Hans Meiser in Bad Münstereifel„Ich kann mehr als Frau Katzenberger“
Bad Münstereifel – Hans Meiser, der bekannte ehemalige RTL-Moderator und Journalist, ist zurück in Bad Münstereifel. Ende der 90er Jahre kehrte er nach zehn Jahren der Region den Rücken. Seitdem war der Talkmaster viel unterwegs.
Er schippert sogar als „Direktor“ auf einem Kreuzfahrtschiff über die Weltmeere. Heute schlendert der 70-Jährige gerne durch die Kernstadt oder spaziert mit seinem Mischlingshund auf den Waldwegen.
„Ich habe die Stadt wirklich lieben gelernt. Bei meinem ersten Besuch lag sie im Nebel. Ich hatte das Gefühl, in einer kleinen Modelleisenbahnstadt zu sein. Und irgendwo rauschte ein Bach, den wir zuerst gar nicht fanden. Es war die Erft.“ Es sei heute noch traumhaft schön dort, und schnell in der Stadt Köln sei man auch. Und das ist nicht ganz unwichtig für einen Medienmenschen.
Der Wahl-Münstereifeler war Anchorman der Nachrichtensendung „RTL aktuell“, Moderator der „Notruf“-Sendung und der nach ihm benannten Talkshow „Hans Meiser“.
Rausschmiss nach 26 Jahren bei RTL
Zudem produzierte er Formate wie „Der heiße Stuhl“ oder „Bärbel Schäfer“. In seinen täglichen Talkshows kamen keine Promis, sondern meist normale Bürger zu Wort. Zu besten Zeiten gab es kaum einen Fernsehtag ohne ihn. Seine Talkshows erzielten Marktanteile von bis zu 40 Prozent.
Der in Bad Rothenfelde geborene Talkmaster erhielt Auszeichnungen wie das Bambi, die Goldenen Kamera und den RTL-Publikumslöwen. Nach 26 Jahren kam der Rausschmiss 2010 für ihn völlig überraschend.
„RTL hat mich abgeschossen wie eine Wildsau in der Morgensonne“, kommentierte er damals stocksauer. Er sei immer noch wütend über die Art und Weise, die wenig mit Wertschätzung gemein gehabt habe.
Neue Gesichter im Fernsehen seien zwar wichtig, doch Meiser zählt sich lange noch nicht zum alten Eisen: „Ich kann mehr als Frau Katzenberger. Nur eins kann ich nicht: Mich so gut verkaufen wie sie.“
Kreuzfahrtdirektor auf der MS Hamburg
Seit dem vergangenen Jahr geht er regelmäßig als Kreuzfahrtdirektor auf der MS Hamburg an Bord. Durch das Schwarze Meer bis auf die Bahamas und rund ums Horn von Afrika führten ihn bisher die Routen.
Meiser begleitet bei Landausflügen, moderiert die Künstlerabende und das Bordradio für 400 Passagiere sowie 170 Besatzungsmitglieder. Dass dann für ihn jeden Morgen um halb fünf der Wecker klingelt, sei kein Problem: „Als alter Radiomann mit ganz viel Nachtdiensterfahrung kennt man das.“
Im Alter von 15 Jahren stand er erstmals vor dem Mikrofon, kürzlich moderierte er eine Live-Sendung mit seinem Freund Frank Laufenberg auf „Radio Popstop“. Zudem gab er „den kleinen Mann“ in der ZDF neo-Show „Neo Magazin Royale“ , die von Jan Böhmermann moderiert wird.
Fernseh-Comeback mit eigener Sendung?
Würde er auch wieder mit einer eigenen Sendung ein Fernseh-Comeback feiern? „Natürlich würde ich das gerne tun! Alle Menschen, die TV gemacht haben, haben einen Virus. Wir sind alles kleine Exhibitionisten.“ Quantität mag er allerdings nicht: „Es gibt heutzutage zu viele Fernsehsender. Dadurch ist die Qualität stark verwässert.“
In Bad Münstereifel will er vorerst bleiben, auch seine Ex-Frau und eine seiner Töchter leben hier. Die Kurstadt gefalle ihm immer noch gut, nach der Wandlung zur Einkaufsstadt: „Ich war ja skeptisch, aber die Idee mit dem City-Outlet ist von den Investoren gut umgesetzt worden. Ich glaube, dass ist die einzige Chance, die Stadt am Leben zu erhalten.“
Den Talkmaster wird man hier und da auch mit einem Roller durchs Stadtgebiet flitzen sehen. „Mit ihm fahre ich häufig einkaufen – bei Wind und Wetter.“
So erlebte der Talkmaster das Gladbecker Geiseldrama
Vor 28 Jahren hielt das Gladbecker Geiseldrama die Republik in Atem. Am 16. August 1988 überfielen Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner die Filiale der Deutschen Bank. Während der dramatischen Flucht durch Deutschland und die Niederlande, kaperten die Verbrecher auch einen Linienbus. Zwei Geiseln kamen ums Leben.
Degowski erschoss den 15-jährigen Italiener Emanuele De Giorgi. Die 18-jährige Silke Bischoff wurde nach Behördenangaben durch einen Schuss aus der Waffe von Rösner tödlich verletzt. Die Geiselnahme endete am 18. August 1988 in einer umstrittenen Polizeiaktion auf der A 3 bei Bad Honnef.
Hans Meiser, der für RTL tägig war, rief in der Bankfiliale an, wo sich die Täter verschanzt hatten, um ein Interview mit ihnen zu führen. „Es gab so eine lethargische Phase, da passierte überhaupt nichts“, erinnert er sich an den Tag. Er habe in der Redaktionskonferenz vorgeschlagen, dort anzurufen, um an neue Informationen zu kommen oder mit einer Geisel zu sprechen.
Gerechnet habe er nicht damit, dass jemand den Anruf entgegennimmt: „Ich war total perplex, dass jemand den Hörer abnahm.“ Ob es Rösner oder Degwoski war, weiß er nicht mehr. Ihm seien beim Telefonat gar keine Fragen eingefallen. Etwa 15 Sekunden habe das „ganze Ding“ nur gedauert. „Dass wir das gesendet haben, hat auf jeden Fall für Aufruhr gesorgt.“
Das Verhalten einiger Journalisten, die die Täter interviewten oder ihnen im Tross hinterherfuhren, entfachte eine öffentliche Debatte über Verantwortung und Grenzen des Journalismus. Trotz der Kritik sagt Meiser: „Ich würde es wieder machen.“
Im Sommer 2016 wurde eine Dokumentation zum Geiseldrama an den Originalschauplätzen gedreht. Anschauen will er sich den Film indes nicht. Meiser geht allerdings davon aus, dass „die Nummer da auch eine Rolle spielen wird“. (kir)