Fest im Münstereifeler HöhengebietDas Glückstal-Gefühl ist zurück
Bad Münstereifel-Willerscheid – Das „Glückstal“ rief – und 1000 kamen. Nach zweijähriger Corona-Pause waren die Veranstalter bei der 53. Auflage des Wald- und Wiesenfestes vom großen Zuspruch der Besucher überrascht.
An die 80 Blasmusiker und Blasmusikerinnen sorgten zum Abschluss am Sonntag unterhalb von Willerscheid für einen besonderen Eifelrekord: So viele hatten wohl noch nie den „Böhmischen Traum“ und andere Klassiker der böhmisch-bayrischen Blasmusik gemeinsam gespielt. Dirigentin Gabi Ploetzer und das zum Anlass proklamierte „Glückstal der Blasmusik“ machten es möglich.
Traditioneller Termin am letzten Juli-Wochenende
„Wir haben Musikvereine aus dem weiten Umkreis eingeladen“, berichtete Christian Lethert, Vorsitzender des Blasorchesters St. Cäcilia Mutscheid 1963, deren Aktive das Fest „Glückstal“ zum 53. Mal und traditionell wie immer am letzten Juli-Wochenende organisiert hatten.
„Glückstal“ ist dabei eigentlich der alte Name eines Konzessionsfeldes für den Bleierzabbau, das aufgrund Mitte des 19. Jahrhunderts nachgewiesener Kinderarbeit unter Tage nicht unumstritten war. Es wurde spätestens seit dem 17. Jahrhundert ausgebeutet und war noch bis zu Beginn der 1940er-Jahre in Nutzung.
Übrig geblieben sind heute vor allem ein weiter Platz mitten im Wald und das gemauerte Mundloch zum Rolandstollen. Am vergangenen Wochenende war hier der Arbeitsplatz von Heinz Musculus, verantwortlich für die „Weinlaube“ vor dem heute verschlossenen Bergwerkseingang. Man habe bewusst für das erste „Glückstal“ nach der Juli-Flut 2021 auf Winzer von der Ahr zur Bestückung des Weinausschanks zurückgegriffen, so Christian Lethert. Man wolle so „denen, die dort vom Hochwasser besonders betroffen waren“, ein bisschen Unterstützung geben.
100 Helferinnen packten nach Corona-Pause mit an
Dabei hatten Lethert und die Aktiven von St. Cäcilia bei den Vorbereitungen des ersten „Glückstals“ nach zweijähriger Corona-Pause selbst jede Hilfe nötig. An die 100 Helferinnen und Helfer packten am Ende bei An- und Aufbau und beim Fest mit an. „Ohne die vielen von außerhalb wäre das nicht gegangen“, ist Lethert dankbar. Und dann wurden „1000 Karten verkauft“. Damit hätten sie nun wirklich „nicht gerechnet“, strahlte der Vereinsvorsitzende.
Einer, den man als Helfer nicht groß fragen musste, war zum Beispiel Franz-Josef Schmitz aus Esch, am vergangenen Wochenende einer der Grillmeister für das bei den Gästen wie immer besonders beliebte Schnibbelfleisch. „Ich bin von Anfang an dabei“, so Schmitz, der sich noch an die ersten Jahre des Festes, das mittlerweile zum Inbegriff für ein Sommerfest im Wald rund um Bad Münstereifel geworden ist, erinnern kann.
Der 1963 vom „damaligen Pfarrer und dem Organisten“, so Schmitz, gegründete Musikverein St. Cäcilia hatte 1965 und 1966 die ersten beiden Vereinsfeste noch intern gefeiert, doch dann das Ganze öffentlich gemacht. Seit 1967 findet so immer Ende Juli auf der Wiese im Wald das „Glückstal“ statt.
Viele Stammgäste kommen seit Jahrzehnten zum Fest
„Wir haben hier schon bei Schlamm in Stiefeln gestanden“, meinte Johannes Osterspai aus Reckerscheid, der mit Ehefrau Gabi sowie Marita und Bernd Hochgürtel zum Open-Air-Fest gekommen war. „Das ist für uns eine schöne Tradition geworden“, so Marita Hochgürtel, die als 14-Jährige zum ersten Mal und seitdem immer hier war: „Damals spielten meine Eltern bei Cäcilia mit“, so Hochgürtel zur Erklärung. Unverändert blieb auch für sie seit mehr als 50 Jahren der gut „zehnminütige Fußmarsch hin, zurück etwas langsamer als früher“, so Hochgürtel.
Die Mühe machte sich einige Meter weiter vor dem großen Getränkewagen eine siebenköpfige Clique aus Kommern nicht, deren Mädels teils zum ersten Mal, teils schon öfter hier waren. Sie kenne da eine Geschichte von einem Mann, der einmal nachts von hier aus zu Fuß zurück nach Kuchenheim gegangen sei. Neun Stunden habe der gebraucht, schmunzelte Sabrina Schäfer.
Gruppentaxi statt Fußmarsch für den Rückweg
Ein Fest, das seit 53 Jahren gefeiert wird, bildet eben seine eigenen Mythen. Das Septett hatte das Rückkehrproblem jedenfalls anders gelöst: mit einem vorab bestellten Gruppentaxi.
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„Es ist mitten im Wald, die Stimmung ist gut, die Atmosphäre auch, es passt einfach alles!“ Auch Hubertus Bollig, Mitglied bei „Grüne Hölle Straßfeld“ – kein Verein, keine Clique, aber ein Zusammenschluss aus Interesse am „kulturellen Austausch“, wie sich der Großteil der elfköpfigen Gruppe nach kurzem Brainstorming am Stehtisch einigt – findet das Wald- und Wiesenfest rundum positiv. „Und das Schönste: Am Nachbartisch stehen die Leute aus dem Nachbardorf“, so Bollig wenig überrascht.
Womit klar war: Auch bei der 53. Auflage wollten sich viele von jenseits der Kreisgrenze das besondere Glückstal-Gefühl mit Blasmusik, DJ-Mix und gecovertem Rock’n’Roll von FDH & Bums aus Freilingen nicht entgehen lassen. Zuverlässig ist der Name hier nicht nur Verheißung, sondern Programm.