Immer mehr Kneipen sterbenDem „Eifeldom“ hat das letzte Stündlein geschlagen
Houverath – 1938 erwarb Josef Koll die Gaststätte im Herzen von Houverath. Der gelernte Kellner aus dem Kreis Ahrweiler, der von allen „der Opa“ genannt wurde, war damals bereits 41 Jahre alt. Auch ein halbes Jahrhundert später stand er noch rüstig im „Eifeldom“ hinter dem Tresen und fragte seine Kunden: „Noch ’n Kölsch?“
Das ist Geschichte. Die goldenen Zeiten, die „der Opa“ noch erlebt hat, sind vorbei. Im zentralen Anlaufpunkt des Höhengebiets-Ortes ist der Gerstensaft inzwischen versiegt und der Klang der Messingglocke verhallt. Die Gaststätte ist geschlossen. Somit setzt sich das Kneipensterben in der Eifel fort.
Zuvor hatten schon Gastronomen und Restaurantbesitzer in Scheuren, Maulbach, Eichen, Lanzerath, Limbach und Wald entnervt das Handtuch geworfen. Das Bier fließt auch nicht mehr in Bad Münstereifel im Amadeus, der Glocke, dem Kamin und der Ratsstube. Die Investoren des City-Outlets haben die Wirtshäuser von den Eigentümern erworben.
In Houverath hat die für Außenstehende überraschende Schließung der einzigen Kneipe im Ort allerdings nichts mit dem Modezentrum in der Kurstadt zu tun. „Wir mussten die Notbremse ziehen“, berichtet Mariette Klose, die die Gaststätte seinerzeit von ihrer vor gut einem Jahr verstorbenen Mutter Agnes Nücken, der Tochter von Josef Koll, übernommen hatte. Der „Eifeldom“ habe die Familie schon lange nicht mehr ernähren können, klagt sie. Daher gehe ihr Mann Heinz auch seit geraumer Zeit einer anderen Beschäftigung nach, um die „Brötchen“ zu verdienen.
Auch die beiden Töchter, so Mariette Klose weiter, hätten keinerlei Ambitionen gehabt, den gastronomischen Betrieb zu übernehmen. Daher habe man sich schweren Herzens zur Schließung entschieden. Jetzt steht die Immobilie an der Eifeldomstraße für knapp 300 000 Euro zum Verkauf.
„Opa“ verdankt dem Gasthaus sein Leben
Die Kicker des SV Houverath, die Mitstreiter der Karnevalsgesellschaft „Fastelovendsjecke“ und die Sparkästchenkunden müssen sich nun ein neues Domizil suchen. Ob es jedoch überhaupt noch mal eine Kneipe in Houverath geben wird, ist eher unwahrscheinlich.
Josef Koll dürfte sich jedenfalls ob dieser Entwicklung im Grab herumdrehen. Denn der „Eifeldom“ hat ihm wohl damals das Leben gerettet. Als er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges eingezogen wurde, musste seine Frau die Kneipe alleine weiterführen. Dazu war sie mit ihren vier kleinen Kindern jedoch nicht in der Lage. Die Schließung der Gaststätte drohte.
Die Münstereifeler Verwaltung fackelte nicht lange und beantragte für Koll eine Zurückstellung vom Kriegsdienst. Mit Erfolg: „Zum Wohle der Allgemeinheit“ stand „der Opa“ wenig später wieder unversehrt hinter dem Tresen.
Den Namen für seine Gaststätte soll er übrigens in Absprach mit dem damaligen Houverather Pfarrer ausgewählt haben. Die ebenfalls 1913 errichtete Pfarrkirche St. Thomas heißt im Volksmund „Eifeldom“. Und da lag es auf der Hand, die Kneipe ebenfalls so zu nennen.