zimpel.

Vergleiche mit Köln in der Luft zerrissen

Vergleiche mit Großstädten wie Köln wurden von den Bürgern förmlich in der Luft zerrissen. Getreu dem Motto „Nur weil es andere machen, muss es nicht gut sein“ zweifelten sie die vorgestellten Studienergebnisse an und verwiesen ihrerseits auf Auswertungen der WHO. Schließlich sei man, so wurde argumentiert, nicht aufs Land gezogen, um letztlich wieder Strahlungswerte wie in einer Großstadt vorzufinden.

Rund zwei Stunden lang stritten Anwohner und Vertreter der Telekom über das Projekt, bis Ulrich Ley das Wort ergriff. „Die heutigen Reaktionen zeigen, dass wir in unserem Fachausschuss die Entscheidung, das betroffene Grundstück zu vermieten, überdenken müssen. Während dies geschieht, bitte ich die Telekom, einen zweiten Standort für den Mast zu ermitteln, der, möglicherweise mit kleineren Abstrichen, für das Bauvorhaben infrage kommt.“

Ein Vorschlag kam gleich aufs Tapet: Anders als die Kita werde der Sportplatz nur eine Stunde pro Woche von Kindern genutzt. Ein Kompromiss, auf den sich die meisten der Anwesenden wohl einigen könnten, da das Gelände, mit Ausnahme einer Glasfaseranbindung, ebenfalls die meisten Kriterien erfüllt. Schließlich, so hieß es, sei niemand grundlegend abgeneigt, von der modernen Mobilfunktechnik zu profitieren – jedoch nicht um jeden Preis.