Verfall der GästehäuserDie Kurstadt Bad Münstereifel steckt in der Krise
Bad Münstereifel – Eingeschlagene Fensterscheiben, aus den Angeln gehobene Türen, vergammelte Reklameschilder – das Parkhotel im Schleidpark ist ein Schandfleck. Die idyllisch gelegene Immobilie, die seit Jahren leer steht, verfällt zusehends.
Insider sprechen schon lange von einer Hotel- und Betten-Misere in Bad Münstereifel. Aktuell verschärft sich die Situation weiter: Die Eigentümer des Ambienta-Wellness-Hotels hören aus gesundheitlichen Gründen auf. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Zum Verkauf stehen seit 2015 auch die Oberfollmühle in Eicherscheid und schon seit Jahren das auf dem Roderter Kirchberg gelegene Golf-Hotel Breuer.
Für Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) ist die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos. Sie geht davon aus, dass die Vermarktung des touristischen Angebots durch die Nordeifel Tourismus GmbH (NeT) zunehmend Anfragen von Übernachtungsgästen zeitigt: „Aus meiner Sicht ist es daher unabdingbar, ein attraktives Hotelangebot vorzuhalten.“
Doch genau das ist das Problem. Denn die Zahl der Betten sinkt wegen der Leerstände und Schließungen von Hotels seit Jahren.
Dabei sind die Rahmenbedingungen besser denn je. „In gewisser Weise hat das Outlet Bad Münstereifel wachgeküsst“, sagt Patrick Schmidder, stellvertretender Geschäftsführer der NeT. Dass man dort gut einkaufen könne, spreche sich herum. Für Übernachtungsgäste sei das ein gutes Angebot. Doch in Bad Münstereifel überwiegen die Tagestouristen deutlich. Deren Zahl hat sich seit der Eröffnung des City-Outlets auf zwei Millionen pro Jahr verdoppelt. Allerdings liegen die Übernachtungszahlen nach wie vor im Schnitt bei nur gut zwei Nächten. 50 000 Gäste nächtigen pro Jahr in Betrieben mit mehr als zehn Betten. Weitere 30 000 beziehen Quartier in Ferienwohnungen.
Tagesgäste geben in der Nordeifel laut Schmidder rund 23 Euro pro Tag und Person aus. Übernachtungsgäste in Hotels hingegen 93 Euro, in kleineren Häusern und Ferienwohnungen immerhin noch 66 Euro. Doch wenn die Übernachtungsgäste nicht wissen, wo sie übernachten können, geht diese Rechnung nicht auf.
Preiser-Marian berichtet, dass sie von Interessenten für das Parkhotel, das Goldene Tal und das Haus Tanneck schon Anfragen gehabt habe. Die Pläne seien alle vielversprechend. Mehr könne sie dazu aber noch nicht sagen. Der Verwaltungschefin ist klar, dass sich ein Hotel erst ab einer Bettenzahl von 120 bis 150 rentabel betreiben lässt. Die Krux sei, dass die Münstereifeler Hotels allesamt eine geringe Kapazität hätten und sich deshalb nur schwierig vermarkten ließen: „Neben dem Wellness- und Sportaspekt spielen aus meiner Sicht Tagungen eine große Rolle. Wir können Businesskunden aus den Großstädten nur mit einem derartigen Angebot in die Kurstadt locken.“
Bestandsanalyse der Hotelsituation
Parkhotel
Das desolate Haus im Schleidpark gehört einem Aachener Architekten. Der Grund und Boden der Stadt Münstereifel. Laut Bürgermeisterin kommt der Erbpächter seinen Zahlungen zwar nach, aber: „Leider sind uns hier im Moment noch die Hände gebunden. Der Pächter hat dem Rat bisher nur die Unterbringung von Flüchtlingen und die Nachnutzung des Hotels als Ferienwohnungen vorgeschlagen.“ Ein attraktives Modell, also die weitere Nutzung als Hotel, habe der Pächter noch nicht vorgestellt.
Golf-Hotel Breuer
Das auf dem Radberg über den Zinnen von Bad Münstereifel gelegene Hotel mit dem einstigen Café Dachsbau steht seit Jahren leer. Der Eigentümer, Helmut Breuer, will die Immobilie verkaufen. Ein Käufer ist allerdings nicht in Sicht.
Ambienta-Wellness-Hotel
Die an der Sebastian-Kneipp-Promenade gelegene Immobilie hat ein viergeschossiges Hauptgebäude sowie einen Anbau mit Schwimmbad und einer Sauna-Anlage. Die Eigentümer wollen aufhören und versuchen seit etwa einem Jahr, das Hotel zu verkaufen – bislang vergeblich. Es gab eine Anfrage eines Münstereifeler Investors, der eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten unter einem Dach schaffen wollte. Die Politiker sprachen sich dagegen aus. Man wolle nicht ein weiteres Filetstück im innerstädtischen Kurgebiet und ein weiteres Hotel verlieren, hieß es.
Oberfollmühle
Seit 1978 betreibt Katharina Krey mit ihrem Mann das Haus in Eicherscheid. „Wir sind beide in gesetztem Alter und möchten das Hotel verkaufen“, sagt die 70-Jährige: „Wir wollen den Absprung schaffen.“ Nachfolger gebe es keine: „Die Jugend hat kein Interesse mehr an der Gastronomie. Das ist mit zu viel Arbeit und Aufwand verbunden.“ Die Oberfollmühle sei zwar noch geöffnet, allerdings nur noch zu eingeschränkten Zeiten. „Die Leute fliegen doch lieber in Urlaub. Bad Münstereifel ist etwas für Ältere, die es ruhig haben wollen“, meint Katharina Krey. Die Kölner Makler Engel & Völkers wollen für das „Charmante Hotel nähe Outlet“ mit 25 Zimmern 725 000 Euro haben.
Historisches Kurhaus
Das Historische Kurhaus ist ein klassischer Ausreißer der Bad Münstereifeler Hotel-Krise. „Unsere Auslastung ist hervorragend“, freut sich Eigentümer Uli Corsten: „Eigentlich wollten wir kein Hotel betreiben. Doch jetzt sind wir froh, dass wir Betten haben.“ In der ersten Etage im Bereich der ehemaligen Praxis von Dr. Helga Pischel seien sieben Zimmer mit 14 Betten und in der dritten Etage elf Zimmer mit 21 Betten geschaffen worden. Die zweite Etage haben die Eigentümer an Heino und Hannelore vermietet.
„Das City-Outlet bringt uns mehr Kunden. Jetzt besuchen uns Geschäftsreisende und Shopper, für die wir maßgeschneiderte Angebote haben“, so Corsten.
Und weil die Geschäfte aktuell so gut laufen, hat er große Pläne: „Wir wollen im Bereich der ehemaligen Liegehalle einen Anbau errichten. Dort könnten weitere 25 Zimmer entstehen.“ Die Nachfrage sei definitiv vorhanden. Eine entsprechende Bauvoranfrage hat Corsten bereits bei der Stadt Bad Münstereifel gestellt. Damit wird sich die Politik bald beschäftigen.