Nach der FlutAngela-Gymnasium in Bad Münstereifel will „Schule der Zukunft“ werden
Bad Münstereifel – Zuerst zwei Stunden Unterricht der Klasse 5 im Schulzentrum an der Trierer Straße, dann Videokonferenz mit einer achten Klasse vom Büro der Schulseelsorgerin in Bad Münstereifel aus, anschließend zur Oberstufe in die Jugendherberge nach Rodert düsen: Der Schulalltag für die Lehrer des St.-Angela-Gymnasiums war seit dem Ende der Sommerferien kompliziert und mit hohem logistischen Aufwand verbunden.
Die Flut hatte das Schulgebäude, das in Trägerschaft des Erzbistums Köln steht, stark beschädigt. Keller und Erdgeschoss sind nach wie vor eine einzige Baustelle und momentan aus Brandschutzgründen von einigen Stellen aus nicht zugänglich.
Nach Flut: Wieder Unterricht im Münstereifeler Angela-Gymnasium
Seit dem Ende der Herbstferien findet wieder Unterricht statt. Die Klassenräume in den beiden Obergeschossen waren vom Wasser verschont geblieben. Sie waren aber „tafellos“, weil in den Sommerferien die Schiefertafeln gegen 30 digitale Varianten ausgetauscht werden sollten. Zwölf davon waren, als die Flut kam, im Erdgeschoss gelagert, nur zwei blieben heil.
Für die Oberstufe stehen auf dem bisherigen Sportplatz knapp 40 Container mit einer Gesamtfläche von 500 Quadratmetern zur Verfügung. Auch das Lehrerzimmer findet dort Platz, ist aber deutlich kleiner als das normale.
Da es auch keine Regale für die Arbeitsmaterialien gibt, müssen die Lehrer nicht nur symbolisch zusammenrücken. Die Technik wanderte vom Keller in einen bisherigen Toilettenraum im ersten Stock. Server, die im Keller und Erdgeschoss buchstäblich abgesoffen waren, findet man auch keine mehr im Gebäude – die stehen jetzt in Ratingen, per Cloud greift die Schule darauf zu.
„Wir hatten zwar zuletzt das beste Digitalunterrichtmodell, das sogar an den normalen Unterricht herankam. Aber die Probleme des Digitalunterrichts blieben: Manche können sich verstecken“, sagt Moritz Jonen, Sprecher der Q1. Jetzt gebe es wieder richtige Kommunikation und Interaktion von Mensch zu Mensch. Gleichzeitig habe sich das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern verändert. „Wenn man beim Aufräumen zusammen im Matsch gestanden hat, dann ist das keine Lehrer-Schüler-Situation mehr“, so Jonen.
Auch die Lehrer sind erfreut. „Wenn man im Klassenraum ist, herrscht Normalität“, sagt Isabel Mießeler. Doch so ganz normal ist die Situation dann doch nicht. „Die fünften Klassen, die im Schulzentrum untergebracht sind, sollten nach den Sommerferien einen Brief an ihre früheren Grundschullehrer verfassen, und einige schrieben, dass sie zwar nicht im eigenen Schulgebäude seien, dafür aber stolze Angelaner“, berichtet Mießeler.
Ihr Kollege Kevin Biesen ist erleichtert. „Nach den ganzen Lockdowns fehlte der Kontakt zu anderen Menschen.“ Jetzt herrsche große Freude, dass man wieder zusammen lernen könne. „Das macht den Beruf aus“, so Biesen, der in der ersten Woche feststellte, dass er „liebe, motivierte und hochkonzentrierte“ Schüler vor sich hatte.
Bad Münstereifel: Flutschäden am St.-Angela-Gymnasium machen Unterricht zur Herausforderung
Für die Schulleitung ist die Situation aber immer noch herausfordernd, da vieles im St.-Angela-Gymnasium momentan anders ist. Der Haupteingang über den Schulhof ist nicht erreichbar. Stattdessen erreicht man die Schule über Seiteneingänge. Anstatt auf rund 5000 Schritte pro Schultag kommt die stellvertretende Schulleiterin Carolin Neswadba derzeit auf rund 8000. Die Schulverwaltung wurde provisorisch mit Farbe und Holzboden in den Musikräumen gemütlich gemacht.
Offene Tür
Einen Tag der offenen Tür veranstaltet das St.-Angela-Gymnasium am Freitag, 19. November. „Wir wollen uns trotz der Baustelle nicht verstecken“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Carolin Neswadba. Schulleiter Bernhard Helfer ergänzt: „Der Spirit des St.-Angela-Gymnasiums ist wichtiger als die bauliche Substanz.“
Anmeldungen für die Termine um 14.30 und 16.30 Uhr sind wegen der Hygienevorschriften erforderlich, entweder telefonisch unter 0 22 53/ 5 45 10 oder per E-Mail. (eb)
sekretariat@st-angela.de
Schulleiter Bernhard Helfer gibt zu, dass er und Neswadba mit Sachen konfrontiert werden, die über ihre Kernkompetenz hinausgehen: „Wir wissen doch nicht, ob Basaltkies oder eine Lavabeschichtung besser ist, aber wir müssen entscheiden. Das haben wir nicht gelernt.“ Ganz im Gegensatz zu den „Alltagsproblemen“ an den Schulen. Die habe man schon fast ein wenig vermisst, berichtet Carolin Neswadba.
Die Entscheidungen sind aber wichtig, denn im Gymnasium kommt nun alles auf den Prüfstand. Für das Provisorium gilt: Solange wie nötig, so kurz wie möglich. „Wir wünschen uns so schnell wie möglich ein schönes Gebäude zurück“, sagt Helfer. Aber man habe nun die Chance auf die „Schule der Zukunft“, die nicht nur bildungstheoretische Aspekte beinhaltet, sondern auch Hochwasserschutz. „Schule ist Geist, hier wird Bildung und Erziehung gelebt. Das müssen wir mit den Planern und Architekten auf den Weg bringen – für die Schülergenerationen der Zukunft.“
Natürlich hat Helfer auch Wünsche, die schwierig zu realisieren sind. Das betrifft den Schülerverkehr per Bahn. „Die Signale der Deutschen Bahn sind nicht so präzise, wie wir uns das wünschen.“ Zuletzt hieß es, dass die Erfttalbahn erst Ende 2023 wieder den Betrieb aufnehmen wird.
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Helfer wünscht sich einen durchgehenden Schienenverkehr bis nach Bonn. Dazu müsste aber auch die Verbindung zwischen Bad Münstereifel und Euskirchen beim Wiederaufbau elektrifiziert werden. „Ansonsten wird die Strecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel zur Provinzbimmelbahn.“