Die Stimmung ist ein bisschen wie im Ally Pally. In Iversheim sind jedoch keine Darts-Profis auf der Bühne, sondern die Männerballette.
WettstreitIn Iversheim zeigen die Männer, wie gut sie tanzen können
Begnadete Männerkörper zaubern akrobatische Körperwelten auf die Bühne, mal neckisch, mal athletisch, mal jung und wild, mal eher gemütlich, mal mit, mal ohne Wurffiguren: Das ist der Herrenballett-Tanzwettbewerb der KG Rot-Weiß Iversheim.
Ein bisschen erinnerte die Stimmung im Dorfsaal an die im legendären Ally Pally bei der Darts-WM in London: Hier wie dort kostümierte Fangruppen der Aktiven, hier wie dort eine Disziplin, der manche jede Ernsthaftigkeit absprechen möchten. Doch wo man dort mit dem kleinen Pfeil das noch kleinere Feld auf der Scheibe treffen soll, ist in Iversheim möglichst genau der auf einen zufliegende Kumpel aufzufangen.
Fürs mehrheitlich weibliche Publikum will was geboten sein. Die Männer müssen bei diesem Einladungsturnier eine Jury aus Vertreterinnen verschiedener Tanzgarden des Stadtgebietes überzeugen, um am Ende mit dem Siegerpokal und 100 Euro Preisgeld zu den nächsten Sessionsterminen fahren zu können.
„Dicke Fööss“ tanzten sich eher geruhsam auf den fünften Platz
„Einmarsch, Programm, Ausmarsch.“ Das gab Sabrina Schnieber, Trainerin der „Dicke Fööss“ aus Altendorf-Ersdorf bei Meckenheim bei der letzten Aufstellprobe vor dem Auftritt vor. Man habe „kurze, große, dicke, dünne, gute und sehr gute Tänzer dabei“, erschallte es aus dem Hintergrund, wo sich ein Dutzend Männer eher gestandenen Alters versammelt hatten. Verglichen mit der Gründergeneration der „Dicke Fööss“ von 2007 mit einem Durchschnittsalter von knapp 50 Jahren sei man heute verjüngt auf um die 46 Jahre.
Dennoch ließen es die „Dicke Fööss“ auf der Bühne etwas geruhsamer angehen. Mal bildeten die Herren armschwingend Donauwellen, mal schwang das Bein, beim Schlussbild formierte man sich zur Pyramide. Die Hauptsache: Spaß dabei. Zusammen mit den „Kühlbachkannen“ aus Lessenich und dem Männerballett Mutscheid belegte man Platz fünf.
„Magic Men“ zeigten als Titelverteidiger wieder eine große Show
Um am Ende des von Peter Kolvenbach moderierten Wettbewerbs aufs „Stockerl“ zu kommen, hätte es mehr bedurft. Mehr an Schritt-Vielfalt, Choreografie, Kostümwahl, an Idee, Ausstrahlung, Synchronität und Akrobatik. Das sah nicht nur die Wertungsjury so. Auch Ulrike und Ursula aus Iversheim, die für diese Zeitung mal Publikumsjury spielten, waren dieser Meinung. Sie gaben den Fööss für Technik drei beziehungsweise zwei, und für die Ästhetik jeweils fünf Punkte.
Deutlich gekonnter als die Darbietung der Herren in den Glitzerwesten war die der Vorjahressieger, der „Magic Men“ der KG Nubbel aus Wüschheim-Büllesheim. Sie erzählten in ihrer Boygroup-Choreografie von einem vermeintlichen teaminternen Aufnahmetest für zwei neue Mitglieder, was zu allerlei erstaunlichen Leistungsnachweisen führte. Gefordert, und dem Publikum auf großen Tafeln angekündigt, waren etwa Hüftschwung und Grobmotorik.
Break Dance, Athletisches, überraschende Hebe- und Sprungfiguren, schnelle Schrittwechsel – das alles sorgte im Saal für Jubel. Auch die Zugabe außerhalb der Wertung war gekonnt. Am Ende gab es Platz zwei. Ulrike gab für Technik zehn, für Ästhetik zwei Punkte: „Weil die keine richtigen Kostüme haben.“ Ursula wertete zweimal mit zehn Punkten.
Die Tanzbären aus Kalkar waren in Iversheim nicht zu schlagen
Besser waren nur die Lokalmatadore, die Tanzbären der IGK Kalkar aus der Nachbarschaft. Sie holten den Pott.
„Ausstattungsmeister“ des Abends aber war das Männerballett Kückhoven aus dem Kreis Heinsberg. Es schleppte ganze Ziegelsteinblöcke (leere Getränkekisten) auf die Bühne, ein großes Bühnenbild mit einer historischen Ansicht des Bergbaudorfs, und fuchtelte mit Utensilien, die an Schornsteinfegerbesen erinnerten. Sollte das Kückhoven anno dazumal sein?
Zwar verwandelte sich einer der Aktiven nach kurzer Umkleidepause hinter dem Bühnenbild unverhofft in einen fliegenden, von den Kumpels getragenen Nikolaus. Doch selbst weihnachtlicher Glanz im Karneval und ein Groß-Transparent des mitgereisten weiblichen Fanclubs im Saal halfen wenig: Am Ende blieb der undankbare vierte Platz. Auch Ulrike und Ursula hielten sich zurück: Es reichte bei ihnen für ein befriedigend plus, würde man sagen.
Die Platzierungen waren ohnehin nicht das Wichtigste. Die Stimmung im Iversheimer Ally Pally des Herrenballetts war bis zum Ende schlicht grandios.
Die Platzierungen
- 1. Tanzbären der IGK Kalkar
- 2. Magic Men der KG Nubbel Wüschheim-Büllesheim
- 3. Dancing Daddies Lindlar vom SV Frielingsdorf
- 4. Männerballett Kückhhoven
- 5. Kühlbachkannen Lessenich
- 5. Männerballett Mutscheid
- 5. Dicke Fööss Altendorf-Ersdorf