Wohnungen in Bad HonnefRIAG will Seniorenzentrum auch für junge Menschen öffnen
Bad Münstereifel – Die Bauten auf der Anhöhe sind markant. Einst als Ferienhaussiedlung konzipiert, wurde die Otterbach seit Ende der 1960er-Jahre als Senioreneinrichtung genutzt. Doch jetzt deutet vieles auf eine erneute Kurskorrektur hin.
„Die große Anlage ist mit Senioren allein nicht zu füllen“, sagt Jakob Walkembach, Sprecher der „RIAG Seniorenzentrum Otterbach“. Die RIAG GmbH aus Bad Honnef hat sich laut Webseite unter anderem auf den Kauf von Seniorenresidenzen spezialisiert. Die RIAG hatte die kurstädtische Einrichtung 2002 übernommen. Dazu gehören 80 stationäre Pflegeplätze und 176 Wohneinheiten.
Wohnlagen in Stadt-Zentren
Senioren bevorzugten heute Wohnlagen im Zentrum einer Stadt, um aktiv am Leben teilhaben zu können. Zudem seien die Hanglage und das damit verbundene Gefälle für ältere Menschen an vielen Stellen schwierig, so der RIAG-Sprecher.
Man wolle nun die Weichen stellen, dass auch jüngere Menschen dort einziehen können, so Walkembach: „Nur so kann man den Standort langfristig erhalten.“ Mit der Belegung der stationären Pflegeplätze sei man zwar zufrieden, eine nur 50-prozentige Auslastung im Bereich der Seniorenwohnungen sei allerdings auf Dauer eindeutig zu wenig.
Flächennutzungsplan
Andere Nutzungen seien jedoch aktuell nicht ganz so einfach zu realisieren. Denn gemäß dem Flächennutzungsplan sei dort zurzeit ausschließlich Seniorenwohnen erlaubt.
Bauland
Mit der Katalog-Nummer 15 kam im Kölner Hilton ein unbebautes Grundstück unterhalb der Otterbach unter den Hammer. 70 Prozent des rund 18 000 Quadratmeter großen Areals, das durch die Ludger-Steinmann-Straße erschlossen werden soll, ist Bauland. „Das Mindestgebot von 15 000 Euro war schnell Makulatur“, so die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG. Der neue Eigentümer sei mit dem Höchstgebot von 181 000 Euro zum Zuge gekommen. Möglich sei dort die Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern. (kir)
Ein Mischgebiet müsste ausgewiesen werden, appelliert Walkembach an die Politik. Dann wären dort allgemeines Wohnen, weitere Dienstleistungen sowie Gewerbebetriebe möglich, die die Bewohner nicht störten. So etwa Gesundheits- und Therapiepraxen. „Es geht nicht darum, dort bauliche Erweiterungen vorzunehmen“, versichert Walkembach. Und auch die stationäre Pflege und betreutes Wohnen sollten weiterhin ein Schwerpunkt der Einrichtung bleiben.
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Die Procuritas hat vor Ort als Kooperationspartner den Pflegebetrieb inne.
Insgesamt 17 Gebäude befinden sich auf dem Gelände des Seniorenzentrums. Darin sind auch Büros der Verwaltung, Kneipp-Abteilungen und ein Frisör-Salon untergebracht. „Die Anlage ist wie ein kleines Dorf“, so Walkembach. Viel Natur sei ein Plus der Einrichtung.
Allerdings gehören nicht mehr alle Gebäude der RIAG. Die Häuser eins bis sechs sowie Haus zwölf seien vor knapp zwei Jahren an die Euskirchener Immobiliengesellschaft „BIF Bauwerk“ verkauft worden, berichtet Stadtsprecherin Marita Hochgürtel. Die vermietete vier Gebäude an die Stadt Bad Münstereifel, um dort Asylbewerber unterzubringen: „Zwei Häuser sind zurzeit belegt.“
Tagespflege
Auch im Pflegebereich will sich das Bad Honnefer Unternehmen neu ausrichten: „Was uns fehlt, ist die Tagespflege“, so Walkembach. Sie sei ein wichtiger Baustein und heutzutage ein Muss für Anbieter im Pflege-Dienstleistungs-Sektor. Im Untergeschoss des Restaurants Eifelblick sei ausreichend Platz für dieses Angebot.
Der Stadtentwicklungsausschuss hat sich in der Zwischenzeit bereits mit dem Antrag des Bad Honnefer Unternehmens befasst. Einstimmig sprach man sich für das Vorhaben aus. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Vorverfahren für die Änderung des Flächennutzungs- und des Bebauungsplans durchzuführen. Man wolle dem Investor keine Steine in den Weg legen, lautete der Tenor.
Verkehrszählung
Das Leverkusener Büro ISA-Plan führte im Auftrag der RIAG eine Zählung in der als Anliegerstraße ausgewiesenen „Otterbach“ durch. Sie ist die einzige Zufahrt zum Seniorenzentrum. Gezählt wurde an drei Tagen im Zeitraum von Februar bis August im vergangenen Jahr.
Täglich befuhren 734 Fahrzeuge die Straße. 388 davon fuhren bis zum Seniorenzentrum. Nach einer Umnutzung sei mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von 643 Fahrzeugen zu rechnen, so die Prognose der Gutachter. „Die Zahl werden wir niemals in der Praxis erreichen“, betonte RIAG-Sprecher Jakob Walkembach. Es handele sich lediglich um eine „Worst-Case-Betrachtung“. Bei der Berechnung sei man von zwei Personen in einer Wohnung ausgegangen. Diese seien jedoch mit 30 bis 50 Quadratmeter eher für Singles und junge Menschen ausgelegt.
Die Gutachter halten die Zahlen für unproblematisch: „Trotz einer zu erwartenden Steigerung der Verkehrsbelastung werden die zulässigen Grenzwerte für Wohnstraßen deutlich unterschritten.“ (kir)