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Anwohner in SorgeWildschweine verwüsten Gärten in Bad Münstereifel

Lesezeit 3 Minuten
Siegfried Bauer (v.l.), Viola Pöschke-Bauer und Dieter Temming stehen im von Wildschweinen verwüsteten Garten der Bauers am Finkenweg in Bad Münstereifel.

„Umgegraben“ wurde der Garten von Siegfried Bauer (v.l.) und Viola Pöschke-Bauer, hier mit Dieter Temming.

Wildschweine suchen die Gärten am Finkenweg, Sperlingsweg und an der Straße Otterbach heim. Stadt und Kreis können aber nichts tun.

Für den Obelix, der – schon leicht verblasst – auf einem Spielhaus für Kinder aufgezeichnet ist, wären sie ein Festmahl. Für Siegfried Bauer und seine Frau Viola Pöschke-Bauer, in deren Garten am Finkenweg in Bad Münstereifel das Häuschen steht, sind sie aber eine Plage. Genau wie für ihren Nachbarn Alois Weitz und für Dieter Temming, der an der Straße Otterbach wohnt. Betroffen sind auch Anwohner des Sperlingswegs.

Dass Wildschweine im angrenzenden Waldgebiet, das sich bis zum Hubertusweg im Osten und der Ashfordstraße im Süden erstreckt, leben, ist bekannt; dass sie immer wieder die Gärten verwüsten auch. Aber in den vergangenen Wochen sei es besonders schlimm, berichtet Siegfried Bauer: „Da toben sie sich aus.“ „Früher war das nur partiell, aber jetzt ist alles zerstört“, sagt seine Frau. „Die haben alles vertikutiert“, scherzt Temming. Das Plateau im Garten der Bauers wurde einmal umgegraben. Und die Nachbargärten sehen nicht besser aus.

Neubaugebiet eine der Ursachen?

Als eventuelle Ursache dafür, dass es schlimmer geworden ist, machen die Anwohner zwei Gründe aus: Zum einen wird am Hubertusweg gearbeitet, dort sei es laut. Und dann ist im Westen ein Neubaugebiet entstanden, wodurch sich die Tiere, so die Vermutung, eingeengt fühlen.

Ein von Wildschweinen verwüsteter Garten in Bad Münstereifel. Im Hintergrund ist ein Kinder-Spielhaus zu sehen, auf das eine Obelix-Figur gezeichnet wurde.

Für Obelix wären die Wildschweine ein Festmahl, doch die Anwohner des Finkenwegs haben Angst vor den Tieren.

Die Wildschweine kommen dabei den Menschen gefährlich nahe. Ein achtjähriger Junge, der mit dem Rad nach Hause kam, wurde von einem Wildschwein in der Hausauffahrt überrascht. Morgens, als ein Nachbar gegen 6.30 Uhr zur Arbeit fahren wollte, liefen drei Wildschweine über die Straße. Und sie nähern sich auch den Zäunen, wenn auf der anderen Seite Menschen sind. Vertreiben lassen sich die Tiere nicht.

Die Angst ist da

Bisher ist es nur bei Sachbeschädigungen geblieben. „Im vergangenen Jahr musste ich zweimal den Zaun reparieren“, sagt Bauer. Versichert ist er nicht. Und die Angst ist da. „Ich muss zweimal am Tag mit dem Hund raus, da hat man schon ein mulmiges Gefühl“, meint Weitz.

Ein Blick von oben auf zwei Gärten in Bad Münstereifel, die einmal komplett und einmal teils von Wildschweinen verwüstet wurden.

Wildschweine haben diverse Gärten in Bad Münstereifel heimgesucht. Die Sachbeschädigungen sind enorm.

„Wir wollen nicht abwarten, bis was passiert“, sagt Siegfried Bauer. Er hat Unterschriften von 14 Familien am Finkenweg und der Straße Otterbach gesammelt und an das Ordnungsamt der Stadt Bad Münstereifel und die Untere Jagdbehörde des Kreises Euskirchen gesendet. Die Anwohner bitten konkret um Hilfe, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen. Auch Elektrozäune wollen sie nicht aufstellen, weil in ihren Gärten Kinder spielen.

Jagen nicht erlaubt

Bejagt werden können die Wildschweine nicht. Das bestätigt auch der Kreis Euskirchen. „Der Jagdausübungsberechtigte darf in seinem Bereich grundsätzlich jagen, allerdings nicht in befriedetem Gebiet“, sagt Kreispressesprecher Sven Gnädig. Und dazu gehört das Wohngebiet. „Die Eigentümer müssen ihr Eigentum selbst schützen“, so Gnädig weiter.

„Aber kann man die Tiere nicht wegtreiben?“, fragt Viola Pöschke-Bauer. Eine Treibjagd sei nicht möglich, teilte die Stadt Bad Münstereifel mit. „Nur wenn Gefahr im Verzug ist und die Untere Jagdbehörde die Bejagung anordnet, besteht diese Möglichkeit“, schreibt die Stadt. Die Anforderungen seien aber sehr hoch, etwa um Tollwut oder die Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern. „Das ist hier nicht gegeben“, so die Stadt.

Die Stadt schließt sich dem Kreis an: Die Eigentümer müssen ihre Grundstücke absichern. „Dies kann etwa durch geeignete Duftstoffe, entsprechende Elektroweidezäune oder Luftballons am Zaun, deren Bewegungen die Tiere meist abschrecken, geschehen“, heißt es.