Upendo-Verein vor der AuflösungEx-Sponsor erhebt heftige Vorwürfe gegen Vorsitzende
Bad Münstereifel – 15 Jahre hat der Bad Münstereifeler Verein Upendo Tansania alles daran gesetzt, in Maji ya Chai in Tansania einen Trinkwasserbrunnen zu bohren und eine Krankenstation zu bauen. Die umtriebige Architektin Lilo Langen hat viel Zeit und nach eigener Aussage auch eigenes Geld in das Projekt investiert, das nur noch auf seinen Start wartet. „Am 15. Oktober wird unser hiesiger Verein seine Auflösung beschließen, denn unser Vereinszweck, die Errichtung der Krankenstation, ist erfüllt“, sagt Siegfried Schmalz, seit einigen Jahren stellvertretender Vorsitzender des Vereins.
Doch es gibt heftige Kritik an Lilo Langen und ihrer Vereinsführung. Sie wird von einem Hauptsponsor aus früherer Zeit beschuldigt, Spendengelder nicht ordnungsgemäß verwendet zu haben. Der ehemalige Unternehmer sagt, er habe mit seiner in Süddeutschland ansässigen Firma mehrere Zehntausend Euro zum Bau der Krankenstation beigesteuert.
Lilo Langen und der Vorstand von Upendo Tansania weisen diese Vorwürfe entschieden zurück. Sie, so die Architektin, habe jede einzelne Zahlung ordnungsgemäß und dem Vereinszweck entsprechend verwendet. Das könne sie durch Bankbelege aus Tansania beweisen.
Seit Jahren mit E-Mails bombardiert
Der Ex-Sponsor stütze seine Anschuldigungen auf Aussagen eines tansanischen Mitarbeiters des dortigen Upendo-Ablegers „Lilo-Foundation“, der selbst im Verdacht stehe, nicht ordnungsgemäß gewirtschaftet zu haben. Die in Tansania mit der Verwaltung der Spendengelder beauftragte Anwältin mache mit dem ortsansässigen Manager wohl gemeinsame Sache und verweigere die Übersendung noch ausstehender Bankbelege.
Seit mehreren Jahren, so die Vereinsvorsitzende, die mit Upendo Tansania in der hiesigen Region große Benefizkonzerte zugunsten des Hilfsprojekts veranstaltet hat, werde sie von dem Mann aus Süddeutschland mit E-Mails bombardiert.
Vorwürfe des Ex-Unternehmers
Die darin enthaltenen Anschuldigungen entbehrten jeglicher Grundlage, beteuert sie. Dreh- und Angelpunkt der Probleme vor Ort in Tansania sei der ehemalige Manager der „Lilo-Foundation“. „Er hat das Grundstück, das dem Verein gehört, widerrechtlich verkauft. Wir hatten es gekauft, weil wir dort ein Ärztewohnhaus für die Krankenstation errichten wollten“, so Langen. Sie habe die Original-Besitzurkunden.
Der Tansanier habe nun die fertig eingerichtete Krankenstation an eine christliche Organisation weiterveräußert. Dabei handelt es sich nach Informationen der Redaktion um die „Missionary Sisters of St. Therese of the Child of Jesus“. Doch die Vorwürfe des Ex-Unternehmers gehen noch weiter: Eine für die Krankenstation gestiftete Küche eines hiesigen Küchenstudios hätten er und einige Freunde in einem Haus entdeckt, in dem Lilo Langen in Tansania wohnte.
Zwischenzeitlich inhaftiert
Das sei richtig, so die Bad Münstereifelerin: „Doch als wir die Küchenmöbel bekamen, stand von der Krankenstation nur der Rohbau. Da konnten wir die Küche nicht reinstellen.“ Als die Station fertiggestellt und abschließbar gewesen sei, habe man diese und weitere Küchenmöbel dorthin gebracht. Immer wieder betont Langen, der tansanische Manager habe sie und den Verein hintergangen. Zwar sei der Mann, der zwischenzeitlich inhaftiert gewesen sei, erst einmal freigelassen worden, doch gegen ihn werde wegen weiterer Straftaten im Zusammenhang mit Upendo ermittelt. Der Ex-Unternehmer aus Süddeutschland sei auf den Mann und dessen Aussagen hereingefallen.
Unterdessen hat dieser nicht nur Lilo Langen, sondern auch sämtliche ihm bekannten Vereinsmitglieder informiert. Und er hat, wie Lilo Langen bestätigt, die Steuerfahndung von seinem Verdacht in Kenntnis gesetzt, Langen habe mit einem Geländewagen von Upendo heimlich und an der Steuer vorbei lukrative Safaris in der Serengeti veranstaltet.
Alles korrekt versteuert
Auch das weist die Architektin entschieden zurück. Der Wagen sei ihr Privateigentum. Wenn sie nicht in Tansania weilte, habe offenbar der Manager ihn für Safaris eingesetzt.
Sie habe alles korrekt versteuert und alle Unterlagen durch die Steuerberaterin des Vereins ans Finanzamt übergeben lassen. „Wir haben jede unserer Finanztransaktionen angegeben, sowohl hier in Deutschland als auch in Tansania. Dort sollte ja die Lilo-Foundation als örtlicher Verein den Betrieb der Krankenstation übernehmen. Denn wir haben immer gesagt, dass wir den Bau der Station als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen“, so Langen.
Stiftung beendete ihr Engagement
Mit mehreren 10 000 Euro hat sich auch eine Stiftung aus Süddeutschland an der Fertigstellung der Krankenstation beteiligt, sich jedoch 2018 aus der Förderung zurückgezogen. „Die Stiftung hat den Verein Upendo und das Projekt Krankenstation in Tansania über mehrere Jahre unterstützt“, bestätigte eine Stiftungssprecherin. Dadurch habe sich auch der Kontakt zu dem Ex-Unternehmer ergeben. Der Mann sei auch mehrfach selbst in Tansania gewesen. Die Stiftungssprecherin weiter: „Vor zwei Jahren haben wir unsere Fördertätigkeit aufgrund mehrfacher, für uns nicht transparenter Verzögerungen in der Fertigstellung der Krankenstation eingestellt.
Die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Upendo sind uns bekannt, eine Bewertung oder gar Stellungnahme ist uns aus der Distanz leider nicht möglich.“ Streit oder Differenzen mit der Stiftung, so der Upendo-Vorstand, habe es keine gegeben. Sie habe lediglich ihr Engagement beendet. (bz)
Dagegen habe die Kettenmail, die der Süddeutsche an die Upendo-Mitglieder geschickt habe, 20 Mitglieder dazu bewogen, Upendo zu verlassen. Sie selbst, so Lilo Langen, sei von den Anschuldigungen zermürbt. Aber: „Wir haben gesagt, dass wir die Station bauen. Und das wollen wir auch vollenden.“
Es gebe Ungereimtheiten in den Aussagen des Mannes und der tansanischen Anwältin über die Auszahlung und die Verwendung von Geldern. „Ich habe wohl die Kontrolle über das Projekt verloren“, sagt Lilo Langen. Sie betont aber, dass sie sich nichts habe zuschulden kommen lassen. Der tansanische Upendo-Ableger „Lilo-Foundation“ sei nun gefordert, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen.
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Dass die Übertragung der Krankenstation an die christlichen Schwestern rechtskräftig sei, halten Lilo Langen, ihr Stellvertreter Siegfried Schmalz und Upendo-Schatzmeister Peter Panzer für nicht richtig: Der vor Ort agierende Mann habe nicht die Befugnis gehabt, die Station zu veräußern oder in andere Hände zu übertragen. Das lasse man jetzt mit Hilfe eines tansanischen Anwalts und der tansanischen Polizei klären.